Langzeit-EKG: Was zeigt die Auswertung?

Langzeit-EKG: Was zeigt die Auswertung?

05.11.2025

PD Dr. med. Witold Polanski

Ein Langzeit-EKG ist eine medizinische Untersuchung, bei der die elektrische Aktivität des Herzens über einen längeren Zeitraum, meist 24 Stunden, manchmal auch länger, aufgezeichnet wird. Ziel ist es, Herzrhythmusstörungen oder andere Auffälligkeiten im Herzschlag zu erkennen, die bei einer kurzen Untersuchung oft unentdeckt bleiben.

Wie funktioniert ein Langzeit-EKG?

Bei dieser Untersuchung werden kleine Elektroden auf die Haut im Brustbereich geklebt. Diese sind über dünne Kabel mit einem kleinen Aufnahmegerät verbunden, das bequem am Gürtel oder um den Hals getragen werden kann. Das Gerät zeichnet rund um die Uhr die elektrischen Signale des Herzens auf. Die Untersuchung findet im normalen Alltag statt, also zu Hause, bei der Arbeit oder bei Freizeitaktivitäten. So lassen sich Herzprobleme erfassen, die vielleicht nur gelegentlich auftreten und bei einem kurzen EKG in der Arztpraxis nicht sichtbar wären.

Die Daten werden nach dem Ende der Aufzeichnung von einer Ärztin oder einem Arzt ausgewertet. Dabei wird genau geprüft, ob ungewöhnliche Herzrhythmen, Pausen im Herzschlag oder andere Auffälligkeiten vorliegen.

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Wann wird ein Langzeit-EKG eingesetzt?

Ein Langzeit-EKG kommt immer dann zum Einsatz, wenn der Verdacht auf Herzrhythmusstörungen besteht, die nicht ständig vorhanden sind. Häufige Gründe sind zum Beispiel anfallsartiges Herzrasen, plötzlicher Schwindel, Ohnmachtsanfälle oder das Gefühl von „Aussetzern“ beim Herzschlag. Auch zur Kontrolle nach einer Herzoperation oder bei der Einstellung bestimmter Medikamente kann diese Untersuchung sinnvoll sein.

Nicht selten berichten Menschen von Beschwerden, die nur selten auftreten, etwa nachts oder bei bestimmten Aktivitäten. Ein normales EKG in der Praxis dauert meist nur wenige Sekunden und kann solche Ereignisse leicht übersehen. Durch die längere Aufzeichnung im Alltag steigt die Chance, die Ursache der Beschwerden zu finden.

Was bedeutet das Ergebnis eines Langzeit-EKGs?

Die Auswertung zeigt, wie regelmäßig das Herz schlägt, ob es zu schnellen oder langsamen Phasen kommt und ob einzelne Schläge aus der Reihe tanzen. Manchmal werden sogenannte Extrasystolen entdeck. Das sind zusätzliche Herzschläge, die meist harmlos sind. In anderen Fällen kann das Langzeit-EKG Hinweise auf ernstere Rhythmusstörungen geben, die behandelt werden sollten.

Viele Menschen sorgen sich, wenn sie den Begriff Langzeit-EKG im Arztbrief lesen. Die Untersuchung selbst ist aber völlig schmerzfrei und ungefährlich. Sie dient in erster Linie dazu, Klarheit zu schaffen, ob das Herz normal arbeitet oder ob eine weitere Abklärung oder Behandlung notwendig ist.

Muss man sich Sorgen machen, wenn ein Langzeit-EKG verordnet wird?

Allein die Anordnung eines Langzeit-EKGs bedeutet nicht automatisch, dass eine schwere Herzerkrankung vorliegt. Oft handelt es sich um eine reine Vorsichtsmaßnahme oder um eine gezielte Suche nach der Ursache bestimmter Symptome. Viele Befunde sind harmlos und benötigen keine Behandlung. Sollte tatsächlich eine behandlungsbedürftige Rhythmusstörung entdeckt werden, gibt es heute zahlreiche Möglichkeiten, diese gezielt zu therapieren.

Wichtig ist, während der Aufzeichnung den gewohnten Tagesablauf beizubehalten. So können die Daten am besten mit den tatsächlichen Beschwerden in Verbindung gebracht werden. Bei auftretenden Symptomen wie Herzrasen, Schwindel oder Brustschmerzen lohnt es sich, diese in einem mitgegebenen Protokoll zu notieren. Das hilft der Ärztin oder dem Arzt später, die Aufzeichnungen besser zu interpretieren.

Was ist bei einem Langzeit-EKG zu beachten?

Die Elektroden und das Aufnahmegerät dürfen nicht nass werden, daher sollte während der Untersuchung auf Duschen oder Baden verzichtet werden. Körperliche Bewegung ist erlaubt und sogar erwünscht, weil sich so mögliche Belastungsreaktionen des Herzens zeigen. Es empfiehlt sich, lockere Kleidung zu tragen, damit die Elektroden nicht verrutschen. Nach dem Ende der Aufzeichnung werden die Geräte in der Praxis abgegeben und die Auswertung erfolgt meist innerhalb weniger Tage.

Störquellen wie starke Magnetfelder oder elektrische Geräte in unmittelbarer Nähe können das Signal beeinflussen, sind im Alltag aber selten ein Problem. Bei Fragen zur Handhabung gibt das medizinische Personal eine genaue Einweisung.

Was passiert nach dem Langzeit-EKG?

Je nach Ergebnis entscheidet die Ärztin oder der Arzt, ob weitere Untersuchungen notwendig sind oder ob alles in Ordnung ist. Häufig genügt ein einziges Langzeit-EKG, um Entwarnung zu geben. In manchen Fällen sind zusätzliche Tests wie ein Belastungs-EKG oder eine Ultraschalluntersuchung des Herzens sinnvoll, falls Auffälligkeiten entdeckt wurden.

Die Untersuchung selbst ist risikofrei und kann beliebig oft wiederholt werden, falls sich die Beschwerden ändern oder erneut abgeklärt werden müssen. Für viele Menschen bringt das Langzeit-EKG die beruhigende Gewissheit, dass das Herz zuverlässig arbeitet – oder es ermöglicht, im Bedarfsfall gezielt zu handeln.

Wissenschaftliche Quellen

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BITTE BEACHTEN

Dieser Artikel dient ausschließlich der allgemeinen Information und kann nicht das persönliche Gespräch mit einer Ärztin oder einem Arzt ersetzen. Für eine individuelle Diagnose, Therapieempfehlung und Behandlung konsultieren Sie bitte immer medizinisches Fachpersonal.

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