Lamotrigin ist ein Arzneimittel, das vor allem zur Behandlung von Epilepsie und bestimmten Formen von Depressionen eingesetzt wird. Es gehört zu den sogenannten Antikonvulsiva, also Medikamenten, die das Risiko von Krampfanfällen senken.
Wie wirkt Lamotrigin im Körper?
Das Präparat beeinflusst die Aktivität von Nervenzellen im Gehirn. Normalerweise werden dort elektrische Impulse über sogenannte Botenstoffe weitergeleitet. Bei Menschen mit Epilepsie oder bestimmten psychischen Erkrankungen ist dieses Gleichgewicht gestört, was zu plötzlichen Entladungen führen kann, entweder als Anfall oder als Stimmungsschwankung. Lamotrigin sorgt dafür, dass diese Übererregbarkeit der Nervenzellen gedämpft wird. Es blockiert spezielle Kanäle, durch die Natrium in die Zellen einströmt. Dadurch werden zu starke elektrische Signale unterdrückt und die Wahrscheinlichkeit für einen Anfall oder starke Stimmungsschwankungen sinkt.
Wann wird Lamotrigin verschrieben?
Das Medikament kommt in erster Linie bei zwei Erkrankungen zum Einsatz: Epilepsie und bipolare Störung.
Bei Epilepsie hilft Lamotrigin, die Häufigkeit und Schwere von Anfällen zu verringern. Es eignet sich für Erwachsene, Jugendliche und auch für Kinder ab einem bestimmten Alter. Manchmal wird es als alleiniges Mittel verschrieben, oft aber auch in Kombination mit anderen Antiepileptika.
Bei der bipolaren Störung, einer Erkrankung mit abwechselnden Phasen von Depression und Hochstimmung, dient Lamotrigin vor allem dazu, depressive Phasen zu verhindern. Es wird meist dann eingesetzt, wenn andere Medikamente nicht ausreichend wirken oder nicht vertragen werden.
In seltenen Fällen kann Lamotrigin auch bei anderen Erkrankungen wie bestimmten Schmerzsyndromen oder als Zusatztherapie bei anderen psychischen Störungen verordnet werden. Das geschieht jedoch nur nach sorgfältiger Abwägung durch Fachärztinnen oder Fachärzte.
Was bedeutet die Einnahme für den Alltag?
Wer Lamotrigin einnimmt, sollte wissen, dass die Behandlung langsam beginnt. Die Dosis wird schrittweise gesteigert, um Nebenwirkungen zu vermeiden. Gerade zu Beginn ist Geduld gefragt, da die volle Wirkung oft erst nach einigen Wochen eintritt. Die Tabletten müssen regelmäßig und möglichst immer zur gleichen Tageszeit eingenommen werden.
Wichtig ist, die Einnahme nicht eigenmächtig abzubrechen. Ein plötzliches Absetzen kann zu schweren Anfällen oder Rückfällen führen. Wenn eine Dosis vergessen wurde, sollte nicht einfach die doppelte Menge nachgeholt werden. Im Zweifel empfiehlt sich die Rücksprache mit der behandelnden Ärztin oder dem Arzt.
Welche Nebenwirkungen können auftreten?
Wie bei jedem Medikament kann es auch bei Lamotrigin zu unerwünschten Wirkungen kommen. Die meisten Menschen vertragen das Mittel gut, doch es gibt einige Dinge zu beachten. Zu den häufigeren Nebenwirkungen zählen Kopfschmerzen, Schwindel, Müdigkeit oder Magen-Darm-Beschwerden wie Übelkeit. Manche berichten über Schlafprobleme oder Hautausschlag.
Besonders aufmerksam sollte man bei Hautveränderungen sein. In seltenen Fällen kann Lamotrigin ernste allergische Reaktionen der Haut auslösen. Bei Ausschlägen, Blasenbildung oder Fieber sollte sofort ärztlicher Rat eingeholt werden. Das Risiko ist am höchsten zu Beginn der Behandlung oder wenn die Dosis zu schnell gesteigert wird.
Auch Wechselwirkungen mit anderen Medikamenten sind möglich. Es empfiehlt sich, bei jedem neuen Medikament die behandelnde Person zu informieren.
Typische Sorgen und Fragen rund um Lamotrigin
Gerade bei der ersten Verordnung tauchen viele Fragen auf. Ist das Medikament sicher? Wie lange muss es eingenommen werden? Was passiert, wenn ein Kinderwunsch besteht oder eine Schwangerschaft eintritt?
Die meisten Menschen nehmen Lamotrigin über einen längeren Zeitraum ein. Die genaue Dauer hängt von der Erkrankung und dem Verlauf ab. Ein Absetzen erfolgt immer in Absprache mit der behandelnden Fachperson und wird langsam ausgeschlichen.
In der Schwangerschaft ist besondere Vorsicht geboten. Lamotrigin kann, wie viele Antiepileptika, das Risiko für Fehlbildungen leicht erhöhen. Gleichzeitig ist es aber oft das Mittel der Wahl, weil es im Vergleich zu anderen Medikamenten als relativ sicher gilt. Eine sorgfältige Planung und Überwachung ist wichtig. Wer einen Kinderwunsch hat, sollte dies frühzeitig mit der Ärztin oder dem Arzt besprechen.
Auch die Frage nach der Fahrtüchtigkeit ist berechtigt. Zu Beginn der Behandlung oder bei Dosisänderungen kann es zu Schwindel oder Müdigkeit kommen. In dieser Zeit sollte auf das Autofahren oder das Bedienen von Maschinen verzichtet werden.
Was tun bei Unsicherheiten?
Bei Unsicherheiten, Nebenwirkungen oder Fragen zur Einnahme lohnt sich immer das Gespräch mit der behandelnden Ärztin oder dem behandelnden Arzt. Auch Apotheken können beraten, wenn es um Wechselwirkungen oder praktische Fragen zur Einnahme geht. Wer das Medikament regelmäßig nimmt und gut verträgt, kann meist ein weitgehend normales Leben führen.
Lamotrigin ist ein bewährtes Arzneimittel, das vielen Menschen hilft, ihr Leben wieder selbstbestimmter und sicherer zu gestalten. Ein gutes Verständnis für die Wirkung und den Umgang mit dem Medikament nimmt vielen die Angst und erleichtert den Alltag.
Wissenschaftliche Quellen
Tomson T, Battino D, Bonizzoni E, Craig J, Lindhout D, Perucca E, et al. Comparative risk of major congenital malformations with antiepileptic drugs: an analysis of the EURAP registry. Lancet Neurol. 2018;17(6):530–538. doi:10.1016/S1474-4422(18)30107-8