Labyrinthitis – Wenn das Gleichgewicht streikt

Labyrinthitis – Wenn das Gleichgewicht streikt

PD Dr. med. Witold Polanski

Was bedeutet Labyrinthitis?

Labyrinthitis bezeichnet eine Entzündung des sogenannten Labyrinths im Innenohr – einer Region, die für das Gleichgewicht und das Hören verantwortlich ist. Durch diese Entzündung kommt es häufig zu plötzlichem Schwindel, Hörproblemen und manchmal auch zu Ohrgeräuschen.

Wenn das Gleichgewicht plötzlich verrücktspielt

Das Innenohr ist ein hochkomplexes System. Es besteht aus mehreren miteinander verbundenen Hohlräumen und Kanälen, die gemeinsam als Labyrinth bezeichnet werden. Dort sitzen nicht nur die Hörschnecke, sondern auch die sogenannten Bogengänge, die jede Bewegung des Kopfes registrieren. Wird dieses empfindliche System durch eine Entzündung gestört, kann das zu heftigen Gleichgewichtsstörungen führen. Oft fühlt sich alles an, als würde sich der Raum drehen – ein Zustand, der als Drehschwindel beschrieben wird. Häufig kommen Übelkeit und sogar Erbrechen hinzu, weil das Gehirn die widersprüchlichen Signale aus dem Innenohr nicht verarbeiten kann.

Neben dem Schwindel können auch Hörminderung und Ohrgeräusche auftreten. Das liegt daran, dass das Labyrinth direkt mit der Hörschnecke verbunden ist. Manchmal entwickelt sich die Labyrinthitis aus einer harmlosen Erkältung heraus, wenn Viren oder Bakterien vom Nasen-Rachen-Raum ins Ohr aufsteigen. Es kann aber auch eine Mittelohrentzündung vorausgehen, die sich auf das Innenohr ausweitet.

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Typische Symptome und Verlauf

Eine Labyrinthitis beginnt oft sehr plötzlich. Innerhalb weniger Stunden kann starker Schwindel einsetzen, der das Gehen oder Stehen fast unmöglich macht. Viele Betroffene haben das Gefühl, „den Boden unter den Füßen zu verlieren“. Dazu kommen oft einseitige Hörprobleme, ein dumpfes Gefühl im Ohr oder ein Pfeifen. In manchen Fällen treten auch Kopfschmerzen, Fieber oder ein allgemeines Krankheitsgefühl auf.

Die Beschwerden sind meist am Anfang am schlimmsten und bessern sich im Verlauf von Tagen bis Wochen. Bei unkomplizierten Verläufen klingt der Schwindel nach einigen Tagen ab, während das Hörvermögen oft langsam zurückkehrt. In seltenen Fällen kann es zu bleibenden Hörminderungen kommen.

Ist eine Labyrinthitis gefährlich?

Die Diagnose Labyrinthitis löst häufig große Unsicherheit aus. Viele fragen sich, ob bleibende Schäden drohen oder ob das Gleichgewicht dauerhaft gestört bleibt. In den allermeisten Fällen heilt eine Labyrinthitis folgenlos aus, besonders wenn sie früh erkannt und behandelt wird. Allerdings gibt es auch schwere Verläufe, bei denen das Hörvermögen dauerhaft beeinträchtigt bleibt oder chronischer Schwindel zurückbleibt.

Besonders aufmerksam sollte man werden, wenn zusätzlich zu den Gleichgewichtsstörungen Lähmungen im Gesicht, starke Kopfschmerzen, Doppelbilder oder Bewusstseinsstörungen auftreten. Das können Hinweise auf andere, schwerwiegende Erkrankungen sein, die rasch ärztlich abgeklärt werden müssen.

Ursachen und Risikofaktoren

Meistens wird die Entzündung durch Viren ausgelöst, zum Beispiel im Rahmen einer Grippe oder eines Infekts der oberen Atemwege. Seltener sind Bakterien verantwortlich, etwa als Komplikation einer unbehandelten Mittelohrentzündung. Auch bestimmte Autoimmunerkrankungen oder Verletzungen im Kopfbereich können das Innenohr in Mitleidenschaft ziehen.

Ein geschwächtes Immunsystem, chronische Nasennebenhöhlenentzündungen oder anatomische Besonderheiten begünstigen das Auftreten einer Labyrinthitis. In seltenen Fällen kann auch eine Reaktion auf Medikamente oder eine allergische Entzündung das Labyrinth betreffen.

Behandlung und Therapie

Die Behandlung richtet sich nach der Ursache der Entzündung. Bei einer viralen Labyrinthitis stehen die Linderung der Beschwerden und die Unterstützung der Heilung im Vordergrund. Ruhe, ausreichend Flüssigkeit und das Vermeiden plötzlicher Bewegungen helfen dem Körper, sich zu erholen. Medikamente gegen Schwindel und Übelkeit können die akuten Symptome abmildern und den Alltag erträglicher machen.

Sind Bakterien nachweislich beteiligt, kommen gezielt Antibiotika zum Einsatz. In schweren Fällen oder bei drohenden Komplikationen erfolgt die Behandlung im Krankenhaus. Kortisonpräparate werden manchmal verordnet, um die Entzündung einzudämmen und eine Schädigung des Hörnervs zu verhindern.

Nach der akuten Phase hilft oft ein gezieltes Gleichgewichtstraining, um das Zusammenspiel von Augen, Gleichgewichtsorgan und Muskulatur wiederherzustellen. Spezielle Übungen, angeleitet durch Physiotherapeutinnen oder Physiotherapeuten, unterstützen die vollständige Erholung.

Worauf achten, wenn der Verdacht besteht?

Bei plötzlich einsetzendem, starkem Schwindel, verbunden mit Hörverlust oder Ohrgeräuschen, sollte immer ärztlicher Rat eingeholt werden. Besonders wichtig ist das, wenn Fieber, starke Kopfschmerzen oder ein schlechtes Allgemeinbefinden dazukommen. Je früher die Ursache gefunden wird, desto besser lassen sich Komplikationen vermeiden.

Wer bereits eine Labyrinthitis durchgemacht hat, kann mit einfachen Maßnahmen Rückfällen vorbeugen: Ausreichend Schlaf, das Vermeiden von Infekten und ein bewusster Umgang mit dem eigenen Körper stärken das Immunsystem und schützen das empfindliche Gleichgewichtssystem im Innenohr.

Eine Labyrinthitis ist zwar unangenehm und oft beängstigend, doch mit der richtigen Behandlung und etwas Geduld stehen die Chancen auf vollständige Genesung in den meisten Fällen sehr gut.

BITTE BEACHTEN

Dieser Artikel dient ausschließlich der allgemeinen Information und kann nicht das persönliche Gespräch mit einer Ärztin oder einem Arzt ersetzen. Für eine individuelle Diagnose, Therapieempfehlung und Behandlung konsultieren Sie bitte immer medizinisches Fachpersonal.

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