Krankenhausphobie: Wenn Angst Behandlungen verhindert

Krankenhausphobie: Wenn Angst Behandlungen verhindert

PD Dr. med. Witold Polanski

Krankenhausphobie bezeichnet eine ausgeprägte Angst oder sogar Panik vor Krankenhäusern, medizinischen Untersuchungen oder Behandlungen, die oft schon beim Gedanken an einen Klinikaufenthalt auftritt.

Wenn allein der Gedanke an ein Krankenhaus Angst macht

Nicht wenige Menschen kennen das beklemmende Gefühl, das sich in der Magengegend breitmacht, sobald sie ein Krankenhaus betreten. Für manche ist es ein leichtes Unwohlsein, für andere entwickelt sich daraus eine regelrechte Angststörung. Diese sogenannte Krankenhausphobie, im medizinischen Sprachgebrauch auch als Nosokomephobie bezeichnet, kann dazu führen, dass Arztbesuche oder notwendige Behandlungen so lange wie möglich hinausgezögert oder sogar komplett vermieden werden. Die Angst kann sich auf verschiedene Situationen beziehen – auf die sterile Umgebung, den Geruch, die Vorstellung von Spritzen, Operationen oder einfach auf die Begegnung mit Krankheit und Leid.

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Wie zeigt sich eine Krankenhausphobie?

Die Symptome sind vielfältig. Oft schlägt das Herz schneller, die Hände werden feucht, Schweiß bricht aus. Manchmal kommen Übelkeit, Zittern oder sogar Kreislaufprobleme dazu. Schon der Gedanke an einen anstehenden Krankenhausbesuch reicht aus, um Unruhe, Schlafstörungen oder Panikattacken auszulösen. Viele versuchen dann, Ausreden zu finden, um einen Termin abzusagen, oder sie verlassen das Krankenhaus vorzeitig, obwohl eine medizinische Behandlung noch notwendig wäre. Manche berichten, dass die Angst so groß wird, dass sie sich körperlich krank fühlen, noch bevor sie überhaupt einen Fuß in die Klinik gesetzt haben.

Woher kommt diese Angst?

Die Ursachen für eine Krankenhausphobie sind unterschiedlich. Manche Menschen haben in der Vergangenheit schlechte Erfahrungen gemacht – etwa bei schmerzhaften Untersuchungen, langen Aufenthalten oder dem Verlust eines Angehörigen im Krankenhaus. Aber auch Erzählungen aus dem Umfeld, Berichte in den Medien oder die allgemeine Unsicherheit vor dem Unbekannten können eine Rolle spielen. Häufig ist es eine Mischung aus Kontrollverlust, Angst vor Schmerzen oder schlechten Nachrichten, die die Phobie verstärken. Nicht selten entwickeln sich solche Ängste schleichend und werden mit der Zeit immer stärker, besonders wenn sie nicht angesprochen oder bearbeitet werden.

Ist eine Krankenhausphobie schlimm?

Die Angst vor Krankenhäusern ist an sich nichts Ungewöhnliches. Problematisch wird es, wenn die Furcht so groß wird, dass wichtige medizinische Maßnahmen nicht mehr wahrgenommen werden. Wer aus Angst notwendige Untersuchungen, Operationen oder sogar Notfallbehandlungen vermeidet, riskiert, dass Krankheiten unentdeckt bleiben oder sich verschlimmern. Die Lebensqualität kann erheblich leiden, wenn die Angst das Denken und Handeln dauerhaft bestimmt. Es ist wichtig zu wissen: Krankenhausphobie ist keine Schwäche, sondern eine ernstzunehmende Angststörung, die behandelbar ist.

Was hilft gegen die Angst?

Es gibt verschiedene Wege, mit einer Krankenhausphobie umzugehen. Ein erster Schritt ist, die Angst nicht zu verdrängen, sondern offen darüber zu sprechen – zum Beispiel mit einer vertrauten Person oder dem behandelnden Arzt. Schon das Ausdrücken der eigenen Sorgen kann entlasten und dafür sorgen, dass Rücksicht genommen wird. Viele Kliniken bieten mittlerweile spezielle Angebote für Menschen mit Angststörungen an, etwa Gespräche vorab, eine Begleitung durch Angehörige oder die Möglichkeit, bestimmte Abläufe genauer kennenzulernen.

In manchen Fällen hilft es, sich schrittweise an die angstauslösende Situation heranzutasten. Kleine Besuche, das Betreten des Klinikgeländes oder ein Gespräch mit dem Pflegepersonal können helfen, die Kontrolle zurückzugewinnen. Entspannungstechniken wie Atemübungen, Meditation oder progressive Muskelentspannung unterstützen dabei, den Körper zu beruhigen.

Wenn die Angst sehr stark ist und das Leben stark einschränkt, kann eine psychotherapeutische Behandlung sinnvoll sein. Besonders bewährt haben sich sogenannte Verhaltenstherapien, bei denen gemeinsam mit einer Therapeutin oder einem Therapeuten die Auslöser der Angst herausgearbeitet und neue Strategien im Umgang damit entwickelt werden. In seltenen Fällen, etwa bei sehr ausgeprägten Panikattacken, kommen auch Medikamente zum Einsatz, meist nur vorübergehend und in enger Absprache mit Fachleuten.

Krankenhausbesuche trotz Angst meistern

Es gibt kein Patentrezept, das für alle funktioniert. Jeder Mensch erlebt seine Angst anders, und jeder braucht eine individuelle Herangehensweise. Wichtig ist, sich nicht zu schämen oder die Angst zu verheimlichen. Wer offen damit umgeht, findet meist mehr Verständnis, als zunächst angenommen. Auch das Klinikpersonal ist heute sensibilisiert und kann unterstützen, wenn die Situation zu überwältigend wird.

Manchmal hilft es, sich vor einem geplanten Aufenthalt möglichst gut zu informieren: Wie sieht das Zimmer aus? Wer ist zuständig? Was passiert wann? Je mehr Klarheit über den Ablauf besteht, desto weniger Raum bleibt für beängstigende Fantasien. Auch das Mitnehmen vertrauter Gegenstände – wie ein Lieblingsbuch, Musik oder ein Foto – kann beruhigen und das Gefühl von Sicherheit stärken.

Warum es sich lohnt, die Angst anzugehen

Die Angst vor dem Krankenhaus ist kein seltenes Phänomen, doch sie muss nicht das Leben bestimmen. Wer sich ihr stellt, kann nicht nur notwendige Behandlungen wahrnehmen, sondern gewinnt auch ein Stück Selbstbestimmung zurück. Es lohnt sich, Unterstützung zu suchen und die eigenen Bedürfnisse ernst zu nehmen. Denn am Ende steht nicht nur die Gesundheit im Vordergrund, sondern auch das gute Gefühl, die eigenen Ängste überwinden zu können.

BITTE BEACHTEN

Dieser Artikel dient ausschließlich der allgemeinen Information und kann nicht das persönliche Gespräch mit einer Ärztin oder einem Arzt ersetzen. Für eine individuelle Diagnose, Therapieempfehlung und Behandlung konsultieren Sie bitte immer medizinisches Fachpersonal.

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