Kompressionssyndrom: Wenn Druck zu Beschwerden führt

Kompressionssyndrom: Wenn Druck zu Beschwerden führt

PD Dr. med. Witold Polanski

Was versteht man unter einem Kompressionssyndrom?

Ein Kompressionssyndrom bezeichnet in der Medizin eine Situation, bei der Gewebe, Nerven oder Blutgefäße durch äußeren Druck oder Enge beeinträchtigt werden. Dieser Druck kann an verschiedenen Stellen des Körpers auftreten und führt dazu, dass die normale Funktion der betroffenen Strukturen gestört wird.

Wie entsteht ein Kompressionssyndrom?

Häufig entsteht ein Kompressionssyndrom, wenn Gewebe von außen eingeengt wird. Das kann zum Beispiel durch Schwellungen, Verletzungen, Tumoren oder Fehlstellungen passieren. Auch wiederholte Bewegungen oder eine ungünstige Körperhaltung können dazu führen, dass Nerven oder Gefäße in bestimmten Bereichen „abgeklemmt“ werden. Besonders bekannt sind Kompressionssyndrome an Armen und Beinen, aber auch im Bereich der Wirbelsäule oder im Bauchraum können sie auftreten.

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Typische Formen und Beispiele

Einige Kompressionssyndrome sind besonders häufig und haben eigene Namen. Ein bekanntes Beispiel ist das Karpaltunnelsyndrom. Dabei wird ein Nerv im Handgelenk durch eine Einengung im sogenannten Karpaltunnel zusammengedrückt. Das äußert sich meist durch Kribbeln, Taubheitsgefühle oder Schmerzen in den Fingern.

Ein weiteres Beispiel ist das Logensyndrom, auch als Kompartmentsyndrom bekannt. Hier kommt es zu einer Drucksteigerung in einem Muskelbereich, meist nach Verletzungen oder starken Prellungen. Dadurch werden Blutgefäße und Nerven zusammengedrückt, was zu starken Schmerzen und Funktionsverlust führen kann.

Auch das sogenannte Thoracic-Outlet-Syndrom zählt dazu. Hier werden Nerven oder Blutgefäße im Bereich zwischen Hals und Brustkorb eingeengt, was zu Beschwerden im Arm führen kann.

Welche Beschwerden können auftreten?

Die Symptome hängen davon ab, welche Struktur betroffen ist und wie stark der Druck wirkt. Oft treten Schmerzen, Taubheitsgefühle oder Kribbeln auf. Bei einer Einengung von Blutgefäßen kann die Durchblutung gestört sein – das zeigt sich manchmal durch blasse oder kalte Haut, Schwäche oder Schwellungen. Sind Nerven betroffen, können auch Bewegungsstörungen oder Muskelschwäche auftreten. In manchen Fällen entwickeln sich die Beschwerden langsam, in anderen – etwa beim akuten Kompartmentsyndrom – sehr plötzlich und heftig.

Ist ein Kompressionssyndrom gefährlich?

Ob ein Kompressionssyndrom gefährlich ist, hängt stark von der Ursache, dem Ort und dem Ausmaß der Einengung ab. Bei leichten Formen, etwa einem beginnenden Karpaltunnelsyndrom, sind die Beschwerden oft unangenehm, aber nicht bedrohlich. Allerdings kann ein unbehandeltes Kompressionssyndrom im Laufe der Zeit zu bleibenden Schäden führen – etwa dann, wenn Nerven dauerhaft geschädigt werden.

Ein akutes Kompartmentsyndrom gilt als Notfall und muss sofort behandelt werden, weil sonst Gewebe absterben kann. In solchen Fällen ist schnelles Handeln entscheidend.

Ursachen und Risikofaktoren

Die Gründe für ein Kompressionssyndrom sind vielfältig. Zu den häufigsten Auslösern gehören Verletzungen wie Knochenbrüche, starke Prellungen oder Blutergüsse. Auch wiederholte monotone Bewegungen können Nerven oder Sehnen einengen. Manchmal spielen Fehlbildungen, Übergewicht, Tumoren oder entzündliche Prozesse eine Rolle. Bestimmte Sportarten oder Berufe mit einseitiger Belastung erhöhen das Risiko.

Wie wird ein Kompressionssyndrom festgestellt?

Um ein Kompressionssyndrom zu erkennen, fragt die Ärztin oder der Arzt zunächst nach den Beschwerden und untersucht die betroffene Körperregion. Je nach Verdacht werden spezielle Tests durchgeführt, etwa um die Durchblutung oder die Nervenfunktion zu prüfen. Bildgebende Verfahren wie Ultraschall, Röntgen oder MRT helfen, die Ursache und das Ausmaß der Einengung genauer zu bestimmen.

Behandlungsmöglichkeiten bei Kompressionssyndromen

Die Therapie richtet sich nach der Ursache und Schwere der Beschwerden. Oft reicht es bei leichten Formen aus, belastende Bewegungen zu vermeiden, die betroffene Region zu schonen oder mit speziellen Schienen zu entlasten. Physiotherapie kann helfen, verspannte Muskeln zu lockern und die Beweglichkeit zu verbessern.

Wenn die Beschwerden stärker sind oder nicht von selbst besser werden, kommen manchmal Medikamente zum Einsatz, etwa gegen Schmerzen oder Entzündungen. In einigen Fällen ist ein operativer Eingriff notwendig, um den Druck auf Nerven oder Gefäße zu beseitigen. Das ist besonders dann wichtig, wenn die Gefahr bleibender Schäden besteht oder die Durchblutung bedroht ist.

Worauf sollte man achten?

Ein Kompressionssyndrom sollte immer ernst genommen werden, vor allem wenn Taubheitsgefühle, starke Schmerzen oder eine plötzliche Schwäche auftreten. Dann kann es sinnvoll sein, rasch ärztlichen Rat einzuholen. Früh behandelt, lassen sich oft dauerhafte Schäden verhindern. Wer Risikofaktoren kennt und auf Warnsignale achtet, kann dazu beitragen, dass Kompressionssyndrome gar nicht erst entstehen oder rechtzeitig erkannt werden.

BITTE BEACHTEN

Dieser Artikel dient ausschließlich der allgemeinen Information und kann nicht das persönliche Gespräch mit einer Ärztin oder einem Arzt ersetzen. Für eine individuelle Diagnose, Therapieempfehlung und Behandlung konsultieren Sie bitte immer medizinisches Fachpersonal.

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