Komorbidität und ihre Folgen im Alltag

Komorbidität und ihre Folgen im Alltag

05.12.2025

PD Dr. med. Witold Polanski

Komorbidität bedeutet, dass bei einer Person gleichzeitig mehrere Krankheiten oder Störungen auftreten. In der Medizin beschreibt dieser Begriff das gleichzeitige Vorhandensein von mindestens zwei voneinander unabhängigen Erkrankungen bei einer einzelnen Person.

Was steckt hinter dem Begriff?

Der Ausdruck stammt aus dem Lateinischen und setzt sich aus „co“ für „zusammen“ und „morbus“ für „Krankheit“ zusammen. Ärztinnen und Ärzte sprechen von Komorbidität, wenn neben der Haupterkrankung noch weitere gesundheitliche Probleme bestehen. Das kann zum Beispiel bedeuten, dass jemand mit Diabetes zusätzlich an Bluthochdruck leidet oder dass bei einer Depression gleichzeitig eine Angststörung vorliegt.

Komorbidität ist nicht auf bestimmte Krankheitsbilder beschränkt. Sie kann bei körperlichen Erkrankungen, psychischen Störungen und auch bei chronischen Beschwerden auftreten. Besonders im höheren Alter sind mehrere Diagnosen gleichzeitig keine Seltenheit.

Ganzen Befund übersetzen?

Du hast einen Arztbericht oder Befund den du nicht verstehst? Dann nutze Simply Onno, um dir diesen in einfache Sprache übersetzen und erklären zu lassen.

Mehr Infos

Warum ist Komorbidität wichtig?

Das gleichzeitige Auftreten mehrerer Krankheiten hat einen großen Einfluss auf den Verlauf, die Behandlung und die Prognose. Bestehen mehrere Diagnosen, beeinflussen sie sich oft gegenseitig. Ein Beispiel: Wer unter einer Herzschwäche leidet und außerdem Diabetes hat, muss mit einem erhöhten Risiko für Komplikationen rechnen. Medikamente, die für eine Erkrankung notwendig sind, können sich auf andere Beschwerden auswirken oder Wechselwirkungen verursachen.

Auch im Alltag macht sich Komorbidität bemerkbar. Die Lebensqualität kann stärker beeinträchtigt sein, wenn mehrere Beschwerden zusammenkommen. Viele Menschen berichten, dass sie sich durch die Vielzahl an Arztbesuchen, Medikamenten und Einschränkungen zusätzlich belastet fühlen.

Wie häufig kommt Komorbidität vor?

Komorbidität ist weit verbreitet. Besonders bei älteren Menschen ist es eher die Regel als die Ausnahme, dass mehrere Diagnosen gleichzeitig bestehen. Studien zeigen, dass bei etwa zwei Dritteln der Menschen über 65 Jahren mindestens zwei chronische Erkrankungen vorliegen. Aber auch bei Kindern und jüngeren Erwachsenen kann Komorbidität auftreten, etwa wenn bei einer Aufmerksamkeitsdefizitstörung zusätzlich eine Lese Rechtschreibschwäche oder eine Angststörung besteht.

In der Psychiatrie ist Komorbidität ebenfalls ein häufiges Thema. So leiden viele Menschen mit Depressionen gleichzeitig an Angststörungen, Suchterkrankungen oder körperlichen Beschwerden.

Wie werden mehrere Krankheiten gleichzeitig erkannt?

Die Diagnose mehrerer Erkrankungen erfolgt meist im Rahmen einer gründlichen ärztlichen Untersuchung. Oft ist es nicht auf den ersten Blick erkennbar, welche Beschwerden zu welcher Krankheit gehören. Ein ausführliches Gespräch, körperliche Untersuchungen und gezielte Tests helfen dabei, die einzelnen Diagnosen voneinander abzugrenzen.

Manchmal zeigt sich erst im Verlauf, dass weitere Krankheiten hinzukommen. Deshalb ist es wichtig, neue Symptome oder Veränderungen immer mitzuteilen. Nur so kann die Behandlung angepasst und auf die individuellen Bedürfnisse ausgerichtet werden.

Was bedeutet Komorbidität für die Behandlung?

Mehrere Erkrankungen gleichzeitig zu behandeln, ist oft eine Herausforderung. Die Therapie muss aufeinander abgestimmt werden, damit sich die einzelnen Maßnahmen nicht gegenseitig behindern. Ärztinnen und Ärzte achten darauf, dass Medikamente miteinander verträglich sind und Nebenwirkungen möglichst gering bleiben.

In vielen Fällen ist eine enge Zusammenarbeit verschiedener Fachrichtungen sinnvoll. Hausärztinnen, Fachärzte, Psychotherapeutinnen und andere Gesundheitsberufe stimmen sich ab, um die bestmögliche Versorgung zu gewährleisten. Auch die regelmäßige Überprüfung der Medikation spielt eine große Rolle, um unerwünschte Wechselwirkungen zu vermeiden.

Was kann man selbst tun?

Wer mit mehreren Diagnosen lebt, kann einiges tun, um den Alltag zu erleichtern. Eine strukturierte Medikamentenliste hilft, den Überblick zu behalten. Es kann sinnvoll sein, einen festen Ansprechpartner zu haben, etwa die Hausärztin oder den Hausarzt, der die verschiedenen Behandlungen koordiniert.

Regelmäßige Bewegung, ausgewogene Ernährung und der Verzicht auf Rauchen oder übermäßigen Alkoholkonsum wirken sich positiv auf viele Krankheiten aus. Auch Entspannungstechniken oder der Austausch mit anderen Betroffenen können helfen, besser mit der Situation umzugehen.

Bei Unsicherheiten lohnt es sich, Fragen zu stellen und sich Unterstützung zu holen. Viele Krankenkassen, Selbsthilfegruppen und Beratungsstellen bieten Hilfe an, um den Alltag mit mehreren Erkrankungen besser zu bewältigen.

Komorbidität im Arztbrief oder Befund

Wenn im Befund oder Arztbrief von Komorbidität die Rede ist, bedeutet das, dass neben der Hauptdiagnose noch weitere Krankheiten festgestellt wurden. Diese Information ist wichtig für die weitere Behandlung und hilft, Risiken besser einzuschätzen. Es ist kein Grund zur Beunruhigung, sondern ein Hinweis darauf, dass die medizinische Versorgung individuell angepasst werden sollte.

Komorbidität ist also ein zentraler Begriff, wenn es um das Verständnis und die Behandlung von mehreren Krankheiten gleichzeitig geht. Wer sich damit auseinandersetzt, kann die eigene Gesundheit besser einschätzen und aktiv an der Therapie mitwirken.

BITTE BEACHTEN

Dieser Artikel dient ausschließlich der allgemeinen Information und kann nicht das persönliche Gespräch mit einer Ärztin oder einem Arzt ersetzen. Für eine individuelle Diagnose, Therapieempfehlung und Behandlung konsultieren Sie bitte immer medizinisches Fachpersonal.

Simply Onno

Datenschutz

Impressum

AGB