Knochenmarkinfiltration: Was steckt dahinter?

Knochenmarkinfiltration: Was steckt dahinter?

10.09.2025

PD Dr. med. Witold Polanski

Knochenmarkinfiltration beschreibt das Eindringen oder die Ansammlung von Zellen im Knochenmark, die dort normalerweise nicht in dieser Menge oder Form vorkommen. Das Knochenmark ist ein weiches, schwammartiges Gewebe im Inneren der Knochen, das für die Bildung von Blutkörperchen verantwortlich ist. Wenn Ärztinnen und Ärzte von einer Knochenmarkinfiltration sprechen, meinen sie damit, dass das Knochenmark durch krankhafte Zellen „besiedelt“ oder „verdrängt“ wird.

Was passiert bei einer Knochenmarkinfiltration?

Im gesunden Zustand produziert das Knochenmark ständig neue Blutzellen – dazu gehören rote Blutkörperchen, weiße Blutkörperchen und Blutplättchen. Bei einer Knochenmarkinfiltration dringen jedoch Zellen ein, die dort eigentlich nicht hingehören oder sich unkontrolliert vermehren. Das können zum Beispiel bösartige Zellen sein, wie sie bei bestimmten Krebserkrankungen vorkommen. Häufig tritt eine solche Infiltration bei Leukämien (Blutkrebs), Lymphomen oder Knochenmetastasen anderer Tumoren auf.

Die krankhaften Zellen nehmen im Knochenmark immer mehr Platz ein. Dadurch wird die normale Blutbildung gestört. Die gesunden Zellen werden verdrängt, sodass es zu einem Mangel an funktionstüchtigen Blutzellen kommen kann.

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Mögliche Ursachen und Hintergründe

Eine Knochenmarkinfiltration kann verschiedene Ursachen haben. Besonders häufig sind bösartige Erkrankungen des Blutes oder des lymphatischen Systems verantwortlich, beispielsweise Leukämien oder Lymphome. Auch Tumorzellen, die ursprünglich aus anderen Organen stammen und sich über die Blutbahn im Knochenmark ansiedeln (Metastasen), können eine Infiltration auslösen.

Seltener können auch bestimmte Infektionen, entzündliche Erkrankungen oder Speicherkrankheiten dazu führen, dass sich Zellen oder andere Substanzen im Knochenmark ansammeln und die normale Funktion beeinträchtigen.

Welche Beschwerden können auftreten?

Ob und welche Symptome bei einer Knochenmarkinfiltration auftreten, hängt davon ab, wie stark das Knochenmark betroffen ist und welche Art von Zellen sich dort ausbreiten. Häufig kommt es zu Beschwerden, die mit einer gestörten Blutbildung zusammenhängen. Dazu zählen zum Beispiel eine auffällige Müdigkeit oder Schwäche durch Blutarmut, häufige Infekte wegen eines Mangels an weißen Blutkörperchen oder eine erhöhte Neigung zu Blutungen, etwa durch einen Mangel an Blutplättchen.

Manchmal treten auch unspezifische Symptome auf, wie Fieber, Nachtschweiß oder Gewichtsverlust. In manchen Fällen bleibt eine Knochenmarkinfiltration zunächst unbemerkt und wird erst durch eine Blutuntersuchung oder eine Knochenmarkbiopsie entdeckt.

Ist eine Knochenmarkinfiltration gefährlich?

Eine Knochenmarkinfiltration ist immer ein ernstzunehmender Befund, weil sie auf eine zugrunde liegende Erkrankung hinweist, die das Blutbildungssystem beeinträchtigt. Die Schwere und Dringlichkeit hängen jedoch stark von der Ursache ab. Bei manchen Erkrankungen entwickelt sich die Infiltration langsam, in anderen Fällen kann sie rasch voranschreiten und das Blutbild deutlich verschlechtern.

Viele Menschen machen sich große Sorgen, wenn sie diesen Begriff im Arztbrief lesen. Die Angst vor einer schweren Erkrankung oder vor Krebs ist verständlich. Es ist jedoch wichtig zu wissen, dass „Knochenmarkinfiltration“ zunächst nur eine Beschreibung des Befundes ist – die genaue Ursache und das Ausmaß müssen immer im Zusammenhang mit weiteren Untersuchungen betrachtet werden.

Wie wird eine Knochenmarkinfiltration festgestellt?

Den Verdacht auf eine Knochenmarkinfiltration geben oft auffällige Blutwerte, etwa eine Verminderung der roten oder weißen Blutkörperchen oder der Blutplättchen. Um die genaue Ursache zu klären, wird meist eine Knochenmarkuntersuchung durchgeführt. Dabei entnehmen Fachleute mit einer feinen Nadel eine kleine Menge Knochenmark, meist aus dem Beckenknochen. Das entnommene Material wird anschließend unter dem Mikroskop und mit speziellen Tests untersucht, um herauszufinden, welche Zellen sich dort angesammelt haben.

Je nach Befund werden weitere Untersuchungen angeschlossen, etwa bildgebende Verfahren oder spezielle Blutanalysen, um die zugrunde liegende Erkrankung zu erkennen und gezielt behandeln zu können.

Behandlungsmöglichkeiten und Ausblick

Die Therapie einer Knochenmarkinfiltration richtet sich immer nach der Ursache. Bei bösartigen Erkrankungen wie Leukämien, Lymphomen oder Knochenmetastasen kommen meist Chemotherapien, gezielte Medikamente oder andere moderne Therapieverfahren zum Einsatz. Ziel ist es, die krankhaften Zellen im Knochenmark zu beseitigen oder zu kontrollieren, damit sich das gesunde Blutbildungssystem wieder erholen kann.

In manchen Fällen kann auch eine Stammzelltransplantation notwendig werden, vor allem wenn das eigene Knochenmark sehr stark geschädigt ist. Die Behandlungsmöglichkeiten haben sich in den letzten Jahren deutlich verbessert, sodass auch bei schwerwiegenden Diagnosen oft gute Chancen auf eine Besserung bestehen.

Die genaue Prognose hängt jedoch immer von der individuellen Situation, der Art der Erkrankung und dem allgemeinen Gesundheitszustand ab. Ein enger Kontakt zu den behandelnden Fachärztinnen und Fachärzten ist wichtig, um alle Fragen zu klären und gemeinsam die besten nächsten Schritte zu besprechen.

Was bedeutet der Befund für den Alltag?

Die Diagnose Knochenmarkinfiltration kann zunächst verunsichern. Viele Betroffene fragen sich, wie es nun weitergeht, ob sie mit Einschränkungen rechnen müssen oder wie die Behandlung abläuft. Entscheidend ist, dass die Ursache der Infiltration genau geklärt wird. Erst dann lässt sich sagen, wie schwerwiegend der Befund ist und welche Therapie am besten geeignet ist.

Im Alltag kann es hilfreich sein, auf die eigenen Kräfte zu achten, sich bei starker Müdigkeit Ruhe zu gönnen und Infektionen möglichst zu vermeiden. Bei Unsicherheiten oder neuen Beschwerden sollte immer zeitnah ärztlicher Rat eingeholt werden. Die moderne Medizin bietet heute viele Möglichkeiten, auch bei komplexen Erkrankungen wie einer Knochenmarkinfiltration gezielt zu helfen und die Lebensqualität zu erhalten.

BITTE BEACHTEN

Dieser Artikel dient ausschließlich der allgemeinen Information und kann nicht das persönliche Gespräch mit einer Ärztin oder einem Arzt ersetzen. Für eine individuelle Diagnose, Therapieempfehlung und Behandlung konsultieren Sie bitte immer medizinisches Fachpersonal.

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