Klimakterium praecox – Wechseljahre vor 40

Klimakterium praecox – Wechseljahre vor 40

07.11.2025

PD Dr. med. Witold Polanski

Klimakterium praecox bezeichnet das vorzeitige Einsetzen der Wechseljahre, also das Ausbleiben der Regelblutung und das Nachlassen der Eierstockfunktion bei Frauen deutlich vor dem üblichen Alter, meist schon vor dem 40. Lebensjahr.

Was steckt hinter dieser Diagnose?

Normalerweise beginnen die Wechseljahre, auch Klimakterium genannt, bei Frauen zwischen 45 und 55 Jahren. In dieser Zeit stellen die Eierstöcke nach und nach die Produktion der weiblichen Geschlechtshormone Östrogen und Progesteron ein. Das Klimakterium praecox, manchmal auch als vorzeitige Menopause oder vorzeitiges Ovarialversagen bezeichnet, bedeutet, dass dieser Prozess schon sehr viel früher einsetzt. Die Monatsblutung bleibt aus, und es kommt zu typischen Beschwerden, die sonst erst Jahre später auftreten würden.

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Wie macht sich das bemerkbar?

Die ersten Anzeichen ähneln denen der normalen Wechseljahre. Häufig treten Hitzewallungen, Nachtschweiß und Schlafstörungen auf. Viele berichten über Stimmungsschwankungen, Nervosität oder eine verringerte Leistungsfähigkeit. Auch das Ausbleiben der Periode fällt auf, manchmal kommt es zu unregelmäßigen oder sehr seltenen Blutungen. Trockene Schleimhäute, besonders im Intimbereich, können zu Beschwerden beim Geschlechtsverkehr führen. Die Haut kann empfindlicher werden, und auch die Knochendichte nimmt ab, was das Risiko für Osteoporose erhöht.

Warum passiert das?

Die Ursachen für ein Klimakterium praecox sind vielfältig. In manchen Fällen steckt eine genetische Veranlagung dahinter, das heißt, auch andere Frauen in der Familie hatten ihre Wechseljahre ungewöhnlich früh. Bestimmte Autoimmunerkrankungen, bei denen das Immunsystem körpereigenes Gewebe angreift, können die Funktion der Eierstöcke beeinträchtigen. Auch bestimmte Infektionen oder Stoffwechselstörungen sind als Auslöser bekannt. In seltenen Fällen führen medizinische Behandlungen wie eine Chemotherapie oder Bestrahlung dazu, dass die Eierstöcke ihre Funktion verlieren. Bei vielen Betroffenen lässt sich jedoch keine klare Ursache finden.

Wie wird das festgestellt?

Wenn die Periode länger als drei bis sechs Monate ausbleibt und typische Wechseljahresbeschwerden auftreten, sollte eine ärztliche Abklärung erfolgen. Meist beginnt die Diagnostik mit einem Gespräch und einer körperlichen Untersuchung. Im Labor werden die Hormonwerte im Blut bestimmt. Erhöhte Werte des sogenannten Follikelstimulierenden Hormons (FSH) und niedrige Östrogenspiegel sprechen für ein vorzeitiges Nachlassen der Eierstockfunktion. In manchen Fällen werden zusätzliche Untersuchungen wie Ultraschall oder spezielle Bluttests durchgeführt, um andere Ursachen auszuschließen.

Ist das schlimm?

Das vorzeitige Einsetzen der Wechseljahre kann für viele eine große Belastung sein, vor allem, wenn ein Kinderwunsch besteht. Die Wahrscheinlichkeit, auf natürlichem Weg schwanger zu werden, sinkt deutlich, ist aber nicht bei jeder Betroffenen sofort ausgeschlossen. Auch das Risiko für bestimmte Erkrankungen steigt an. Durch den frühen Hormonmangel kann es schneller zu Knochenschwund (Osteoporose) und Herz Kreislauf-Erkrankungen kommen. Die typischen Wechseljahresbeschwerden können im Alltag stark beeinträchtigen. Viele machen sich Sorgen, ob sie noch „normal“ sind oder ob mit dem Körper etwas nicht stimmt. Es ist wichtig zu wissen, dass das Klimakterium praecox eine medizinisch anerkannte Diagnose ist, die nichts mit persönlichem Versagen oder einer Fehlfunktion zu tun hat.

Welche Möglichkeiten der Behandlung gibt es?

Die Therapie richtet sich nach den Beschwerden und den individuellen Lebensumständen. Häufig wird eine sogenannte Hormonersatztherapie empfohlen, um die fehlenden Östrogene und Gestagene auszugleichen. Dadurch lassen sich viele Symptome lindern und das Risiko für Osteoporose und Herz Kreislauf-Erkrankungen senken. Die Behandlung wird individuell angepasst und regelmäßig ärztlich kontrolliert. Bei bestehendem Kinderwunsch kann in manchen Fällen eine künstliche Befruchtung mit Eizellspende in Betracht gezogen werden, dies ist jedoch in Deutschland rechtlich eingeschränkt. Wichtig ist eine gute Beratung, um gemeinsam mit Fachleuten die beste Lösung zu finden.

Was kann selbst getan werden?

Ein gesunder Lebensstil unterstützt den Körper in dieser Phase besonders. Regelmäßige Bewegung stärkt die Knochen und das Herz Kreislauf-System. Eine ausgewogene Ernährung mit ausreichend Kalzium und Vitamin D hilft, Knochenschwund vorzubeugen. Der Verzicht auf Rauchen und maßvoller Umgang mit Alkohol sind ebenfalls empfehlenswert. Entspannungsübungen, ausreichend Schlaf und soziale Kontakte wirken sich positiv auf das Wohlbefinden aus. Wer sich psychisch belastet fühlt, kann sich Unterstützung holen, etwa durch Gespräche mit Vertrauenspersonen oder professionelle Beratung.

Umgang mit Sorgen und Ängsten

Die Diagnose Klimakterium praecox wirft viele Fragen auf. Besonders, wenn ein Kinderwunsch besteht oder die Beschwerden sehr stark sind, können Unsicherheit und Traurigkeit entstehen. Es ist normal, sich Sorgen um die eigene Gesundheit oder die Partnerschaft zu machen. Ein offenes Gespräch mit Ärztinnen und Ärzten hilft, die Situation besser zu verstehen und gemeinsam nächste Schritte zu planen. Auch der Austausch mit anderen Betroffenen kann entlasten und Mut machen.

Das Klimakterium praecox ist zwar selten, aber gut erforscht. Mit der richtigen Unterstützung und Behandlung lässt sich die Lebensqualität in den meisten Fällen erhalten und verbessern.

BITTE BEACHTEN

Dieser Artikel dient ausschließlich der allgemeinen Information und kann nicht das persönliche Gespräch mit einer Ärztin oder einem Arzt ersetzen. Für eine individuelle Diagnose, Therapieempfehlung und Behandlung konsultieren Sie bitte immer medizinisches Fachpersonal.

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