Kardiomegalie – Das Herz wächst über sich hinaus

Kardiomegalie – Das Herz wächst über sich hinaus

07.08.2025

PD Dr. med. Witold Polanski

Kardiomegalie bedeutet, dass das Herz vergrößert ist – der medizinische Begriff beschreibt also ein überdurchschnittlich großes Herz, das bei Untersuchungen wie Röntgenaufnahmen oder im Ultraschall sichtbar wird.

Was genau steckt hinter einer Herzvergrößerung?

Im Alltag schlägt das Herz als kräftiger Muskel und sorgt dafür, dass Blut durch den gesamten Körper gepumpt wird. Manchmal wächst dieser Muskel jedoch über das normale Maß hinaus. Das bezeichnet man als Kardiomegalie. Besonders häufig fällt das bei bildgebenden Verfahren auf, etwa wenn im Rahmen einer Routineuntersuchung oder wegen bestimmter Beschwerden ein Röntgenbild vom Brustkorb gemacht wird.

Eine Kardiomegalie ist keine eigenständige Krankheit, sondern eher ein Hinweis oder Symptom dafür, dass im Herz-Kreislauf-System etwas aus dem Gleichgewicht geraten ist. Das Herz kann sich auf verschiedene Weise vergrößern – entweder dehnt sich der Herzmuskel aus, die sogenannten Herzhöhlen werden größer, oder die Muskelwand wird dicker, weil sie mehr arbeiten muss.

Ganzen Befund übersetzen?

Du hast einen Arztbericht oder Befund den du nicht verstehst? Dann nutze Simply Onno, um dir diesen in einfache Sprache übersetzen und erklären zu lassen.

Mehr Infos

Ursachen einer Kardiomegalie

Ein vergrößertes Herz kann ganz unterschiedliche Gründe haben. Oft steckt eine länger bestehende Belastung dahinter, zum Beispiel durch Bluthochdruck. Wenn das Herz ständig gegen einen erhöhten Druck anpumpen muss, wächst der Muskel mit der Zeit. Auch Herzklappenerkrankungen können dazu führen, dass das Herz sich vergrößert, weil es mehr Kraft aufbringen muss, um das Blut weiterzuleiten.

Weitere mögliche Auslöser sind Herzmuskelerkrankungen (Kardiomyopathien), bestimmte Infektionen, angeborene Herzfehler oder Folgen eines früheren Herzinfarkts. In manchen Fällen spielt auch eine langjährige Überlastung durch chronische Lungenerkrankungen eine Rolle. Seltener kann eine Kardiomegalie durch hormonelle Störungen, Stoffwechselerkrankungen oder eine starke Blutarmut entstehen.

Typische Beschwerden und was sie bedeuten

Nicht immer macht sich eine Kardiomegalie sofort bemerkbar. Viele Menschen spüren zunächst gar nichts davon. Erst wenn das Herz durch die Vergrößerung nicht mehr ausreichend leistungsfähig ist, können Symptome auftreten. Dazu zählen zum Beispiel Kurzatmigkeit, besonders bei körperlicher Belastung, allgemeine Schwäche, schneller Herzschlag oder ein Druckgefühl in der Brust. Manche berichten auch über geschwollene Beine, weil das Blut nicht mehr gut abfließen kann.

Treten diese Anzeichen auf, ist das ein Warnsignal. Es zeigt, dass das Herz Schwierigkeiten hat, seine Aufgabe zu erfüllen. Die Beschwerden können sich im Verlauf verstärken, wenn die zugrunde liegende Ursache nicht erkannt und behandelt wird.

Ist eine Kardiomegalie gefährlich?

Die Diagnose Kardiomegalie löst oft Unsicherheit aus. Viele fragen sich, ob ein vergrößertes Herz automatisch gefährlich ist oder sogar lebensbedrohlich werden kann. Die Antwort hängt vor allem davon ab, warum das Herz vergrößert ist und wie stark die Funktion beeinträchtigt wird.

Manchmal ist eine Kardiomegalie Ausdruck einer guten Anpassung – zum Beispiel bei Ausdauersportlern, deren Herz durch Training kräftiger und etwas größer wird, ohne dass eine Erkrankung vorliegt. In den allermeisten Fällen steckt jedoch eine Belastung oder Erkrankung dahinter, die das Herz auf Dauer schwächen kann. Wird die Ursache nicht behandelt, besteht das Risiko einer Herzschwäche (Herzinsuffizienz), Herzrhythmusstörungen oder anderer Komplikationen.

Wie wird eine Kardiomegalie festgestellt?

Meist fällt eine Herzvergrößerung zufällig auf, etwa im Rahmen einer Röntgenuntersuchung des Brustkorbs. Um die genaue Ursache zu erfassen, schließen sich weitere Untersuchungen an. Besonders aufschlussreich ist der Herzultraschall (Echokardiografie). Damit lässt sich nicht nur die Größe, sondern auch die Funktion der einzelnen Herzkammern und -klappen beurteilen.

Zusätzlich kommen manchmal EKG, Blutuntersuchungen oder bildgebende Verfahren wie MRT zum Einsatz. So kann gezielt nach der Ursache gesucht werden, um eine passende Behandlung zu planen.

Behandlungsmöglichkeiten und was du selbst tun kannst

Die Therapie richtet sich immer nach dem Auslöser der Kardiomegalie. Liegt zum Beispiel ein hoher Blutdruck vor, steht dessen konsequente Behandlung im Vordergrund. Bei Herzklappenfehlern kann eine Operation oder ein kathetergestützter Eingriff nötig sein. Wenn eine Herzmuskelerkrankung oder eine Entzündung die Ursache ist, wird gezielt dagegen vorgegangen.

Oft kommen Medikamente zum Einsatz, die das Herz entlasten und seine Pumpleistung verbessern. Dazu zählen zum Beispiel ACE-Hemmer, Betablocker oder Diuretika, die überschüssiges Wasser aus dem Körper ausschwemmen. In manchen Fällen können auch spezielle Schrittmacher oder andere technische Hilfen notwendig werden.

Unabhängig von der genauen Ursache helfen ein gesunder Lebensstil, regelmäßige Bewegung und eine ausgewogene Ernährung dabei, das Herz zu unterstützen. Es lohnt sich, auf das Rauchen zu verzichten, das Gewicht im Blick zu behalten und Alkohol nur in Maßen zu genießen. Wer seine Medikamente regelmäßig einnimmt und Kontrolltermine wahrnimmt, kann das Fortschreiten der Erkrankung häufig bremsen.

Wann zum Arzt?

Bei Beschwerden wie anhaltender Kurzatmigkeit, unerklärlicher Müdigkeit oder plötzlichen Wassereinlagerungen empfiehlt sich eine zeitnahe ärztliche Abklärung. Auch wenn im Befund die Diagnose Kardiomegalie auftaucht, ist ein Gespräch mit einer Fachperson sinnvoll, um die Bedeutung im eigenen Fall zu klären. Die Prognose hängt stark davon ab, wie früh die Ursache erkannt und behandelt wird.

Eine Kardiomegalie ist immer ein Signal, auf das Herz zu achten und mögliche Belastungen ernst zu nehmen. Mit einer gezielten Behandlung und einer guten Begleitung lässt sich die Herzgesundheit in vielen Fällen stabilisieren.

BITTE BEACHTEN

Dieser Artikel dient ausschließlich der allgemeinen Information und kann nicht das persönliche Gespräch mit einer Ärztin oder einem Arzt ersetzen. Für eine individuelle Diagnose, Therapieempfehlung und Behandlung konsultieren Sie bitte immer medizinisches Fachpersonal.

Jetzt ganzen Befund übersetzen