Kallusbildung beschreibt den natürlichen Prozess, bei dem der Körper nach einem Knochenbruch neues Gewebe bildet, um die Bruchstelle zu stabilisieren und zu heilen.
Was passiert bei einer Kallusbildung?
Nach einem Knochenbruch setzt der Körper verschiedene Reparaturmechanismen in Gang. Zunächst bildet sich rund um die Bruchstelle eine Art weiches, noch nicht voll belastbares Gewebe, das als Kallus bezeichnet wird. Dieses Gewebe besteht vor allem aus Bindegewebszellen, Knorpel und später auch jungen Knochenzellen. Im Laufe der Zeit wird der Kallus nach und nach in festen, stabilen Knochen umgebaut. Das Ziel ist es, die gebrochene Stelle wieder zu verbinden und dem Knochen seine ursprüngliche Festigkeit zurückzugeben.
Warum ist Kallusbildung wichtig?
Ohne diesen Prozess könnte ein gebrochener Knochen nicht richtig zusammenwachsen. Die Kallusbildung ist also ein Zeichen dafür, dass die Heilung in Gang gekommen ist. Ärztinnen und Ärzte achten bei Röntgenkontrollen gezielt darauf, ob sich bereits Kallus gebildet hat. Ist das der Fall, spricht das für eine normale und gesunde Knochenheilung.
Wie lange dauert die Kallusbildung?
Die Dauer ist von verschiedenen Faktoren abhängig: Alter, allgemeiner Gesundheitszustand, Art des Bruchs und die betroffene Knochenregion spielen eine Rolle. Meist beginnt die Kallusbildung wenige Tage nach dem Bruch. Nach etwa zwei bis drei Wochen ist auf Röntgenbildern oft schon ein erster Kallus zu erkennen. Die vollständige Umwandlung in festen Knochen kann jedoch mehrere Wochen bis Monate dauern.
Was bedeutet Kallusbildung im Befund?
Steht im Arztbrief oder im Befund, dass eine Kallusbildung sichtbar ist, bedeutet das, dass der Knochenbruch zu heilen beginnt. Gerade in der Anfangsphase ist der Kallus noch weich und nicht so belastbar wie echter Knochen. Deshalb ist es wichtig, die betroffene Stelle weiterhin zu schonen und ärztliche Anweisungen zur Belastung genau zu beachten. Erst wenn der Kallus vollständig in festen Knochen umgebaut wurde, ist die Bruchstelle wieder voll belastbar.
Wann kann eine Kallusbildung problematisch sein?
In seltenen Fällen kann es zu einer sogenannten überschießenden Kallusbildung kommen. Dann bildet sich mehr Gewebe als nötig, was zu Verformungen oder Bewegungseinschränkungen führen kann. Häufiger ist jedoch das Gegenteil der Fall: Die Kallusbildung bleibt aus oder verläuft zu langsam, etwa bei schlechter Durchblutung, Infektionen, bestimmten Grunderkrankungen oder wenn der Knochen nach dem Bruch nicht stabil genug gelagert wurde. Dann spricht man von einer verzögerten Heilung oder einer sogenannten Pseudarthrose, also einem „Falschgelenk“. In solchen Fällen ist eine erneute ärztliche Kontrolle und manchmal eine weiterführende Behandlung notwendig.
Kallusbildung bei Kindern und Erwachsenen
Bei Kindern läuft die Kallusbildung meist besonders zügig ab, weil das Knochengewebe noch sehr aktiv ist. Erwachsene benötigen oft etwas mehr Zeit für die Heilung. Auch bei älteren Menschen oder bei bestimmten Grunderkrankungen kann sich der Prozess verzögern. Dennoch gilt: Kallusbildung ist grundsätzlich ein positives Zeichen für die Heilung eines Knochens.
Was ist der Unterschied zwischen Kallus und Schwielen?
Im Alltag taucht das Wort „Kallus“ manchmal auch im Zusammenhang mit der Haut auf, etwa bei Hornhaut oder Schwielen an den Füßen. Im medizinischen Sinne ist jedoch meist die Kallusbildung am Knochen gemeint. Beide Prozesse haben gemeinsam, dass der Körper auf Belastung oder Verletzung mit verstärktem Gewebewachstum reagiert, bei der Haut als Schutzschicht, beim Knochen zur Heilung.
Wie unterstützen Ärztinnen und Ärzte die Kallusbildung?
Die wichtigste Voraussetzung ist, dass die Bruchstelle ruhiggestellt und in der richtigen Position gehalten wird. Das geschieht meist mit Gips, Schienen oder, bei komplizierten Brüchen, durch eine Operation mit Schrauben oder Platten. In manchen Fällen kommen auch spezielle Maßnahmen wie Magnetfeldtherapie oder Ultraschall zum Einsatz, um die Kallusbildung zu fördern. Entscheidend ist immer, dass die Heilung regelmäßig kontrolliert wird und die Belastung erst dann gesteigert wird, wenn der Kallus stabil genug ist.
Kallusbildung ist also ein ganz natürlicher und wichtiger Teil der Knochenheilung. Sie zeigt, dass der Körper aktiv daran arbeitet, einen Bruch zu reparieren und die ursprüngliche Stabilität wiederherzustellen.