Interstitium – Das unbekannte Netzwerk im Körper

Interstitium – Das unbekannte Netzwerk im Körper

13.08.2025

PD Dr. med. Witold Polanski

Das Interstitium ist ein Begriff aus der Medizin, der das Gewebe beschreibt, das sich zwischen den Zellen und Organen im Körper befindet. Es handelt sich dabei um eine Art „Zwischenraum“, der alle Organe, Blutgefäße und Muskeln durchzieht und ihnen Halt sowie Struktur gibt.

Was genau ist das Interstitium?

Das Interstitium besteht aus lockeren Bindegewebsstrukturen, die sich wie ein feines Netz durch den gesamten Körper ziehen. Zwischen den eigentlichen Zellen eines Organs, also zum Beispiel zwischen den Herzmuskelzellen oder Leberzellen, liegt dieser Zwischenraum. Hier befinden sich neben Bindegewebszellen auch Flüssigkeit, sogenannte interstitielle Flüssigkeit, sowie feine Fasern aus Kollagen und Elastin. Diese Bestandteile sorgen dafür, dass das Gewebe elastisch bleibt und gleichzeitig stabil ist.

Im Interstitium verlaufen außerdem zahlreiche kleinste Blutgefäße, Lymphbahnen und Nervenfasern. Dadurch wird gewährleistet, dass Nährstoffe, Sauerstoff und Abfallprodukte zwischen den Zellen und dem Blutkreislauf ausgetauscht werden können. Das Interstitium ist also eine Art Transportschicht und gleichzeitig ein Stützgerüst für die Organe.

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Welche Aufgaben erfüllt das Interstitium?

Eine der wichtigsten Funktionen des Interstitiums ist der Stoffaustausch. Die Flüssigkeit im Zwischenzellraum nimmt Nährstoffe aus den Blutgefäßen auf und gibt sie an die umliegenden Zellen weiter. Gleichzeitig werden Abfallprodukte der Zellen wieder aufgenommen und in Richtung Blut oder Lymphsystem abtransportiert. So bleibt das Gewebe gesund und leistungsfähig.

Neben dem Stofftransport sorgt das Interstitium auch für die Elastizität der Organe. Die feinen Bindegewebsfasern verhindern, dass sich Organe gegeneinander verschieben oder ihre Form verlieren. Außerdem spielt das Interstitium eine Rolle bei der Immunabwehr. In diesem Gewebe halten sich viele Immunzellen auf, die eingedrungene Krankheitserreger erkennen und bekämpfen können.

Wo taucht der Begriff in medizinischen Berichten auf?

In Arztbriefen, Befunden oder Laborberichten wird das Wort Interstitium häufig verwendet, um eine bestimmte Gewebeschicht zu beschreiben. Besonders bei bildgebenden Verfahren wie Ultraschall, CT oder MRT ist oft die Rede vom „interstitiellen Gewebe“ oder von „interstitiellen Veränderungen“. Gemeint sind damit meist Auffälligkeiten oder Veränderungen im Zwischenzellraum eines Organs, zum Beispiel der Lunge, der Niere oder der Leber.

Auch bei bestimmten Erkrankungen – etwa bei einer „interstitiellen Lungenerkrankung“ – spielt das Interstitium eine entscheidende Rolle. In solchen Fällen ist nicht das eigentliche Organ, sondern vor allem das Zwischengewebe betroffen.

Bedeutung für den Körper

Das Interstitium ist für den menschlichen Körper unverzichtbar. Ohne dieses Netzwerk aus Bindegewebe und Flüssigkeit könnten Organe ihre Form und Funktion nicht aufrechterhalten. Außerdem wäre ein reibungsloser Austausch von Nährstoffen und Abfallstoffen nicht möglich. Veränderungen oder Erkrankungen, die das Interstitium betreffen, können daher unterschiedliche Auswirkungen auf die Gesundheit haben.

Im Normalfall ist das Interstitium jedoch einfach ein wichtiger Teil des Gewebes und sorgt dafür, dass alles im Körper gut zusammenarbeitet. Nur wenn in einem Befund ausdrücklich von „interstitiellen Veränderungen“ oder „interstitieller Beteiligung“ die Rede ist, kann das auf eine spezielle Erkrankung oder Veränderung hindeuten. Dann ist es sinnvoll, im Zusammenhang mit dem Gesamtbefund weiter nachzufragen.

Das Interstitium bleibt im Alltag meist unsichtbar, erfüllt aber im Hintergrund viele lebenswichtige Aufgaben – als Stütze, Versorger und Schutzschild für jedes Organ.

BITTE BEACHTEN

Dieser Artikel dient ausschließlich der allgemeinen Information und kann nicht das persönliche Gespräch mit einer Ärztin oder einem Arzt ersetzen. Für eine individuelle Diagnose, Therapieempfehlung und Behandlung konsultieren Sie bitte immer medizinisches Fachpersonal.

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