Infusion: Ablauf, Einsatz und Risiken

Infusion: Ablauf, Einsatz und Risiken

09.08.2025

PD Dr. med. Witold Polanski

Was ist eine Infusion?

Eine Infusion ist eine medizinische Methode, bei der Flüssigkeiten, Medikamente oder Nährstoffe direkt über einen Tropf in die Blutbahn oder in das Gewebe geleitet werden. Das geschieht meist mithilfe einer Nadel oder eines dünnen Schlauchs, der in eine Vene gelegt wird.

Wann wird eine Infusion eingesetzt?

Infusionen kommen immer dann zum Einsatz, wenn der Körper dringend Flüssigkeit, bestimmte Medikamente oder Nährstoffe braucht und diese nicht ausreichend über den Mund aufgenommen werden können. Das ist zum Beispiel bei starkem Flüssigkeitsmangel, nach Operationen, bei schweren Infektionen, bei Vergiftungen oder bei bestimmten chronischen Erkrankungen der Fall. Auch wenn Medikamente besonders schnell und zuverlässig wirken sollen, wird oft eine Infusion gewählt.

In Arztbriefen oder Krankenhausberichten taucht der Begriff häufig auf, etwa in Formulierungen wie „Infusionstherapie begonnen“ oder „Patient erhielt Infusionen mit Elektrolyten“. Gemeint ist damit, dass eine gezielte Behandlung über die Vene erfolgt ist.

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Arten von Infusionen

Kristalloide Lösungen

Kristalloide wie Kochsalz- oder Ringerlösungen gleichen in erster Linie Flüssigkeit und Elektrolyte aus. Sie verteilen sich schnell im Körper und eignen sich bei Dehydratation, Kreislaufproblemen oder als Trägerlösung für Medikamente.

Kolloidale Lösungen

Kolloide enthalten größere Teilchen, die das Blutvolumen stärker halten. Aufgrund möglicher Nebenwirkungen werden sie heute zurückhaltend und nur in ausgewählten Situationen eingesetzt. Für die meisten Patient:innen reichen kristalloide Lösungen aus.

Blut und Blutprodukte

Bei starkem Blutverlust oder Gerinnungsstörungen kommen Erythrozytenkonzentrate, Plasma oder Thrombozyten zum Einsatz. Das ist keine „normale“ Infusionstherapie, sondern eine Transfusion unter strenger Kontrolle.

Spezialinfusionen

Hierzu zählen Antibiotika-Infusionen, Schmerzinfusionen, Chemotherapien sowie die parenterale Ernährung, wenn Essen und Trinken nicht möglich sind. Inhalt, Dosis und Dauer werden individuell festgelegt.

Wie läuft eine Infusion ab?

Vor der Infusion

Informiere über Medikamente, Allergien, Gerinnungsstörungen. Bequeme Kleidung, freier Zugang am Unterarm, ausreichend trinken (sofern nicht anders verordnet).

Während der Infusion

Der Zugang wird gelegt, die Tropfgeschwindigkeit eingestellt. Leichtes Ziehen an der Einstichstelle ist möglich. Bei Brennen, starker Rötung, Schwindel, Atemnot oder Ausschlag sofort Bescheid sagen.

Nach der Infusion

Der Zugang wird entfernt oder belassen (bei Serien). Der Verband bleibt einige Stunden trocken. Bei anhaltender Rötung, Schmerz, Fieber oder Schüttelfrost bitte ärztlich abklären.

Gibt es Risiken oder Nebenwirkungen?

Im Allgemeinen sind Infusionen gut verträglich. Dennoch kann es in seltenen Fällen zu kleineren Komplikationen kommen. An der Einstichstelle können Rötungen, Schwellungen oder kleine Blutergüsse auftreten. Gelegentlich kann sich die Vene entzünden oder es kommt zu einer Infektion, vor allem bei längerer Anwendung. Sehr selten treten allergische Reaktionen auf einen Inhaltsstoff auf. Ärztinnen, Ärzte und Pflegekräfte achten während einer Infusion genau auf mögliche Anzeichen und können im Notfall sofort reagieren.

Was steht im Befund, wenn eine Infusion gegeben wurde?

In einem Arztbrief oder Befundbericht wird meist vermerkt, welche Infusion verabreicht wurde, mit welchem Medikament oder welcher Flüssigkeit und in welcher Menge. Manchmal steht dort auch die Begründung, etwa „Infusionstherapie bei Dehydratation“ (Austrocknung) oder „Antibiotikainfusion bei Infekt“. Solche Angaben helfen dem nachbehandelnden Team, die Therapie nachzuvollziehen und gegebenenfalls fortzuführen.

Was ist der Unterschied zwischen Infusion und Injektion?

Im Alltag werden die Begriffe manchmal verwechselt. Während bei einer Infusion die Flüssigkeit langsam und über einen längeren Zeitraum in den Körper gelangt, wird bei einer Injektion ein Medikament in kurzer Zeit gespritzt – entweder in eine Vene, einen Muskel oder unter die Haut. Beide Methoden dienen dazu, Wirkstoffe direkt in den Körper zu bringen, unterscheiden sich aber in der Geschwindigkeit und dem Anwendungszweck.

Infusionen sind damit ein grundlegender Bestandteil vieler Therapien und ermöglichen eine sichere, gezielte Versorgung in verschiedensten medizinischen Situationen.

Unterschied zwischen Infusion und Transfusion

Die Begriffe „Infusion“ und „Transfusion“ werden im Alltag häufig verwechselt, beschreiben aber unterschiedliche Verfahren:

Infusion:

Dabei werden Flüssigkeiten, Elektrolyte, Medikamente oder Nährstoffe über einen Tropf in die Vene gegeben. Ziel ist die Versorgung oder Behandlung.

Transfusion:

Hierbei handelt es sich um die Übertragung von Blut oder Blutbestandteilen (z. B. Erythrozytenkonzentrat, Plasma, Thrombozyten). Eine Transfusion ist deutlich komplexer, erfordert spezielle Kontrollen und ist lebensrettend bei starkem Blutverlust oder schweren Bluterkrankungen.

Infusion zu Hause (ambulant)

Voraussetzungen und Sicherheit

Heiminfusionen sind möglich, wenn Indikation, Stabilität und häusliche Umgebung passen. Ärzt:innen planen die Therapie, schulen oder binden einen Pflegedienst ein und legen fest, wann kontrolliert wird. Hygiene, sichere Lagerung der Materialien und eine klare Notfallnummer sind Pflicht.

Wie läuft das ab?

Meist wird eine Venenverweilkanüle in der Praxis gelegt; Wechsel und Kontrolle erfolgen regelmäßig. Bei Langzeittherapien kann ein Port sinnvoll sein. Die Tropfgeschwindigkeit ist vorgegeben; währenddessen solltest du ruhig sitzen, trinken ist erlaubt, körperliche Anstrengung eher nicht.

Vitamin- und Wellness-Infusionen

Immer häufiger werden Infusionen auch außerhalb der klassischen Medizin angeboten – etwa als „Vitamin-Infusion“, „Detox-Infusion“ oder „Wellness-Infusion“. Sie versprechen mehr Energie, bessere Konzentration oder einen schnelleren Anti-Aging-Effekt.

Aus medizinischer Sicht ist hier Vorsicht geboten:

  • Solche Infusionen sind in der Regel nicht notwendig, wenn kein nachgewiesener Mangel besteht.

  • Vitamine und Mineralstoffe können bei gesunden Menschen meist problemlos über eine ausgewogene Ernährung aufgenommen werden.

  • Infusionen bergen – auch wenn selten – gewisse Risiken, zum Beispiel Infektionen oder allergische Reaktionen.

Fazit: Eine Vitamin- oder Wellness-Infusion sollte nur dann erfolgen, wenn ein Arzt oder eine Ärztin tatsächlich einen Mangel im Blut nachgewiesen hat und eine Infusion sinnvoll erscheint. Für die breite Anwendung ohne klare Indikation gibt es keine ausreichenden wissenschaftlichen Belege.

Kosten und Erstattung: Deutschland, Österreich, Schweiz

Deutschland

Bei medizinischer Notwendigkeit sind Infusionen Kassenleistung (GKV). Zuzahlungen nach gesetzlichen Regeln (z. B. 10 % je Verordnung, min. 5 €, max. 10 €). Wellness-/Vitamin-Infusionen ohne Indikation sind Selbstzahler.

Österreich

Kassen übernehmen medizinisch notwendige Infusionen; Selbstbehalte können anfallen. Ambulante Heiminfusionen meist über Verordnung + Pflegedienst organisiert.

Schweiz

Übernahme durch OKP (Grundversicherung), sofern wirksam, zweckmäßig, wirtschaftlich. Franchise und 10 % Selbstbehalt gelten. Zusatzversicherungen können Leistungen erweitern.

Häufige Fragen (FAQ)

Tut eine Infusion weh?

Das Stechen ist kurz unangenehm; die Infusion selbst spürst du meist kaum. Bei Brennen oder Druck sofort melden.

Wie lange dauert das?

Von 15–60 Minuten (Kurzinfusion) bis mehrere Stunden (Langzeitinfusion). Der Plan richtet sich nach Indikation und Präparat.

Darf ich mich bewegen?

Ruhig sitzen oder liegen ist ideal. Sport währenddessen: nein. Auf den Zugang achten, keine Zugbelastung am Schlauch.

Infusion zu Hause – geht das?

Ja, bei passender Indikation, stabiler Situation und professioneller Begleitung. Das Team organisiert Material, Schulung und Kontrollen.

Wissenschaftliche Quellen

BITTE BEACHTEN

Dieser Artikel dient ausschließlich der allgemeinen Information und kann nicht das persönliche Gespräch mit einer Ärztin oder einem Arzt ersetzen. Für eine individuelle Diagnose, Therapieempfehlung und Behandlung konsultieren Sie bitte immer medizinisches Fachpersonal.

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