Inappetenz – Wenn der Hunger fehlt

Inappetenz – Wenn der Hunger fehlt

PD Dr. med. Witold Polanski

Inappetenz bedeutet, dass das Verlangen zu essen vermindert ist oder ganz fehlt. Dieser medizinische Begriff beschreibt also einen Zustand, in dem das übliche Hungergefühl ausbleibt und die Nahrungsaufnahme deutlich zurückgeht.

Wenn der Appetit ausbleibt

Jeder kennt Tage, an denen das Essen einfach nicht schmeckt oder das Hungergefühl fehlt. Hält dieser Zustand jedoch länger an, sprechen Ärztinnen und Ärzte von Inappetenz. Es handelt sich dabei nicht um eine Krankheit im engeren Sinne, sondern um ein Symptom, das ganz unterschiedliche Ursachen haben kann. Die Bandbreite reicht von harmlosen Auslösern wie Stress, einer Erkältung oder ungewohnter Umgebung bis hin zu schwerwiegenden Erkrankungen.

In medizinischen Berichten taucht der Begriff häufig auf, wenn auffällt, dass jemand deutlich weniger isst als sonst. Das kann sich durch einen plötzlichen oder schleichenden Rückgang der Nahrungsaufnahme zeigen. Manchmal berichten Betroffene selbst, dass sie „keinen Appetit“ hätten, manchmal fällt es erst im Gespräch mit Ärztinnen, Angehörigen oder Pflegekräften auf.

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Was steckt hinter Inappetenz?

Die Gründe für einen fehlenden Appetit sind sehr vielfältig. Häufig spielen psychische Faktoren wie Kummer, Angst oder Überforderung eine Rolle. Auch Trauer oder starke Belastungen können dazu führen, dass das Interesse am Essen verschwindet. Manche Medikamente, zum Beispiel bestimmte Schmerzmittel, Antibiotika oder Chemotherapien, beeinflussen den Appetit ebenfalls.

Körperliche Erkrankungen zählen zu den häufigsten Auslösern. Infektionen, Magen-Darm-Erkrankungen, Leber- oder Nierenprobleme und sogar eine einfache Grippe können dazu führen, dass das Hungergefühl nachlässt. Bei älteren Menschen tritt Inappetenz öfter auf, weil sich der Stoffwechsel und das Geschmacksempfinden mit dem Alter verändern.

Auch Tumorerkrankungen, chronische Entzündungen oder schwere Herzschwäche sind mögliche Ursachen, vor allem wenn die Inappetenz über längere Zeit anhält oder mit Gewichtsverlust einhergeht. In diesen Fällen ist es wichtig, die Ursache zu erkennen und gezielt zu behandeln.

Ist Inappetenz gefährlich?

Ob ein fehlender Appetit bedenklich ist, hängt stark von der jeweiligen Situation ab. Für kurze Zeit ist es meist unproblematisch, wenn weniger gegessen wird – zum Beispiel bei einer Magenverstimmung oder nach einer Operation. Problematisch kann Inappetenz werden, wenn sie länger anhält oder zu starkem Gewichtsverlust führt. Dann besteht das Risiko, dass der Körper nicht mehr ausreichend mit Nährstoffen versorgt wird. Besonders bei älteren Menschen oder Menschen mit Vorerkrankungen kann das schnell zu einer Schwächung des Immunsystems, Muskelabbau oder sogar Mangelernährung führen.

Wer bemerkt, dass der Appetit über mehrere Tage ausbleibt oder das Gewicht deutlich sinkt, sollte die Ursache ärztlich abklären lassen. Auch wenn Begleitsymptome wie starke Müdigkeit, Schmerzen, Fieber oder Übelkeit auftreten, ist eine Untersuchung ratsam.

Was tun bei Appetitlosigkeit?

Die Behandlung richtet sich immer nach dem Auslöser. Wenn eine Infektion oder ein Magen-Darm-Infekt dahintersteckt, bessert sich der Appetit meist von selbst, sobald die Erkrankung abklingt. Liegt die Ursache in einer seelischen Belastung, kann es helfen, über Sorgen und Ängste zu sprechen oder Unterstützung im Alltag zu suchen. Bei chronischen Erkrankungen oder Nebenwirkungen von Medikamenten ist eine Anpassung der Therapie manchmal sinnvoll.

Oft helfen kleine Tricks, um das Essen wieder angenehmer zu machen: Lieblingsgerichte, appetitlich angerichtete Mahlzeiten, regelmäßige kleine Portionen oder gemeinsames Essen können das Hungergefühl anregen. Bei ausgeprägter Inappetenz oder drohender Mangelernährung kommen manchmal auch spezielle Trinknahrungen oder Nahrungsergänzungsmittel zum Einsatz – immer in Absprache mit medizinischem Fachpersonal.

Wann sollte ärztlicher Rat eingeholt werden?

Ein kurzzeitiger Verlust des Appetits ist meist harmlos. Dauert die Inappetenz jedoch länger als ein paar Tage an, führt zu deutlichem Gewichtsverlust oder geht mit Beschwerden wie Schmerzen, Fieber oder Erbrechen einher, sollte eine Ärztin oder ein Arzt aufgesucht werden. Das gilt auch, wenn Vorerkrankungen bestehen oder Unsicherheit herrscht, woran der Appetitverlust liegt.

Gerade bei älteren Menschen, Kindern oder chronisch Kranken ist es wichtig, nicht zu lange abzuwarten. Eine frühzeitige Abklärung kann helfen, ernste Ursachen zu erkennen und rechtzeitig gegenzusteuern.

Inappetenz ist also kein eigenständiges Krankheitsbild, sondern ein Hinweis darauf, dass im Körper oder in der Seele etwas aus dem Gleichgewicht geraten ist. Mit etwas Aufmerksamkeit lässt sich der Auslöser oft gut finden – und der Appetit kehrt meist schneller zurück, als gedacht.

BITTE BEACHTEN

Dieser Artikel dient ausschließlich der allgemeinen Information und kann nicht das persönliche Gespräch mit einer Ärztin oder einem Arzt ersetzen. Für eine individuelle Diagnose, Therapieempfehlung und Behandlung konsultieren Sie bitte immer medizinisches Fachpersonal.

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