Eine Impulskontrollstörung ist eine psychische Erkrankung, bei der es schwerfällt, plötzliche innere Impulse oder Dränge zu kontrollieren, obwohl diese zu schädlichen Handlungen führen können.
Was steckt hinter dem Begriff?
Der Ausdruck stammt aus der Psychiatrie und beschreibt eine Gruppe von Störungen, bei denen das Verhalten nicht mehr ausreichend gesteuert werden kann. Das bedeutet: Bestimmte Handlungen werden immer wieder ausgeführt, obwohl sie eigentlich nicht gewollt sind und häufig negative Folgen haben. Typisch ist, dass die betroffene Person einen starken inneren Drang verspürt, etwas zu tun, etwa zu stehlen, zu spielen, zu schreien oder aggressiv zu werden, und diesem Drang kaum oder gar nicht widerstehen kann.
Klassische Beispiele für solche Störungen sind das zwanghafte Stehlen (Kleptomanie), das wiederholte Auslösen von Bränden (Pyromanie), das zwanghafte Spielen (pathologisches Glücksspiel) oder auch das unkontrollierte Ausleben von Wut. Auch das zwanghafte Ziehen an den eigenen Haaren (Trichotillomanie) zählt dazu.
Wie zeigt sich eine Impulskontrollstörung im Alltag?
Im Alltag macht sich eine solche Störung oft dadurch bemerkbar, dass bestimmte Handlungen immer wieder vorkommen und nicht gestoppt werden können, selbst wenn sie als falsch oder gefährlich erkannt werden. Vor der Handlung baut sich meist eine starke innere Spannung auf, die erst nach dem Ausagieren kurzzeitig nachlässt. Häufig folgt auf das Verhalten ein Gefühl von Schuld, Scham oder Reue.
Die Schwierigkeiten, Impulse zu kontrollieren, können sich auf ganz unterschiedliche Bereiche beziehen. Manche Menschen verspüren einen Drang zu aggressiven Ausbrüchen, andere zu riskantem Verhalten, wieder andere zu bestimmten Zwängen. Für Außenstehende wirkt das Verhalten oft unverständlich, was zu Missverständnissen und Konflikten führen kann.
Ist das schlimm? Welche Folgen können auftreten?
Viele fragen sich, ob eine Impulskontrollstörung gefährlich ist. Die Antwort hängt davon ab, wie stark die Störung ausgeprägt ist und welche Handlungen im Vordergrund stehen. Häufig belasten die wiederkehrenden Handlungen nicht nur die betroffene Person selbst, sondern auch das Umfeld. Es kann zu Problemen in Beziehungen, am Arbeitsplatz oder mit dem Gesetz kommen. Besonders das Gefühl, die Kontrolle über das eigene Verhalten zu verlieren, löst oft große Verunsicherung und Angst aus.
Typische Sorgen sind: „Bin ich gefährlich für andere?“, „Kann ich das jemals in den Griff bekommen?“ oder „Was denken andere über mich?“ Auch Schuldgefühle und Scham sind häufig, gerade wenn das Verhalten gegen die eigenen Werte oder Normen verstößt.
Wie wird eine Impulskontrollstörung festgestellt?
Die Diagnose erfolgt in der Regel durch eine Fachärztin oder einen Facharzt für Psychiatrie oder Psychotherapie. Im Gespräch werden die genauen Symptome, der Verlauf und mögliche Auslöser erfragt. Es geht darum zu klären, ob die Schwierigkeiten mit der Impulskontrolle Teil einer eigenständigen Störung sind oder im Zusammenhang mit anderen psychischen Erkrankungen wie Depression, ADHS oder Persönlichkeitsstörungen stehen.
Manchmal werden auch Fragebögen eingesetzt oder enge Bezugspersonen befragt, um ein umfassendes Bild zu bekommen. Wichtig ist, dass andere Ursachen wie zum Beispiel körperliche Erkrankungen oder Nebenwirkungen von Medikamenten ausgeschlossen werden.
Was kann helfen? Behandlungsmöglichkeiten im Überblick
Die Behandlung richtet sich danach, wie stark die Störung ausgeprägt ist und welche Bereiche betroffen sind. In vielen Fällen hilft eine Psychotherapie, vor allem verhaltenstherapeutische Ansätze. Ziel ist es, Auslöser für die Impulse zu erkennen, alternative Strategien zu entwickeln und die Kontrolle über das eigene Verhalten zu stärken. Oft werden auch Entspannungsverfahren und Übungen zur Stressbewältigung eingesetzt.
In manchen Fällen können Medikamente unterstützend wirken, etwa wenn zusätzlich eine Depression oder eine andere psychische Erkrankung vorliegt. Die Therapie wird immer individuell geplant und an die persönlichen Bedürfnisse angepasst.
Wichtig zu wissen: Eine Impulskontrollstörung ist kein Zeichen von Schwäche oder mangelndem Willen. Es handelt sich um eine anerkannte psychische Erkrankung, für die es wirksame Hilfen gibt. Frühzeitige Unterstützung kann verhindern, dass sich die Störung verfestigt oder weitere Probleme entstehen.
Leben mit einer Impulskontrollstörung
Mit einer solchen Störung zu leben, bedeutet oft, sich immer wieder mit Schuldgefühlen, Scham oder Unverständnis auseinanderzusetzen. Der erste Schritt ist, das Problem zu erkennen und sich Hilfe zu holen. Viele erleben eine große Erleichterung, wenn sie merken, dass sie nicht allein sind und es Wege gibt, mit den eigenen Impulsen besser umzugehen.
Offenheit im persönlichen Umfeld kann helfen, Missverständnisse abzubauen und Unterstützung zu bekommen. Auch Selbsthilfegruppen bieten einen geschützten Rahmen, um Erfahrungen auszutauschen und voneinander zu lernen. Mit Geduld, fachlicher Begleitung und dem passenden Therapieansatz lässt sich die Kontrolle über das eigene Verhalten oft deutlich verbessern.