Ileus: Wenn der Darm stehen bleibt

Ileus: Wenn der Darm stehen bleibt

05.12.2025

PD Dr. med. Witold Polanski

Ein Ileus beschreibt einen Darmverschluss. Das bedeutet, dass der Transport von Speisebrei oder Luft im Darm plötzlich oder schleichend gestört ist und der Inhalt nicht mehr weitergeleitet werden kann.

Wenn der Darm blockiert ist

Im Alltag arbeitet der Darm unermüdlich. Er transportiert Nahrung, Flüssigkeit und Gase von oben nach unten, zieht Nährstoffe heraus und sorgt dafür, dass unverdauliche Reste ausgeschieden werden. Beim Ileus kommt dieser Prozess zum Stillstand. Die Passage ist so stark behindert, dass nichts mehr weitergeht. Das kann akut passieren oder sich allmählich entwickeln. Ärztinnen und Ärzte sprechen dann auch von einem Darmverschluss oder einer Darmlähmung.

Ursachen und Formen

Hinter einem Ileus können verschiedene Auslöser stecken. Die häufigsten sind mechanische Hindernisse, zum Beispiel Verwachsungen nach früheren Operationen, Tumore, eingeklemmte Brüche oder verdrehte Darmabschnitte. In anderen Fällen arbeitet die Darmmuskulatur selbst nicht mehr richtig, etwa nach schweren Entzündungen, bei bestimmten Medikamenten oder nach größeren Bauchoperationen. Dann spricht man von einem sogenannten paralytischen Ileus, also einer Darmlähmung.

Beide Formen führen dazu, dass der Darminhalt nicht mehr weitertransportiert wird. Im Unterschied dazu gibt es auch den Subileus, bei dem der Darm zwar noch teilweise durchgängig ist, aber die Passage stark eingeschränkt bleibt. Mehr dazu findest du im Artikel zum Subileus.

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Typische Beschwerden

Ein Darmverschluss zeigt sich meist durch plötzlich einsetzende, starke Bauchschmerzen. Häufig kommen Übelkeit, Erbrechen, ein geblähter Bauch und das Ausbleiben von Stuhlgang und Winden dazu. Der Bauch fühlt sich gespannt an, manchmal ist er druckempfindlich. Je nachdem, an welcher Stelle der Darm blockiert ist, können die Beschwerden unterschiedlich ausgeprägt sein. Bei einem hohen Ileus, also im Dünndarm, steht das Erbrechen im Vordergrund. Bei einem tiefen Ileus im Dickdarm fällt oft zuerst auf, dass kein Stuhl mehr abgesetzt werden kann.

Ist das gefährlich?

Ein Ileus ist eine ernste Erkrankung, die schnell behandelt werden muss. Wenn der Darminhalt nicht mehr weiterkommt, staut sich alles zurück. Das kann dazu führen, dass die Darmwand geschädigt wird, Bakterien oder Giftstoffe in den Körper übertreten und eine Entzündung des Bauchraums entsteht. Ohne Behandlung besteht Lebensgefahr. Deshalb gilt: Wer die genannten Symptome bemerkt, sollte rasch ärztliche Hilfe suchen.

Viele Menschen haben Angst vor einer Operation oder vor bleibenden Schäden. Es ist wichtig zu wissen, dass die Heilungschancen bei rechtzeitiger Behandlung gut sind. Je früher ein Ileus erkannt wird, desto besser kann geholfen werden. In manchen Fällen lässt sich eine Operation vermeiden, vor allem, wenn keine Anzeichen für eine Durchblutungsstörung oder einen Darmdurchbruch vorliegen.

Wie wird ein Ileus festgestellt?

Die Diagnose beginnt mit einem ausführlichen Gespräch und einer körperlichen Untersuchung. Ärztinnen und Ärzte achten auf typische Zeichen wie einen geblähten Bauch, fehlende Darmgeräusche oder eine gespannte Bauchdecke. Bildgebende Untersuchungen wie Röntgen, Ultraschall oder eine Computertomografie helfen, die genaue Ursache und den Sitz des Verschlusses zu finden. Blutuntersuchungen zeigen, ob Entzündungen oder andere Komplikationen vorliegen.

Behandlungsmöglichkeiten

Die Therapie richtet sich nach der Ursache und dem Zustand des Darms. Häufig wird zunächst versucht, den Darm zu entlasten, zum Beispiel durch eine Magensonde, die den Mageninhalt absaugt. Flüssigkeit und Elektrolyte werden über die Vene zugeführt, um den Kreislauf zu stabilisieren. In vielen Fällen ist jedoch ein operativer Eingriff nötig, um das Hindernis zu beseitigen oder geschädigte Darmabschnitte zu entfernen. Bei einer Darmlähmung ohne mechanisches Hindernis kann es manchmal ausreichen, die auslösenden Faktoren zu behandeln und den Darm zu beobachten.

Nach einer erfolgreichen Behandlung erholt sich der Darm meist innerhalb weniger Tage. Die weitere Therapie hängt davon ab, was den Ileus ausgelöst hat. Bei Verwachsungen oder nach einer Operation ist es wichtig, auf frühe Warnzeichen zu achten, um einen Rückfall zu verhindern.

Was kann man selbst tun?

Vorbeugen lässt sich ein Ileus nur bedingt. Wer bereits Operationen im Bauchraum hatte oder zu Verwachsungen neigt, sollte auf einen regelmäßigen Stuhlgang und eine ausgewogene Ernährung achten. Viel Bewegung, ausreichend Flüssigkeit und ballaststoffreiche Kost können helfen, die Darmtätigkeit zu fördern. Bei ersten Anzeichen wie anhaltender Verstopfung, ungewöhnlichen Bauchschmerzen oder geblähtem Bauch empfiehlt es sich, nicht zu lange abzuwarten, sondern ärztlichen Rat einzuholen.

Häufige Fragen und Sorgen

Viele fragen sich: Kann so etwas plötzlich passieren? Muss immer operiert werden? Wie hoch ist das Risiko für Komplikationen? Tatsächlich kann ein Ileus sowohl schleichend als auch ganz plötzlich auftreten. Nicht jeder Darmverschluss braucht sofort eine Operation, aber ohne ärztliche Behandlung kann die Situation schnell lebensbedrohlich werden. Bei frühzeitiger Diagnose und Therapie erholen sich die meisten Menschen vollständig, bleibende Schäden sind selten, wenn rechtzeitig gehandelt wird.

Gerade nach einer Bauchoperation oder bei bekannten Erkrankungen des Darms ist es wichtig, auf Warnzeichen zu achten. Unsicherheit oder Angst sind verständlich, aber durch frühes Handeln lassen sich schwere Verläufe meist verhindern.

Ein Ileus ist eine ernste, aber behandelbare Erkrankung. Wer die Beschwerden kennt und rechtzeitig medizinische Hilfe sucht, hat gute Chancen, dass der Darm bald wieder normal arbeitet.

BITTE BEACHTEN

Dieser Artikel dient ausschließlich der allgemeinen Information und kann nicht das persönliche Gespräch mit einer Ärztin oder einem Arzt ersetzen. Für eine individuelle Diagnose, Therapieempfehlung und Behandlung konsultieren Sie bitte immer medizinisches Fachpersonal.

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