Ileostomie im Leben danach

Ileostomie im Leben danach

17.06.2025

PD Dr. med. Witold Polanski

Eine Ileostomie ist ein chirurgisch angelegter künstlicher Darmausgang, bei dem das Ende des Dünndarms (Ileum) durch die Bauchdecke nach außen geleitet wird. Dort entsteht eine kleine Öffnung, die sogenannte Stoma, durch die der Darminhalt in einen speziellen Beutel abgeleitet wird. Dieser Eingriff wird meist dann notwendig, wenn der untere Teil des Darms – also der Dickdarm oder der Enddarm – entfernt oder vorübergehend stillgelegt werden muss.

Wann kommt eine Ileostomie zum Einsatz?

Eine Ileostomie wird häufig bei schweren Erkrankungen des Darms erforderlich. Dazu zählen chronisch-entzündliche Darmerkrankungen wie Morbus Crohn oder Colitis ulcerosa, aber auch Darmkrebs oder schwere Verletzungen. Manchmal ist die Ileostomie dauerhaft, in anderen Fällen nur vorübergehend, damit der Darm heilen kann. Nach einer gewissen Zeit kann das Stoma dann wieder zurückverlegt werden, sofern das möglich ist.

Die Entscheidung für eine Ileostomie fällt nie leicht. Oft steht sie am Ende einer langen Krankheitsgeschichte, wenn andere Behandlungswege ausgeschöpft sind. Ärztinnen und Ärzte wägen sorgfältig ab, ob und wann ein künstlicher Darmausgang wirklich notwendig wird. Ziel ist es immer, die Lebensqualität zu erhalten oder zu verbessern und Komplikationen zu vermeiden.

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Was verändert sich nach der Operation?

Mit einer Ileostomie verändert sich der Weg, den der Nahrungsbrei durch den Körper nimmt. Da der Dickdarm umgangen wird, gelangt der Darminhalt direkt aus dem Dünndarm nach außen. Das hat zur Folge, dass der Stuhl meist flüssiger oder breiiger ist als vorher, weil der Dickdarm normalerweise Wasser entzieht. Die Ausscheidungen werden in einem speziellen Beutel gesammelt, der sicher an der Haut befestigt wird und regelmäßig gewechselt werden muss.

Am Anfang ist das für viele eine große Umstellung. Die Sorge, wie der Alltag mit einem Stoma funktioniert, ist ganz normal. Viele fragen sich: Wie sichtbar ist der Beutel? Riecht man etwas? Kann ich damit noch alles machen, was mir wichtig ist? Die Antworten darauf sind individuell, aber mit etwas Übung und der richtigen Unterstützung lässt sich vieles gut bewältigen.

Typische Ängste und Unsicherheiten

Die Vorstellung, mit einem künstlichen Darmausgang zu leben, löst oft Unsicherheiten aus. Viele befürchten Einschränkungen im Alltag, beim Sport oder im sozialen Leben. Die Angst vor Gerüchen, Geräuschen oder einem sichtbaren Beutel ist weit verbreitet. Auch die Frage, ob Intimität und Partnerschaft weiterhin möglich sind, beschäftigt viele.

Wichtig zu wissen: Moderne Stomaversorgung ist diskret und sicher. Die Beutel sind so konzipiert, dass sie Gerüche zuverlässig einschließen. Viele Menschen berichten, dass sie nach einer gewissen Eingewöhnungszeit wieder fast alles machen können, was ihnen wichtig ist – von Reisen bis hin zu sportlichen Aktivitäten. Auch Schwimmen oder Saunabesuche sind mit speziellen Hilfsmitteln weiterhin möglich.

Leben mit Ileostomie – was ist zu beachten?

Nach der Operation ist eine gute Stomapflege entscheidend. Die Haut rund um das Stoma muss regelmäßig gereinigt und geschützt werden, damit es nicht zu Reizungen kommt. Spezialisierte Pflegekräfte, sogenannte Stomatherapeutinnen und -therapeuten, zeigen, wie der Beutel richtig gewechselt wird und worauf im Alltag zu achten ist.

Die Ernährung kann sich leicht verändern, da der Körper weniger Zeit hat, Flüssigkeit und Nährstoffe aufzunehmen. Es empfiehlt sich, ausreichend zu trinken und auf eine ausgewogene Kost zu achten. Manche Lebensmittel können den Stuhlgang beeinflussen oder Blähungen verursachen – mit der Zeit bekommt jeder ein Gefühl dafür, was gut vertragen wird.

Auch das Thema Reisen ist mit einer Ileostomie gut zu bewältigen. Es empfiehlt sich, immer ausreichend Versorgungsmaterial dabeizuhaben und sich über die medizinische Versorgung am Urlaubsort zu informieren. Mit ein wenig Planung steht Ausflügen und längeren Reisen meist nichts im Wege.

Kann eine Ileostomie rückgängig gemacht werden?

Ob eine Ileostomie dauerhaft bleibt oder wieder zurückverlegt werden kann, hängt von der Grunderkrankung und dem Heilungsverlauf ab. Bei manchen Erkrankungen ist das Stoma nur eine vorübergehende Lösung. Nach einigen Monaten oder Jahren kann der künstliche Ausgang wieder entfernt werden, wenn der Darm ausreichend verheilt ist. In anderen Fällen bleibt die Ileostomie dauerhaft bestehen, etwa wenn der gesamte Dickdarm entfernt werden musste.

Die Entscheidung, ob und wann eine Rückverlegung möglich ist, trifft das Behandlungsteam gemeinsam mit der betroffenen Person. Dabei spielen gesundheitliche Aspekte, aber auch persönliche Wünsche eine Rolle.

Unterstützung und Beratung

Mit einer Ileostomie ist niemand allein. Es gibt spezialisierte Pflegekräfte, Selbsthilfegruppen und Beratungsstellen, die wertvolle Tipps und Unterstützung bieten. Der Austausch mit anderen Betroffenen hilft dabei, Unsicherheiten abzubauen und praktische Lösungen für den Alltag zu finden. Viele berichten, dass sie nach einer gewissen Zeit wieder ein selbstbestimmtes und erfülltes Leben führen – auch mit Stoma.

Der erste Schritt ist oft der schwerste, aber mit guter Begleitung und etwas Geduld wächst das Vertrauen in den eigenen Körper und in die neue Lebenssituation.

BITTE BEACHTEN

Dieser Artikel dient ausschließlich der allgemeinen Information und kann nicht das persönliche Gespräch mit einer Ärztin oder einem Arzt ersetzen. Für eine individuelle Diagnose, Therapieempfehlung und Behandlung konsultieren Sie bitte immer medizinisches Fachpersonal.

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