Idiopathische Gastroparese und ihre Folgen

Idiopathische Gastroparese und ihre Folgen

07.11.2025

PD Dr. med. Witold Polanski

Die idiopathische Gastroparese beschreibt eine Magenentleerungsstörung, bei der der Magen die Nahrung verzögert in den Darm weiterleitet, ohne dass eine erkennbare Ursache gefunden wird.

Wenn der Magen zu langsam arbeitet

Normalerweise sorgt eine fein abgestimmte Muskelbewegung dafür, dass der Magen seinen Inhalt nach und nach in den Dünndarm abgibt. Bei einer Gastroparese funktioniert dieser Ablauf nicht richtig. Die Nahrung bleibt länger als vorgesehen im Magen, was verschiedene Beschwerden auslösen kann. Das Wort „idiopathisch“ bedeutet, dass keine eindeutige Ursache für die Störung gefunden wurde. Es liegt also keine Zuckerkrankheit (Diabetes), keine Operation oder andere bekannte Erkrankung zugrunde, die das Problem erklären könnte.

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Typische Beschwerden und Symptome

Viele Menschen mit einer idiopathischen Gastroparese berichten über Völlegefühl, Übelkeit und Appetitlosigkeit. Häufig kommt es auch zu Bauchschmerzen, Aufstoßen oder sogar Erbrechen von unverdauter Nahrung. Manche bemerken, dass sie nach kleinen Mahlzeiten schon satt sind oder nach dem Essen ein unangenehmes Druckgefühl im Oberbauch verspüren. In schweren Fällen kann es zu einer ungewollten Gewichtsabnahme kommen, weil die Nahrungsaufnahme erschwert ist.

Ursachen und warum „idiopathisch“?

Bei der idiopathischen Form bleibt die Ursache trotz gründlicher Untersuchungen unklar. Das unterscheidet sie von anderen Arten der Gastroparese, bei denen zum Beispiel ein schlecht eingestellter Diabetes, eine Schilddrüsenerkrankung oder eine Operation im Bauchraum den Auslöser darstellen. Es wird vermutet, dass bei der idiopathischen Variante eine gestörte Funktion der Magenmuskulatur oder der Nerven, die den Magen steuern, vorliegt – ohne dass man dies im Einzelfall genau nachweisen kann. Häufig betrifft diese Form eher Frauen und tritt meist im mittleren Lebensalter auf.

Wie wird eine idiopathische Gastroparese festgestellt?

Meist beginnt die Diagnostik mit einem Gespräch über die Beschwerden und einer körperlichen Untersuchung. Um andere Ursachen auszuschließen, werden oft Bluttests, Ultraschall oder eine Magenspiegelung durchgeführt. Die eigentliche Diagnose sichert meist eine sogenannte Szintigraphie: Dabei wird gemessen, wie lange eine kleine Menge einer schwach radioaktiven Testmahlzeit im Magen verbleibt. Bleibt die Nahrung länger als üblich im Magen, spricht das für eine Gastroparese. Erst wenn alle bekannten Auslöser ausgeschlossen sind, wird die Diagnose idiopathische Gastroparese gestellt.

Ist eine idiopathische Gastroparese gefährlich?

Die Erkrankung kann die Lebensqualität deutlich einschränken. Viele sorgen sich, ob sie sich dauerhaft auf starke Beschwerden einstellen müssen oder ob gefährliche Folgen wie Mangelernährung drohen. In den meisten Fällen verläuft die Gastroparese zwar chronisch, aber nicht lebensbedrohlich. Problematisch wird es, wenn durch häufiges Erbrechen oder Appetitlosigkeit tatsächlich zu wenig Nährstoffe aufgenommen werden. Dann kann es zu Gewichtsverlust, Vitaminmangel oder einem geschwächten Immunsystem kommen. Viele Betroffene erleben aber auch Phasen, in denen die Beschwerden weniger stark ausgeprägt sind.

Was lässt sich gegen die Beschwerden tun?

Die Behandlung zielt darauf ab, die Symptome zu lindern und die Lebensqualität zu verbessern. Kleine, häufige Mahlzeiten sind oft besser verträglich als große Portionen. Manchmal hilft es, ballaststoffreiche oder sehr fetthaltige Speisen zu meiden, da diese länger im Magen verweilen. Auch das gründliche Kauen und langsame Essen kann die Verdauung unterstützen. In manchen Fällen verschreiben Ärztinnen oder Ärzte Medikamente, die die Magenbewegung anregen. Bei sehr starken Beschwerden oder drohender Mangelernährung kann vorübergehend eine spezielle Ernährung über eine Magensonde notwendig werden.

Was lässt sich selbst tun?

Einige praktische Tipps können helfen, den Alltag mit einer idiopathischen Gastroparese besser zu bewältigen. Regelmäßige, kleine Mahlzeiten schonen den Magen und führen seltener zu Beschwerden. Flüssige oder pürierte Speisen sind oft leichter verdaulich als feste Nahrung. Es kann sinnvoll sein, ein Ernährungstagebuch zu führen, um herauszufinden, welche Speisen besonders gut oder schlecht vertragen werden. Ausreichend trinken bleibt wichtig, besonders wenn es häufiger zu Erbrechen kommt. Bei Unsicherheit über die Ernährung oder bei deutlichem Gewichtsverlust sollte immer ärztlicher Rat eingeholt werden.

Umgang mit Sorgen und Unsicherheiten

Viele fragen sich, ob die Beschwerden wieder verschwinden oder ob eine Heilung möglich ist. Die idiopathische Gastroparese ist in den meisten Fällen eine chronische Erkrankung, die sich allerdings im Verlauf verändern kann. Die Beschwerden können schwanken und sich zeitweise bessern. Mit einer guten Betreuung durch Ärztinnen und Ernährungsberatung lassen sich die meisten Probleme gut in den Griff bekommen. Es ist wichtig, bei anhaltenden Beschwerden oder starker Gewichtsabnahme nicht zu zögern und sich Unterstützung zu holen.

Die idiopathische Gastroparese ist zwar selten, aber gut bekannt. Mit einer gezielten Behandlung und etwas Geduld kann oft eine deutliche Linderung erreicht werden, auch wenn die Ursache nicht gefunden wird.

BITTE BEACHTEN

Dieser Artikel dient ausschließlich der allgemeinen Information und kann nicht das persönliche Gespräch mit einer Ärztin oder einem Arzt ersetzen. Für eine individuelle Diagnose, Therapieempfehlung und Behandlung konsultieren Sie bitte immer medizinisches Fachpersonal.

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