Die Hyperkeratose beschreibt eine Verdickung der obersten Hautschicht, der sogenannten Hornschicht. Sie entsteht, wenn sich übermäßig viele Hornzellen bilden und abgestorbene Hautzellen nicht rechtzeitig abgestoßen werden. Dadurch wirkt die Haut rau, verdickt, schuppig oder sogar rissig. Viele Menschen kennen Hyperkeratosen in Form von Schwielen oder Hornhaut an Händen und Füßen. In den meisten Fällen ist sie harmlos, für Betroffene aber oft unangenehm oder belastend. Studien zeigen, dass rund 30–40 % aller Erwachsenen regelmäßig an übermäßiger Hornhautbildung an den Füßen leiden, bei Diabetiker:innen sind es sogar über 50 %.
Warum entsteht diese Verdickung der Haut?
Die Haut reagiert auf verschiedene Reize, indem sie sich schützt und verstärkt Hornmaterial bildet. Das kann zum Beispiel durch dauerhaften Druck, Reibung oder bestimmte äußere Einflüsse wie enge Schuhe, handwerkliche Arbeit oder häufiges Barfußlaufen passieren. Auch chronische Entzündungen, bestimmte Hauterkrankungen oder seltene genetische Ursachen können dazu führen, dass die Hornschicht übermäßig wächst.
Ein klassisches Beispiel für eine harmlose Form ist die Schwielenbildung an Händen oder Füßen, etwa nach längerer Gartenarbeit oder Sport. Die Haut verdickt sich gezielt an den Stellen, die besonders beansprucht werden. So schützt sich der Körper vor Verletzungen und sorgt für eine Art natürlichen „Schutzpanzer“.
Wie zeigt sich Hyperkeratose?
Typischerweise fühlt sich die betroffene Haut rau, fest oder manchmal sogar rissig an. Oft treten gelbliche, graue oder weißliche Verdickungen auf, die sich von der gesunden Haut abheben. Besonders häufig sind Füße, Hände, Ellenbogen oder Knie betroffen, weil diese Bereiche stärker belastet werden.
Manchmal kann die Haut an den verdickten Stellen spannen, jucken oder sogar schmerzen, vor allem wenn Risse entstehen. In manchen Fällen bilden sich auch kleine „Hornzapfen“ oder verhärtete Knoten, die beim Laufen oder Greifen stören.
Es gibt aber auch spezielle Formen, bei denen die Hyperkeratose Teil einer Hauterkrankung ist. Dazu zählen etwa die Schuppenflechte (Psoriasis), bestimmte Ekzeme oder seltene genetische Erkrankungen, bei denen die Haut am ganzen Körper verdickt erscheint.
Ist Hyperkeratose gefährlich?
In den meisten Fällen ist eine Hyperkeratose harmlos und stellt keine ernsthafte Gefahr dar. Die Verdickung ist meist eine Schutzreaktion des Körpers und lässt sich oft gut behandeln. Dennoch kann sie unangenehm werden, etwa wenn Schwielen aufreißen, schmerzen oder sich entzünden.
Manchmal steckt aber auch eine andere Erkrankung dahinter, zum Beispiel eine chronische Entzündung, eine Pilzinfektion oder eine seltene genetische Ursache. Wenn die Verdickung plötzlich auftritt, sehr ausgeprägt ist, nicht verschwindet oder mit anderen Beschwerden wie Rötung, Nässen oder Schmerzen einhergeht, ist es sinnvoll, ärztlichen Rat einzuholen.
Pflege im Alltag – was wirklich hilft
Die wichtigste Behandlung der Hyperkeratose ist eine konsequente Hautpflege, die am besten in den Alltag integriert wird. Regelmäßige Routinen helfen, die Haut weich, widerstandsfähig und frei von schmerzhaften Rissen zu halten.
Regelmäßige Hautpflege als Routine
Morgens reicht meist eine dünne Schicht feuchtigkeitsspendender Creme, die schnell einzieht und die Haut den ganzen Tag vor Trockenheit schützt. Besonders wirksam sind Präparate mit Harnstoff (10–20 %) oder Salicylsäure, da sie die Hornschicht weicher machen und überschüssige Zellen schonend ablösen. Wer sehr trockene Haut hat, kann zusätzlich eine reichhaltige, rückfettende Salbe nutzen. Regelmäßiges Eincremen über 2–4 Wochen kann die Hornhautdicke um bis zu 40 % reduzieren.
Am Abend lohnt sich eine intensivere Pflege. Nach einem Fuß- oder Handbad (5–10 Minuten, lauwarm, ggf. mit etwas Salz oder pflegenden Ölen) ist die Haut besonders aufnahmefähig. Verdickte Stellen lassen sich dann vorsichtig mit einem Bimsstein oder einer Hornhautfeile glätten – sanft, ohne Druck und niemals mit scharfen Klingen, da sonst Verletzungen drohen. Anschließend sollte eine reichhaltige Creme aufgetragen werden. Ein bewährter Tipp ist es, Baumwollsocken oder Handschuhe über Nacht anzuziehen, damit die Pflegeprodukte optimal einziehen können. Schon 1–2 Anwendungen pro Woche reduzieren Druckschmerzen signifikant und verbessern die Hautelastizität.
Schutz im Alltag
Neben der Pflege spielt auch der tägliche Schutz eine entscheidende Rolle. Bequeme, gut sitzende Schuhe und atmungsaktive Socken verhindern Druckstellen an den Füßen. Wer viel steht oder läuft, kann empfindliche Stellen zusätzlich mit Polsterpflastern oder Gelkissen entlasten. Bei handwerklicher Arbeit, Gartenarbeit oder Putzen schützen Handschuhe die Haut vor Reibung und Chemikalien, die die Hornbildung verstärken können. Menschen, die täglich bequeme Schuhe und atmungsaktive Socken tragen, entwickeln bis zu 50 % seltener schmerzhafte Schwielen.
Ergänzende Maßnahmen
Auch der Lebensstil wirkt sich auf die Hautgesundheit aus. Eine ausreichende Flüssigkeitszufuhr, eine vitaminreiche Ernährung (z. B. Vitamin A und E, Zink) und regelmäßige körperliche Bewegung unterstützen die Regeneration von innen. Bewegung verbessert die Durchblutung der Haut, wodurch sie widerstandsfähiger bleibt. Stressabbau – durch Atemübungen, Yoga oder kleine Pausen im Alltag – hilft, Hautreizungen zu verringern und das allgemeine Wohlbefinden zu steigern.
Wann sollte ärztlicher Rat eingeholt werden?
Wenn die Hautveränderung sehr schnell wächst, ungewöhnlich aussieht, immer wieder auftritt oder mit Schmerzen, Rötung, Blutungen oder anderen Beschwerden einhergeht, ist eine ärztliche Abklärung sinnvoll. Auch wenn Unsicherheit besteht, ob es sich wirklich um eine harmlose Schwiele oder vielleicht doch um eine andere Erkrankung handelt, hilft eine professionelle Einschätzung weiter.
Gerade bei Menschen mit Diabetes oder Durchblutungsstörungen an den Füßen ist besondere Vorsicht geboten, da kleine Verletzungen oder Risse schneller zu Infektionen führen können.
Was kann vorbeugend getan werden?
Damit verdickte Haut gar nicht erst entsteht, sind einfache Maßnahmen hilfreich. Eine tägliche Hautpflege mit feuchtigkeitsspendenden Cremes beugt Trockenheit vor und hält die Haut elastisch. Wer zu Hornhaut neigt, sollte seine Haut regelmäßig kontrollieren und frühzeitig reagieren, bevor Schmerzen oder Risse entstehen.
Das Tragen von gut passenden, bequemen Schuhen ist ebenso wichtig wie das Vermeiden von ständiger Überlastung einzelner Hautbereiche. Auch der Wechsel zwischen verschiedenen Schuhen kann helfen, den Druck gleichmäßiger zu verteilen. Menschen mit Vorerkrankungen wie Diabetes sollten ihre Füße besonders sorgfältig pflegen und regelmäßig ärztlich untersuchen lassen.
Besondere Risikogruppen – wann besondere Vorsicht geboten ist
Menschen mit Diabetes mellitus oder Durchblutungsstörungen sind bei Hyperkeratose besonders gefährdet. Bei Patient:innen mit Diabetes entwickeln sich bis zu 25 % aller Fußgeschwüre aus kleineren Druckstellen oder Rissen in hyperkeratotischer Haut. Solche Wunden sind eine der Hauptursachen für Amputationen. Da Wunden oft schlechter heilen, ist hier eine besonders sorgfältige Hautpflege entscheidend. Betroffene sollten die Füße täglich auf Veränderungen kontrollieren – am besten abends beim Waschen – und bei Rötungen, Schwellungen oder offenen Stellen sofort ärztliche Hilfe suchen. Wichtig: Diabetiker:innen sollten keine scharfen Instrumente wie Skalpelle oder Rasierklingen zur Hornhautentfernung nutzen, da die Verletzungsgefahr zu groß ist. Stattdessen ist eine regelmäßige medizinische Fußpflege durch geschulte Podolog:innen die sicherste Lösung. Bei regelmäßiger medizinischer Fußpflege sinkt das Risiko für Fußkomplikationen bei Diabetiker:innen um rund 60 %.
Auch ältere Menschen gehören zu einer Risikogruppe, weil ihre Haut dünner und empfindlicher wird. Etwa 60 % der über 65-Jährigen haben ausgeprägte Hyperkeratosen an den Füßen oder Händen, bedingt durch dünnere, trockenere Haut. Sie profitieren von besonders sanfter Pflege, viel Feuchtigkeit und Schutz vor Druckstellen durch weiche, gut sitzende Schuhe. Ein tiefer Riss (Rhagade) kann innerhalb weniger Tage zu einer Infektion führen. Besonders bei Menschen mit Durchblutungsstörungen ist das Risiko für eine Wundheilungsstörung doppelt so hoch wie bei Gesunden.
Psychosoziale Aspekte – wenn die Haut auch zur seelischen Belastung wird
Hyperkeratose ist zwar medizinisch meist harmlos, kann aber im Alltag spürbar belasten. Viele Betroffene empfinden die verdickte, rissige Haut als unästhetisch, besonders wenn Hände oder Gesicht betroffen sind. Das kann Schamgefühle hervorrufen und dazu führen, dass man bestimmte Situationen meidet – etwa Schwimmbadbesuche, Sportkurse oder das Tragen offener Schuhe.
Praktische Tipps im Umgang mit diesen Belastungen:
Pflege als Routine begreifen: Wer feste Rituale für Hautpflege entwickelt, gewinnt ein Gefühl von Kontrolle zurück und stärkt das Selbstbewusstsein. Schon kleine Erfolge – etwa glattere Haut nach einer Woche konsequenter Pflege – können motivierend wirken.
Selbstbewusstsein im Alltag: Viele andere Menschen nehmen Hautveränderungen viel weniger wahr, als Betroffene glauben. Ein aktiver, offener Umgang hilft, den Druck zu verringern.
Hilfe annehmen: Gespräche mit Hautärzt:innen, Podolog:innen oder in Selbsthilfegruppen zeigen, dass man nicht allein ist. Oft reicht schon ein Austausch, um Schamgefühle abzubauen.
Präventiv denken: Wer frühzeitig pflegt, verhindert, dass die Haut stark verhärtet oder reißt – das verbessert nicht nur das körperliche Wohlbefinden, sondern auch das äußere Erscheinungsbild.
Wissenschaftliche Quellen
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