Hypercholesterinämie bezeichnet einen Zustand, bei dem sich zu viel Cholesterin im Blut befindet. Obwohl Cholesterin ein lebensnotwendiger Bestandteil des Körpers ist – es spielt eine zentrale Rolle bei der Bildung von Zellmembranen, Hormonen und Gallensäuren – kann ein dauerhaft erhöhter Cholesterinspiegel das Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen erheblich steigern. In diesem ausführlichen Bericht erfährst du, was Hypercholesterinämie bedeutet, welche Ursachen und Risikofaktoren dabei eine Rolle spielen, wie die Diagnose abläuft, welche Behandlungs- und Therapieansätze zur Verfügung stehen und wie ein Leben mit erhöhtem Cholesterin gestaltet werden kann.
Was ist Hypercholesterinämie?
Hypercholesterinämie beschreibt den Befund, dass sich im Blut zu hohe Mengen an Cholesterin befinden. Dabei wird insbesondere zwischen dem sogenannten LDL-Cholesterin („schlechtes Cholesterin“) und dem HDL-Cholesterin („gutes Cholesterin“) unterschieden. Ein Überschuss an LDL-Cholesterin kann dazu führen, dass sich an den Innenwänden der Blutgefäße Ablagerungen bilden, die langfristig zu einer Verengung oder sogar zu einer Verstopfung der Gefäße führen können. Dieser Prozess, der als Atherosklerose bekannt ist, bildet die Grundlage für viele Herz-Kreislauf-Erkrankungen wie Herzinfarkt oder Schlaganfall. Hypercholesterinämie kann dabei sowohl durch genetische Faktoren als auch durch Lebensstilfaktoren bedingt sein.
Cholesterinwerte verstehen: Ab wann sind sie zu hoch?
Viele Menschen erfahren erst durch eine Blutuntersuchung, dass ihr Cholesterin zu hoch ist. Doch welche Werte sind eigentlich normal – und ab wann spricht man von Hypercholesterinämie? Die folgenden Orientierungswerte helfen Dir, Deine Ergebnisse besser einzuordnen.
Gesamtcholesterin: Ein Wert unter 200 mg/dl (unter 5,2 mmol/l) gilt als günstig. Liegt er zwischen 200 und 239 mg/dl (5,2–6,1 mmol/l), spricht man von einem grenzwertig hohen Cholesterin. Ab 240 mg/dl (≥ 6,2 mmol/l) steigt das Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen deutlich.
LDL-Cholesterin („schlechtes Cholesterin“): Optimal sind Werte unter 100 mg/dl (2,6 mmol/l). Wer bereits Herzprobleme, Diabetes oder andere Risikofaktoren hat, sollte sogar unter 70 mg/dl (1,8 mmol/l) bleiben. Werte über 160 mg/dl (≥ 4,1 mmol/l) gelten als deutlich erhöht.
HDL-Cholesterin („gutes Cholesterin“): HDL schützt die Gefäße, indem es überschüssiges Cholesterin abtransportiert. Bei Männern sollten die Werte über 40 mg/dl (1,0 mmol/l) liegen, bei Frauen über 50 mg/dl (1,3 mmol/l).
Triglyceride: Werte unter 150 mg/dl (1,7 mmol/l) sind normal. Alles darüber kann ein Hinweis auf Stoffwechselprobleme oder ungesunde Ernährung sein.
Ursachen und Risikofaktoren
Die Ursachen für einen zu hohen Cholesterinspiegel sind vielfältig und oft multifaktoriell. Einer der wesentlichen Faktoren ist die genetische Disposition. Bei manchen Menschen liegt eine familiäre Hypercholesterinämie vor, bei der der Körper von Geburt an Schwierigkeiten hat, überschüssiges LDL-Cholesterin abzubauen. Neben dieser erblichen Komponente spielen auch Lebensstilfaktoren eine entscheidende Rolle. Eine Ernährung, die reich an gesättigten Fetten und Transfetten ist, fördert die Cholesterinproduktion und die Ablagerung von Fett in den Arterien. Bewegungsmangel, Übergewicht und ein ungesunder Lebensstil können den Cholesterinspiegel zusätzlich erhöhen. Auch sekundäre Ursachen, wie etwa bestimmte Erkrankungen (zum Beispiel Hypothyreose oder Nierenerkrankungen) und der Einsatz bestimmter Medikamente, können zu einer Hypercholesterinämie beitragen. Diese Risikofaktoren wirken oft zusammen und können so den Cholesterinspiegel deutlich erhöhen, ohne dass es anfangs zu spürbaren Beschwerden kommt.
Hypercholesterinämie Symptome und Diagnose
Ein besonderes Merkmal der Hypercholesterinämie ist, dass sie in den meisten Fällen symptomlos verläuft – bis bereits ernsthafte Folgeerkrankungen auftreten. Viele Betroffene merken zunächst nichts, da erhöhte Cholesterinwerte an sich keine direkten Beschwerden verursachen. Erst wenn sich die schleichende Ablagerung von Fett in den Arterien manifestiert, können sich Symptome wie Brustschmerzen, Kurzatmigkeit oder sogar ein Herzinfarkt einstellen. Deshalb ist die regelmäßige Kontrolle der Blutwerte so wichtig. Die Diagnose erfolgt in der Regel über eine einfache Blutuntersuchung, bei der der Cholesterin- und Lipidstatus ermittelt wird. Ärzte messen dabei die Gesamtcholesterinwerte, das LDL- und HDL-Cholesterin sowie die Triglyceride. Anhand dieser Werte lässt sich das individuelle Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen einschätzen und die Notwendigkeit einer Behandlung beurteilen.
Therapie und Behandlung
Die Behandlung der Hypercholesterinämie orientiert sich an einem umfassenden Konzept, das vor allem auf Lebensstiländerungen und gegebenenfalls auf medikamentöse Maßnahmen setzt. Zunächst ist eine Ernährungsumstellung zentral: Eine ballaststoffreiche und fettarme Kost, die reich an Obst, Gemüse, Vollkornprodukten und gesunden Fetten (wie denen aus Nüssen und Olivenöl) ist, kann helfen, den Cholesterinspiegel nachhaltig zu senken. Regelmäßige körperliche Aktivität unterstützt diesen Prozess, da Bewegung dazu beiträgt, das „gute“ HDL-Cholesterin zu erhöhen und gleichzeitig den Abbau des „schlechten“ LDL-Cholesterins zu fördern. Sollte es trotz Lebensstiländerungen nicht gelingen, den Cholesterinspiegel in den Griff zu bekommen, kommen Medikamente wie Statine zum Einsatz. Diese senken effektiv das LDL-Cholesterin und haben sich in zahlreichen Studien als wirksame Maßnahme zur Vorbeugung von Herz-Kreislauf-Erkrankungen erwiesen. Auch andere Medikamente, wie Cholesterinabsorptionshemmer oder Fibrate, können unter bestimmten Voraussetzungen zum Einsatz kommen, um ein individuelles Therapiekonzept zu ergänzen.
Leben mit Hypercholesterinämie
Ein Leben mit Hypercholesterinämie erfordert ein gewisses Maß an Achtsamkeit und kontinuierlicher Gesundheitsvorsorge. Da ein hoher Cholesterinspiegel über Jahre hinweg die Gesundheit beeinträchtigen kann, ist es wichtig, regelmäßige Kontrollen wahrzunehmen und den Blutdruck, die Blutfettwerte und andere relevante Parameter engmaschig zu überwachen. Viele Betroffene profitieren von einem ganzheitlichen Ansatz, der neben der Ernährung und Bewegung auch Stressmanagement und gegebenenfalls psychologische Unterstützung umfasst. Der Aufbau eines unterstützenden Netzwerks – sei es durch Selbsthilfegruppen oder den regelmäßigen Austausch mit Fachärzten – kann zusätzlich dazu beitragen, den Alltag aktiv und gesund zu gestalten. Dabei geht es nicht nur um die kurzfristige Senkung der Cholesterinwerte, sondern um eine dauerhafte Veränderung der Lebensgewohnheiten, die langfristig das Risiko schwerwiegender Folgeerkrankungen minimiert.
Hypercholesterinämie ist ein häufiger, aber oft unscheinbarer Risikofaktor für ernsthafte Herz-Kreislauf-Erkrankungen. Durch eine Kombination aus gesunder Ernährung, regelmäßiger Bewegung und gegebenenfalls medikamentöser Therapie lassen sich die Cholesterinwerte in der Regel gut kontrollieren. Entscheidend ist dabei die frühzeitige Diagnose und eine konsequente, langfristige Lebensstiländerung. Ein offener Dialog mit dem behandelnden Arzt sowie regelmäßige Kontrollen ermöglichen es, das individuelle Risiko zu überwachen und gezielt zu senken. So kann trotz erhöhter Cholesterinwerte ein aktives und erfülltes Leben geführt werden – denn präventive Maßnahmen und ein bewusster Umgang mit der eigenen Gesundheit sind der Schlüssel zu einem langfristig gesunden Leben.
Wissenschaftliche Quellen
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