Hyperbilirubinämie – Wenn Bilirubin das Blut färbt

Hyperbilirubinämie – Wenn Bilirubin das Blut färbt

07.08.2025

PD Dr. med. Witold Polanski

Hyperbilirubinämie bedeutet, dass sich zu viel Bilirubin im Blut befindet. Bilirubin ist ein gelber Farbstoff, der beim Abbau von roten Blutkörperchen entsteht und normalerweise über die Leber abgebaut und mit der Galle ausgeschieden wird.

Woher kommt Bilirubin und warum steigt es an?

Rote Blutkörperchen haben eine begrenzte Lebensdauer. Wenn sie abgebaut werden, entsteht dabei Bilirubin. Die Leber nimmt diesen Farbstoff auf, wandelt ihn um und gibt ihn über die Galle an den Darm weiter. Wird mehr Bilirubin gebildet, als die Leber verarbeiten kann, oder ist die Leber in ihrer Funktion gestört, sammelt sich Bilirubin im Blut an. Auch wenn der Abfluss der Galle behindert ist, kann der Wert steigen.

Eine Hyperbilirubinämie kann also verschiedene Ursachen haben. Sehr häufig ist sie ein Hinweis darauf, dass entweder zu viele rote Blutkörperchen zerfallen, die Leber überlastet oder krank ist, oder der Abfluss der Galle blockiert wird – zum Beispiel durch Gallensteine, Entzündungen oder Tumoren.

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Wie macht sich ein erhöhter Bilirubinwert bemerkbar?

Ein typisches Zeichen für zu viel Bilirubin im Blut ist eine Gelbfärbung der Haut und der Augen, auch als Gelbsucht oder Ikterus bekannt. Die Haut erscheint dabei gelblich, ebenso die Lederhaut der Augen. Der Urin kann dunkler werden, während der Stuhlgang heller ausfallen kann. Häufig treten diese Symptome auf, wenn der Bilirubinwert deutlich erhöht ist.

Oft bleibt eine leichte Hyperbilirubinämie aber auch unbemerkt und wird erst durch eine Blutuntersuchung festgestellt. In manchen Fällen fühlen sich Betroffene müde, abgeschlagen oder haben leichte Beschwerden im Oberbauch, doch das ist nicht immer der Fall.

Was können die Ursachen sein?

Die Gründe für eine Hyperbilirubinämie lassen sich grob in drei Gruppen einteilen. Bei einer vermehrten Zerstörung roter Blutkörperchen, wie sie etwa bei bestimmten Blutkrankheiten vorkommt, entsteht mehr Bilirubin, als die Leber abbauen kann. Ist die Leber selbst erkrankt, etwa durch eine Hepatitis, Leberzirrhose oder Medikamente, kann sie das Bilirubin nicht mehr ausreichend verarbeiten. Schließlich kann auch eine Störung im Abfluss der Galle, etwa durch einen Gallenstein, eine Entzündung oder einen Tumor, dazu führen, dass Bilirubin ins Blut zurückgestaut wird.

Daneben gibt es auch harmlose Formen, wie das sogenannte Gilbert-Meulengracht-Syndrom. Hierbei ist der Abbau von Bilirubin in der Leber leicht verlangsamt, was zu gelegentlich erhöhten Werten führen kann – meist ohne Krankheitswert.

Ist eine Hyperbilirubinämie gefährlich?

Ob eine Hyperbilirubinämie bedenklich ist, hängt von der Ursache und der Höhe des Wertes ab. Leicht erhöhte Werte, wie sie etwa beim Gilbert-Meulengracht-Syndrom vorkommen, sind in der Regel harmlos und müssen nicht behandelt werden. Liegt jedoch eine Erkrankung der Leber, der Gallenwege oder eine andere ernsthafte Ursache vor, sollte die Hyperbilirubinämie unbedingt ärztlich abgeklärt werden.

Besonders bei plötzlich auftretender Gelbsucht, starken Schmerzen, Fieber oder allgemeiner Verschlechterung des Wohlbefindens ist es wichtig, rasch die Ursache zu finden. In seltenen Fällen kann eine sehr hohe Bilirubinkonzentration auch zu Komplikationen führen, etwa bei Neugeborenen, deren Leber noch nicht vollständig ausgereift ist.

Was passiert nach der Diagnose?

Wenn bei einer Blutuntersuchung erhöhte Bilirubinwerte festgestellt werden, folgt meist eine weitere Abklärung. Die Ärztin oder der Arzt wird nach möglichen Beschwerden, Vorerkrankungen und Medikamenten fragen. Je nach Befund können zusätzliche Blutwerte, ein Ultraschall der Leber und der Gallenwege oder weitere spezielle Untersuchungen notwendig sein.

Die Behandlung richtet sich immer nach der Ursache. Liegt zum Beispiel ein Gallenstein vor, der den Abfluss blockiert, kann dieser entfernt werden. Bei einer Leberentzündung stehen andere Maßnahmen im Vordergrund. Ist die Ursache harmlos, wie beim Gilbert-Meulengracht-Syndrom, ist meist keine Therapie erforderlich.

Wann sollte ärztlicher Rat eingeholt werden?

Eine Hyperbilirubinämie ist immer ein Hinweis darauf, dass im Körper etwas aus dem Gleichgewicht geraten ist. Besonders wenn sich die Haut oder Augen gelb verfärben oder andere Beschwerden wie starke Müdigkeit, Bauchschmerzen oder Fieber auftreten, sollte zeitnah eine medizinische Abklärung erfolgen. Nur so lässt sich die Ursache finden und gegebenenfalls gezielt behandeln.

Für viele Betroffene ist die Diagnose zunächst beunruhigend. Die gute Nachricht: Nicht jede Form der Hyperbilirubinämie ist gefährlich. Die meisten Ursachen lassen sich gut behandeln oder sind sogar harmlos. Trotzdem sollte immer eine genaue Abklärung erfolgen, um ernsthafte Erkrankungen auszuschließen und gegebenenfalls frühzeitig zu behandeln.

BITTE BEACHTEN

Dieser Artikel dient ausschließlich der allgemeinen Information und kann nicht das persönliche Gespräch mit einer Ärztin oder einem Arzt ersetzen. Für eine individuelle Diagnose, Therapieempfehlung und Behandlung konsultieren Sie bitte immer medizinisches Fachpersonal.

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