Hirsutismus: Wenn Haare sichtbar belasten

Hirsutismus: Wenn Haare sichtbar belasten

07.11.2025

PD Dr. med. Witold Polanski

Hirsutismus bezeichnet das vermehrte Auftreten von kräftigen, dunklen Körperhaaren bei Frauen an Stellen, an denen normalerweise Männer stärkeren Haarwuchs zeigen, zum Beispiel im Gesicht, auf der Brust, am Bauch oder Rücken.

Wenn Haare plötzlich stärker wachsen

Ein leichter Flaum im Gesicht oder an den Armen ist bei vielen Frauen ganz normal. Beim Hirsutismus allerdings wachsen die Haare auffällig dicht, dick und dunkel, oft an Regionen wie Oberlippe, Kinn, Brustwarzen, Unterbauch oder Oberschenkeln. Das empfinden viele Betroffene als belastend, weil der Haarwuchs nicht zu den gesellschaftlichen Erwartungen an das weibliche Aussehen passt. Häufig beginnt das Problem in der Pubertät oder jungen Erwachsenenzeit und entwickelt sich dann langsam weiter.

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Was steckt dahinter?

Die Ursache für Hirsutismus liegt meist in einer erhöhten Wirkung männlicher Geschlechtshormone, den sogenannten Androgenen. Diese Hormone kommen auch im weiblichen Körper vor, allerdings normalerweise nur in geringeren Mengen. Gerät das Gleichgewicht aus der Balance, kann der Haarwuchs an bestimmten Stellen zunehmen. Ein häufiger Auslöser ist das sogenannte polyzystische Ovarialsyndrom, kurz PCOS. Auch Störungen der Nebennieren oder bestimmte Medikamente können eine Rolle spielen. In vielen Fällen lässt sich jedoch keine eindeutige Ursache finden.

Ist das gefährlich?

Viele fragen sich, ob Hirsutismus ein Hinweis auf eine schwere Erkrankung ist. In den meisten Fällen steckt keine bedrohliche Krankheit dahinter. Dennoch sollte die Ursache ärztlich abgeklärt werden, vor allem wenn der Haarwuchs sehr plötzlich einsetzt, sich schnell verstärkt oder weitere Beschwerden wie Zyklusstörungen, Akne oder eine tiefer werdende Stimme auftreten. Dann kann es sein, dass eine hormonelle Störung vorliegt, die behandelt werden sollte.

Wie wird Hirsutismus festgestellt?

Zunächst erfolgt meist ein ausführliches Gespräch über die Beschwerden, die persönliche Entwicklung und mögliche Begleiterkrankungen. Danach untersucht die Ärztin oder der Arzt die betroffenen Hautstellen und prüft, wie stark der Haarwuchs ausgeprägt ist. Oft folgt eine Blutuntersuchung, um die Hormonwerte zu kontrollieren. Je nach Befund können weitere Tests nötig sein, etwa eine Ultraschalluntersuchung der Eierstöcke oder der Nebennieren.

Behandlungsmöglichkeiten und was du selbst tun kannst

Die Behandlung richtet sich nach der Ursache und dem Ausmaß der Beschwerden. Liegt eine hormonelle Störung wie das PCOS vor, kann eine gezielte Therapie helfen, zum Beispiel mit bestimmten hormonellen Medikamenten. Auch Medikamente, die die Wirkung männlicher Hormone blockieren, kommen manchmal zum Einsatz. Wer keine oder nur leichte Beschwerden hat, benötigt nicht immer eine medizinische Behandlung.

Viele wählen kosmetische Methoden, um den Haarwuchs zu reduzieren oder zu entfernen. Dazu zählen Rasieren, Zupfen, Wachsen oder spezielle Cremes. Auch eine dauerhafte Haarentfernung mit Laser oder Lichttechnik kann in Betracht gezogen werden. Es ist sinnvoll, sich dazu in einer dermatologischen Praxis beraten zu lassen, um die passende Methode zu finden.

Eine gesunde Lebensweise kann unterstützend wirken. Besonders bei Übergewicht lohnt es sich, auf Ernährung und Bewegung zu achten, da sich das hormonelle Gleichgewicht dadurch positiv beeinflussen lässt. Manchmal reicht schon eine moderate Gewichtsabnahme, um den Haarwuchs zu verringern.

Häufige Sorgen und Fragen

Viele erleben Hirsutismus als starke Belastung im Alltag. Die Angst, aufzufallen oder abgelehnt zu werden, ist verbreitet. Wichtig zu wissen: Du bist nicht allein. Schätzungen zufolge betrifft Hirsutismus etwa fünf bis zehn Prozent aller Frauen im gebärfähigen Alter. Das Thema ist also weit verbreitet, auch wenn selten offen darüber gesprochen wird.

Wer befürchtet, dass der Haarwuchs auf eine schwerwiegende Erkrankung hindeutet, sollte sich nicht scheuen, ärztlichen Rat einzuholen. In den allermeisten Fällen lässt sich die Ursache klären und gezielt behandeln. Auch psychische Unterstützung kann helfen, besser mit den eigenen Gefühlen umzugehen.

Wann sollte ärztliche Hilfe gesucht werden?

Wenn die Veränderungen plötzlich auftreten, sehr stark ausgeprägt sind oder weitere Symptome wie Zyklusstörungen, Haarausfall am Kopf, Akne oder eine Veränderung der Stimme hinzukommen, ist ein Arztbesuch ratsam. Auch wenn Unsicherheit besteht, ob der Haarwuchs noch im normalen Bereich liegt, kann eine fachliche Einschätzung entlasten.

Zusammenleben mit Hirsutismus

Der Umgang mit verstärktem Haarwuchs ist individuell sehr verschieden. Manche stört es kaum, andere leiden stark darunter. Wichtig ist, die eigenen Bedürfnisse ernst zu nehmen und sich Unterstützung zu holen, wenn der Leidensdruck groß wird. Moderne Therapien und kosmetische Möglichkeiten bieten heute viele Wege, mit dem Thema umzugehen und das eigene Wohlbefinden zu stärken.

BITTE BEACHTEN

Dieser Artikel dient ausschließlich der allgemeinen Information und kann nicht das persönliche Gespräch mit einer Ärztin oder einem Arzt ersetzen. Für eine individuelle Diagnose, Therapieempfehlung und Behandlung konsultieren Sie bitte immer medizinisches Fachpersonal.

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