Hepatische Enzephalopathie und ihre Folgen

Hepatische Enzephalopathie und ihre Folgen

07.08.2025

PD Dr. med. Witold Polanski

Hepatische Enzephalopathie bezeichnet eine Funktionsstörung des Gehirns, die durch eine schwere Erkrankung oder Schädigung der Leber ausgelöst wird. Dabei kommt es zu Veränderungen im Bewusstsein, im Denken und manchmal auch im Verhalten, weil die Leber ihre Entgiftungsaufgaben nicht mehr ausreichend erfüllen kann.

Wenn die Leber das Gehirn beeinflusst

Die Leber übernimmt im Körper viele lebenswichtige Aufgaben. Sie baut Schadstoffe ab, reguliert den Stoffwechsel und sorgt dafür, dass Abfallprodukte aus dem Blut entfernt werden. Ist die Leber jedoch stark geschädigt – etwa durch eine Leberzirrhose, eine schwere Hepatitis oder eine akute Leberinsuffizienz – kann sie diese Funktionen nicht mehr richtig ausführen. In der Folge sammeln sich giftige Stoffe, wie zum Beispiel Ammoniak, im Blut an. Diese gelangen dann auch ins Gehirn und stören dort die normale Funktion der Nervenzellen.

Typisch für eine hepatische Enzephalopathie sind ganz unterschiedliche Symptome. Anfangs können Konzentrationsschwierigkeiten, leichte Vergesslichkeit oder Stimmungsschwankungen auftreten. Mit Fortschreiten der Erkrankung kommen oft Verwirrtheit, Orientierungslosigkeit, Sprachstörungen oder sogar Bewusstseinsstörungen hinzu. In schweren Fällen kann es bis zum Koma kommen. Die Beschwerden sind nicht immer gleich stark ausgeprägt und können sich im Verlauf verändern.

Ganzen Befund übersetzen?

Du hast einen Arztbericht oder Befund den du nicht verstehst? Dann nutze Simply Onno, um dir diesen in einfache Sprache übersetzen und erklären zu lassen.

Mehr Infos

Was bedeutet die Diagnose für den Alltag?

Eine hepatische Enzephalopathie ist ein ernstzunehmendes Zeichen dafür, dass die Leber stark beeinträchtigt ist. Die geistigen Veränderungen können den Alltag erheblich erschweren. Gewohnte Tätigkeiten fallen plötzlich schwerer, Gespräche werden anstrengend, und auch die Orientierung in der Umgebung kann leiden. Häufig bemerken Angehörige die Veränderungen zuerst, da Betroffene selbst die Symptome oft nicht richtig einordnen können.

Gerade die Unvorhersehbarkeit der Beschwerden sorgt für Unsicherheit. An manchen Tagen scheint alles wie gewohnt zu laufen, an anderen treten plötzlich starke Verwirrtheit oder ungewöhnliches Verhalten auf. Das kann verängstigen – sowohl die Betroffenen als auch das Umfeld. Wichtig ist: Die Symptome sind Ausdruck einer körperlichen Erkrankung und keine „Schwäche“ oder Folge psychischer Probleme.

Ist eine hepatische Enzephalopathie gefährlich?

Die Diagnose kann beunruhigend wirken, da sie auf eine fortgeschrittene Lebererkrankung hinweist. Die Schwere der Beschwerden reicht von leichten, kaum spürbaren Veränderungen bis hin zu bedrohlichen Bewusstseinsstörungen. In schweren Fällen kann eine hepatische Enzephalopathie lebensbedrohlich werden, insbesondere wenn sie nicht rechtzeitig erkannt und behandelt wird.

Viele Fragen tauchen auf: Wie lange dauern die Symptome? Ist das Gehirn dauerhaft geschädigt? Was kann im schlimmsten Fall passieren? Die gute Nachricht: In vielen Fällen lassen sich die Beschwerden, wenn sie frühzeitig behandelt werden, zumindest teilweise rückgängig machen. Die Symptome können sich nach einer erfolgreichen Therapie deutlich bessern oder sogar ganz verschwinden. Wichtig ist, bei ersten Anzeichen wie starker Schläfrigkeit, Verwirrtheit oder auffälligem Verhalten möglichst rasch ärztliche Hilfe in Anspruch zu nehmen.

Wie wird eine hepatische Enzephalopathie behandelt?

Im Mittelpunkt der Behandlung steht immer die Entlastung der Leber und das Senken der giftigen Stoffe im Blut. Häufig werden Medikamente eingesetzt, die dabei helfen, Ammoniak und andere schädliche Substanzen aus dem Körper zu entfernen. Dazu zählen zum Beispiel Laktulose, ein Abführmittel, das die Aufnahme von Ammoniak im Darm reduziert, oder spezielle Antibiotika, die die Bildung von Ammoniak durch Darmbakterien verringern.

Gleichzeitig wird versucht, die Ursache der Lebererkrankung möglichst gezielt zu behandeln. Das kann bedeuten, Alkohol strikt zu meiden, eine Virushepatitis zu therapieren oder eine medikamentöse Behandlung der Grunderkrankung einzuleiten. In schweren Fällen, wenn die Leberfunktion nicht mehr ausreicht, kann eine Lebertransplantation notwendig werden.

Oft ist auch eine Anpassung der Ernährung sinnvoll. Eiweißreiche Kost wird manchmal eingeschränkt, um die Belastung für die Leber zu verringern. Eine enge Zusammenarbeit mit Ärztinnen, Ärzten und Ernährungsfachleuten hilft, die Therapie optimal abzustimmen.

Was kann im Alltag helfen?

Neben der medizinischen Behandlung spielt die Unterstützung im Alltag eine große Rolle. Strukturierte Tagesabläufe, Gedächtnisstützen und die Einbindung von Angehörigen können helfen, Unsicherheiten zu verringern und den Alltag zu erleichtern. Auch regelmäßige Kontrolluntersuchungen sind wichtig, um Veränderungen frühzeitig zu erkennen und gegenzusteuern.

Es ist hilfreich, offen über die Erkrankung zu sprechen – sowohl mit dem medizinischen Team als auch im privaten Umfeld. Das schafft Verständnis und ermöglicht, gemeinsam Lösungen für die Herausforderungen zu finden, die mit der Erkrankung einhergehen.

Die hepatische Enzephalopathie ist ein ernstes Signal für eine ausgeprägte Lebererkrankung, aber sie ist behandelbar. Mit einer guten medizinischen Betreuung, einer angepassten Lebensführung und der richtigen Unterstützung lässt sich die Lebensqualität oft deutlich verbessern.

BITTE BEACHTEN

Dieser Artikel dient ausschließlich der allgemeinen Information und kann nicht das persönliche Gespräch mit einer Ärztin oder einem Arzt ersetzen. Für eine individuelle Diagnose, Therapieempfehlung und Behandlung konsultieren Sie bitte immer medizinisches Fachpersonal.

Jetzt ganzen Befund übersetzen