Hallux Varus bezeichnet eine Fehlstellung der Großzehe, bei der diese im Grundgelenk nach innen, also in Richtung der Körpermitte, abweicht. Während der Hallux valgus – oft als „Ballenzeh“ bekannt – eine Abweichung der Großzehe nach außen beschreibt, handelt es sich beim Hallux varus um das genaue Gegenteil: Die Zehe zeigt zur anderen Fußseite hin, weg von den übrigen Zehen.
Wie zeigt sich ein Hallux Varus?
Typisch für einen Hallux varus ist, dass die Großzehe nicht mehr gerade nach vorne zeigt, sondern sich deutlich in Richtung des inneren Fußrandes neigt. Dadurch entsteht zwischen der Großzehe und der zweiten Zehe eine größere Lücke. Diese Fehlstellung kann unterschiedlich stark ausgeprägt sein. Bei manchen Betroffenen fällt sie nur leicht auf, bei anderen ist die Abweichung sehr deutlich sichtbar.
Oft treten zusätzlich Beschwerden wie Druckschmerzen, Schwielen oder eine eingeschränkte Beweglichkeit auf. Das Abrollen des Fußes beim Gehen kann erschwert sein, was sich auf den gesamten Gang auswirken kann. In manchen Fällen kommt es zu Problemen beim Tragen von Schuhen, da die Großzehe an der Innenseite anstößt oder gereizt wird.
Mögliche Ursachen und Entstehung
Ein Hallux varus entsteht meist nicht von selbst, sondern ist häufig die Folge einer vorangegangenen Operation am Fuß – insbesondere nach einer Korrektur eines Hallux valgus. Wird bei einem solchen Eingriff zu viel Gewebe entfernt oder die Sehnen und Bänder zu stark gestrafft, kann die Großzehe nach innen abweichen. Auch Verletzungen, angeborene Fehlstellungen oder entzündliche Erkrankungen wie Rheuma können einen Hallux varus begünstigen.
Sehr selten entwickelt sich die Fehlstellung ohne eine erkennbare Ursache. In diesen Fällen spielen meist angeborene Besonderheiten der Fußanatomie eine Rolle oder es liegen Erkrankungen des Bindegewebes vor.
Ist ein Hallux Varus gefährlich?
Die Fehlstellung selbst ist in der Regel nicht lebensbedrohlich. Allerdings kann ein Hallux varus im Alltag zu erheblichen Beschwerden führen. Druckstellen, Schmerzen beim Gehen oder Probleme mit dem Schuhwerk sind häufige Begleiterscheinungen. Bleibt die Fehlstellung unbehandelt, kann sich die Situation verschlechtern: Die Zehe verhärtet sich, die Beweglichkeit nimmt ab und es entstehen dauerhafte Veränderungen an Knochen und Gelenken.
Viele Betroffene fragen sich, ob die Fehlstellung wieder verschwindet oder ob sie sich verschlimmern kann. In den meisten Fällen bleibt ein Hallux varus bestehen oder nimmt sogar zu, wenn keine gezielten Maßnahmen ergriffen werden. Besonders nach einer Fußoperation kann die Enttäuschung groß sein, wenn statt einer Verbesserung eine neue Fehlstellung auftritt.
Behandlungsmöglichkeiten bei Hallux Varus
Wie ein Hallux varus behandelt wird, hängt von der Ausprägung und den Beschwerden ab. Bei leichten Formen und geringen Schmerzen reicht es manchmal aus, spezielle Schienen oder Einlagen zu tragen. Diese Hilfsmittel unterstützen die korrekte Ausrichtung der Zehe und entlasten das Gelenk beim Gehen. Auch gezielte physiotherapeutische Übungen können helfen, die Beweglichkeit zu erhalten und die Muskulatur zu stärken.
Reicht das nicht aus oder sind die Beschwerden stark, kann ein erneuter operativer Eingriff notwendig werden. Ziel der Operation ist es, die Zehe wieder in ihre natürliche Position zu bringen und die Funktion des Fußes zu verbessern. Je nach Ursache und Schweregrad stehen unterschiedliche Operationsverfahren zur Verfügung. Die genaue Methode wird individuell festgelegt, oft in Absprache mit einem spezialisierten Fußchirurgen.
Nach einer Operation ist eine sorgfältige Nachbehandlung wichtig. Physiotherapie, Schonung und das Tragen spezieller Schuhe oder Schienen unterstützen den Heilungsprozess und können das Risiko eines erneuten Auftretens verringern.
Worauf im Alltag achten?
Mit einem Hallux varus ist es besonders wichtig, auf bequemes, ausreichend weites Schuhwerk zu achten, das die Großzehe nicht zusätzlich einengt oder drückt. Regelmäßige Kontrolle des Fußes auf Druckstellen oder Verletzungen kann helfen, Komplikationen frühzeitig zu erkennen. Wer nach einer Fußoperation Veränderungen an der Zehenstellung bemerkt, sollte nicht zögern, ärztlichen Rat einzuholen.
Auch wenn die Fehlstellung nicht direkt gefährlich ist, kann sie die Lebensqualität deutlich beeinträchtigen. Mit gezielter Behandlung und angepasster Fußpflege lässt sich in vielen Fällen eine Besserung erreichen.