Haemophilus influenza ist ein Bakterium, das beim Menschen verschiedene Infektionen auslösen kann, darunter Atemwegserkrankungen wie Bronchitis, aber auch schwerwiegendere Krankheitsbilder wie eine Hirnhautentzündung.
Was steckt hinter dem Namen?
Der Name Haemophilus influenza klingt zunächst nach einem Grippevirus, doch tatsächlich handelt es sich um ein Bakterium. Ursprünglich glaubte man, dieses Bakterium sei der Auslöser der echten Grippe („Influenza“), daher der irreführende Name. Heute weiß man, dass die Grippe durch Viren verursacht wird, während Haemophilus influenza für andere Infektionen verantwortlich ist.
Im medizinischen Alltag taucht der Begriff häufig in Laborbefunden oder Arztbriefen auf, wenn bei einer Untersuchung Bakterien nachgewiesen wurden. Es gibt verschiedene Untergruppen dieses Erregers, die wichtigsten sind Haemophilus influenzae Typ b (Hib) und die sogenannten „nicht typisierbaren“ Stämme.
Wie kann sich eine Infektion äußern?
Eine Infektion mit Haemophilus influenza kann ganz unterschiedlich verlaufen. Häufig siedelt das Bakterium im Nasen-Rachen-Raum, ohne Beschwerden zu verursachen. Erst wenn das Immunsystem geschwächt ist oder andere Risikofaktoren vorliegen, kann es zu einer Erkrankung kommen.
Typische Beschwerden betreffen meist die Atemwege. Dazu zählen zum Beispiel eine akute Bronchitis, eine Nasennebenhöhlenentzündung oder eine Mittelohrentzündung. In seltenen Fällen kann das Bakterium jedoch auch schwere Infektionen wie eine Lungenentzündung, eine Blutvergiftung oder eine Hirnhautentzündung (Meningitis) auslösen. Besonders gefährdet sind kleine Kinder, ältere Menschen sowie Personen mit einem geschwächten Immunsystem.
Ist eine Infektion mit Haemophilus influenza gefährlich?
Ob eine Infektion gefährlich ist, hängt von verschiedenen Faktoren ab. Die meisten Infektionen verlaufen mild und lassen sich gut behandeln. Besonders die schweren Verläufe, wie sie durch Haemophilus influenzae Typ b (Hib) verursacht werden können, sind heute dank Impfungen sehr selten geworden. Vor Einführung der Hib-Impfung war dieses Bakterium einer der häufigsten Auslöser für lebensbedrohliche Erkrankungen bei Kindern, wie zum Beispiel eine Hirnhautentzündung oder eine Kehldeckelentzündung (Epiglottitis).
Auch heute können Infektionen mit Haemophilus influenza, vor allem bei Menschen mit Vorerkrankungen oder geschwächtem Immunsystem, schwer verlaufen. Deshalb ist bei entsprechenden Symptomen und einem positiven Nachweis des Bakteriums eine sorgfältige ärztliche Abklärung wichtig.
Wie wird eine Infektion festgestellt?
Der Nachweis von Haemophilus influenza erfolgt meist im Labor, zum Beispiel durch eine Untersuchung von Rachenabstrichen, Blut oder anderen Körperflüssigkeiten. Das Labor kann dabei auch bestimmen, ob es sich um den Typ b oder einen anderen Stamm handelt. Diese Unterscheidung ist wichtig, weil der Typ b besonders schwere Erkrankungen auslösen kann und gezielte Maßnahmen erfordert.
In Arztbriefen wird manchmal auch die Abkürzung „H. influenzae“ verwendet. Gemeint ist damit dasselbe Bakterium, nur in einer verkürzten Schreibweise.
Welche Behandlungsmöglichkeiten gibt es?
Da es sich um ein Bakterium handelt, kommen zur Behandlung in der Regel Antibiotika zum Einsatz. Die genaue Auswahl des Medikaments richtet sich nach dem Schweregrad der Erkrankung und dem jeweiligen Erregertyp. Leichte Infektionen wie eine Bronchitis heilen manchmal auch ohne Antibiotika aus, bei schwereren Verläufen, etwa einer Hirnhautentzündung, ist eine rasche und gezielte Therapie entscheidend.
In Deutschland wird im Rahmen der Standardimpfungen für Kinder eine Impfung gegen Haemophilus influenzae Typ b angeboten. Diese Impfung schützt zuverlässig vor den gefährlichsten Komplikationen, wie sie früher vor allem bei Kleinkindern gefürchtet waren. Für Erwachsene ist die Impfung in der Regel nicht vorgesehen, außer es bestehen besondere Risiken, etwa durch eine Immunschwäche.
Was tun bei einem positiven Befund?
Der Nachweis von Haemophilus influenza im Arztbrief ist zunächst kein Grund zur Panik. Häufig handelt es sich um einen Zufallsbefund, etwa wenn das Bakterium im Rachen nachgewiesen wurde, ohne dass Beschwerden bestehen. Erst wenn Symptome auftreten oder das Immunsystem geschwächt ist, muss genauer hingeschaut werden.
Bei Unsicherheiten oder anhaltenden Beschwerden empfiehlt es sich, ärztlichen Rat einzuholen. Die Behandlungsmöglichkeiten sind gut, und durch die Impfung ist das Risiko schwerer Verläufe heute deutlich reduziert.
Wissenschaftliche Quellen
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