Hämatokrit – Bedeutung für das Blutbild

Hämatokrit – Bedeutung für das Blutbild

29.10.2025

PD Dr. med. Witold Polanski

Hämatokrit beschreibt den Anteil der festen, zellulären Bestandteile im Blut, also vor allem der roten Blutkörperchen, am gesamten Blutvolumen.

Was genau zeigt der Hämatokrit-Wert?

Im Labor wird der Hämatokrit-Wert meist als Prozentzahl angegeben. Er gibt an, wie viel Prozent des Blutes aus Zellen bestehen – der Rest ist das flüssige Blutplasma. Bei Erwachsenen liegt der normale Wert ungefähr zwischen 40 und 50 Prozent, wobei es Unterschiede zwischen Frauen, Männern und Kindern gibt. Die wichtigsten Zellen, die den Hämatokrit bestimmen, sind die roten Blutkörperchen (Erythrozyten). Sie transportieren Sauerstoff durch den Körper und sorgen dafür, dass Organe, Muskeln und Gewebe ausreichend versorgt werden.

Ein Hämatokrit-Test gehört zu den Standarduntersuchungen bei einer laborchemischen Blutuntersuchung. Er hilft Ärztinnen und Ärzten, verschiedene Erkrankungen oder Veränderungen im Blutbild besser einzuschätzen.

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Wie wird der Hämatokrit bestimmt?

Um den Hämatokrit zu messen, wird eine kleine Menge Blut abgenommen und im Labor weiterverarbeitet. Das Blut wird in einem schmalen Röhrchen zentrifugiert – das bedeutet, es wird sehr schnell gedreht, sodass sich die festen Bestandteile am Boden absetzen und das Plasma oben bleibt. Anschließend lässt sich der prozentuale Anteil der festen Bestandteile genau ablesen. Moderne Labore nutzen dafür meist automatisierte Geräte, die noch weitere Werte gleichzeitig bestimmen.

Der Hämatokrit ist ein wichtiger Teil des sogenannten kleinen Blutbildes. Zusammen mit anderen Parametern wie Hämoglobin und den roten Blutkörperchen selbst liefert er Hinweise darauf, wie gut das Blut Sauerstoff transportieren kann und ob es Anzeichen für Krankheiten gibt.

Was sagt ein zu hoher oder zu niedriger Hämatokrit aus?

Ein zu niedriger Hämatokrit-Wert kann darauf hindeuten, dass zu wenige rote Blutkörperchen im Blut vorhanden sind. Das passiert zum Beispiel bei Blutarmut (Anämie), nach größeren Blutverlusten oder bei bestimmten chronischen Erkrankungen. Ein niedriger Wert kann bedeuten, dass der Körper weniger Sauerstoff transportieren kann – das macht sich oft durch Müdigkeit, Schwäche oder Kurzatmigkeit bemerkbar.

Liegt der Hämatokrit dagegen deutlich über dem Normalbereich, kann das verschiedene Ursachen haben. Häufig ist das Blut dann „dicker“, weil mehr rote Blutkörperchen vorhanden sind oder weil der Körper Flüssigkeit verloren hat – etwa durch starkes Schwitzen, Durchfall oder Erbrechen. Manchmal steckt auch eine Erkrankung dahinter, bei der der Körper zu viele Blutzellen produziert. Ein sehr hoher Hämatokrit kann das Risiko für Blutgerinnsel erhöhen, weil das Blut weniger gut fließt.

Wann ist eine Veränderung des Hämatokrits bedenklich?

Nicht jede Abweichung vom Normwert ist automatisch gefährlich. Kleine Schwankungen kommen im Alltag häufig vor – zum Beispiel nach körperlicher Anstrengung, bei Flüssigkeitsmangel oder durch hormonelle Veränderungen. Erst wenn der Wert deutlich und anhaltend zu hoch oder zu niedrig ist, sollte nach den Ursachen gesucht werden.

Ein dauerhaft niedriger Hämatokrit kann auf eine Blutarmut oder eine chronische Erkrankung hindeuten, die behandelt werden sollte. Ein dauerhaft hoher Wert kann das Blut „dickflüssiger“ machen und das Risiko für Thrombosen oder andere Komplikationen steigern. Entscheidend ist immer das Gesamtbild – also welche Beschwerden bestehen, wie die anderen Laborwerte aussehen und ob es Hinweise auf eine zugrundeliegende Erkrankung gibt.

Was passiert, wenn der Hämatokrit-Wert auffällig ist?

Wenn der Hämatokrit außerhalb des Normbereichs liegt, wird in der Regel nach weiteren Ursachen gesucht. Dazu können weitere laborchemische Tests, ein ausführliches Gespräch über Beschwerden und manchmal auch bildgebende Untersuchungen gehören. Die Behandlung richtet sich dann nach der Ursache: Bei Blutarmut kann zum Beispiel Eisen oder Vitamin B12 fehlen, bei Flüssigkeitsmangel hilft es oft schon, mehr zu trinken. Liegt eine Erkrankung zugrunde, muss diese gezielt behandelt werden.

In den meisten Fällen ist der Hämatokrit nur ein Baustein im Gesamtbild der Blutuntersuchung. Er allein sagt noch nicht, ob etwas Schlimmes vorliegt – erst im Zusammenhang mit anderen Werten und den persönlichen Beschwerden ergibt sich ein klares Bild.

Warum ist der Hämatokrit so wichtig?

Der Hämatokrit hilft dabei, Veränderungen im Blut frühzeitig zu erkennen. Er spielt eine Rolle bei der Einschätzung von Blutarmut, Flüssigkeitshaushalt und verschiedenen Erkrankungen des Blutes. Auch bei Operationen oder in der Intensivmedizin ist der Wert wichtig, weil er Hinweise auf den Zustand des Kreislaufs liefern kann.

Durch die regelmäßige Kontrolle lässt sich die Wirkung von Therapien beobachten, zum Beispiel bei Bluttransfusionen oder bei der Behandlung von Erkrankungen, die das Blutbild beeinflussen. Wer einen auffälligen Wert im Arztbrief findet, sollte sich nicht sofort Sorgen machen – oft steckt eine harmlose Ursache dahinter, die sich leicht beheben lässt. Im Zweifel hilft ein Gespräch mit der behandelnden Ärztin oder dem Arzt, um die Bedeutung des Hämatokrits im eigenen Fall besser zu verstehen.

BITTE BEACHTEN

Dieser Artikel dient ausschließlich der allgemeinen Information und kann nicht das persönliche Gespräch mit einer Ärztin oder einem Arzt ersetzen. Für eine individuelle Diagnose, Therapieempfehlung und Behandlung konsultieren Sie bitte immer medizinisches Fachpersonal.

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