Ein Hämangioblastom ist ein seltener, meist gutartiger Tumor, der aus Zellen der Blutgefäße entsteht und am häufigsten im Gehirn oder Rückenmark vorkommt.
Was steckt hinter dem Begriff?
Der medizinische Ausdruck setzt sich aus zwei Teilen zusammen: „Hämangio-“ steht für Blutgefäß, „-blastom“ beschreibt eine Neubildung von Zellen, die noch nicht vollständig ausgereift sind. Das bedeutet, ein Hämangioblastom ist ein Tumor, der aus frühen Vorläuferzellen der Blutgefäße entsteht. In den allermeisten Fällen handelt es sich um eine gutartige Neoplasie, also um eine Geschwulst, die nicht streut und sich langsam entwickelt.
Besonders häufig sitzt ein Hämangioblastom im sogenannten Kleinhirn, einem Teil des Gehirns, der für Gleichgewicht und Koordination zuständig ist. Seltener können auch das Rückenmark oder andere Bereiche betroffen sein.
Wie zeigt sich so ein Tumor?
Viele Hämangioblastome wachsen über Jahre hinweg langsam und machen lange Zeit keine Beschwerden. Erst wenn der Tumor eine bestimmte Größe erreicht oder auf empfindliche Bereiche drückt, können Symptome auftreten. Die Beschwerden hängen davon ab, wo sich das Hämangioblastom befindet. Im Kleinhirn sind zum Beispiel Schwindel, Gleichgewichtsstörungen, Kopfschmerzen oder Probleme beim Gehen möglich. Im Rückenmark können Taubheitsgefühle, Schwäche in Armen oder Beinen oder sogar Lähmungen auftreten.
Manchmal wird ein Hämangioblastom zufällig entdeckt, etwa bei einer MRT-Untersuchung aus anderem Anlass. In einigen Fällen bildet sich um den Tumor herum eine mit Flüssigkeit gefüllte Blase, eine sogenannte zystische Läsion, die zusätzlichen Druck auf das umliegende Gewebe ausüben kann.
Ist das gefährlich?
Auch wenn das Wort „Tumor“ erst einmal erschrecken kann, ist ein Hämangioblastom in den meisten Fällen gutartig. Das bedeutet, der Tumor wächst zwar, bildet aber keine Tochtergeschwülste (Metastasen) und breitet sich nicht im ganzen Körper aus. Trotzdem kann ein Hämangioblastom ernsthafte Probleme verursachen, wenn es auf wichtige Strukturen im Gehirn oder Rückenmark drückt. Gerade im Kopf ist wenig Platz, sodass schon ein langsam wachsender Tumor Beschwerden auslösen kann.
Einige Menschen machen sich Sorgen, ob so ein Tumor bösartig werden kann. Das ist bei Hämangioblastomen äußerst selten. Sie gehören zu den sogenannten benignen Tumoren, also zu den gutartigen Geschwulsten. In sehr seltenen Fällen treten sie im Rahmen einer Erbkrankheit, der sogenannten Von-Hippel-Lindau-Erkrankung, auf. Dann können auch andere Organe betroffen sein und es besteht ein erhöhtes Risiko für weitere Tumoren.
Wie wird die Diagnose gestellt?
Der Verdacht auf ein Hämangioblastom entsteht meist durch typische Veränderungen im MRT (Magnetresonanztomografie) oder CT (Computertomografie). Die genaue Diagnose kann aber oft erst durch eine feingewebliche Untersuchung gestellt werden, zum Beispiel nach einer Operation. Im Bildgebungsverfahren zeigt sich der Tumor oft als gut abgrenzbare, manchmal auch zystische Struktur mit kräftiger Durchblutung.
Welche Behandlungsmöglichkeiten gibt es?
Ob und wie ein Hämangioblastom behandelt werden muss, hängt von verschiedenen Faktoren ab: Größe, Lage, Beschwerden und ob der Tumor wächst. Viele Hämangioblastome können operativ entfernt werden, besonders wenn sie Beschwerden verursachen oder zu wachsen beginnen. Die Operation ist meist die erste Wahl, weil eine vollständige Entfernung in der Regel zur Heilung führt. In einigen Fällen, wenn der Tumor sehr klein ist und keine Beschwerden macht, genügt eine regelmäßige Kontrolle durch bildgebende Verfahren.
Eine Bestrahlung kommt selten infrage, meist dann, wenn eine Operation nicht möglich ist oder Tumorreste zurückbleiben. Medikamente spielen bei der Behandlung von Hämangioblastomen bislang keine große Rolle.
Was sind typische Sorgen und Fragen?
Das Wort Tumor löst fast immer Unsicherheit und Ängste aus. Viele fragen sich, ob ein Hämangioblastom lebensbedrohlich ist oder ob der Tumor streuen kann. Die gute Nachricht: Die meisten dieser Tumoren sind gutartig und wachsen langsam. Eine vollständige Entfernung ist in vielen Fällen möglich. Dennoch können Lage und Größe des Tumors die Behandlung erschweren, vor allem, wenn empfindliche Bereiche des Gehirns oder Rückenmarks betroffen sind.
Auch die Angst vor bleibenden Schäden nach einer Operation ist verständlich. Hier hängt viel davon ab, wie groß der Tumor ist, wie tief er liegt und wie früh er entdeckt wird. Die meisten Menschen haben nach einer erfolgreichen Behandlung eine gute Prognose, müssen aber regelmäßig kontrolliert werden, um ein Wiederauftreten rechtzeitig zu erkennen.
Wer erfahren hat, dass ein Hämangioblastom im Rahmen einer erblichen Erkrankung wie Von-Hippel-Lindau auftritt, sorgt sich oft um die eigene Zukunft oder die Gesundheit von Angehörigen. In solchen Fällen ist eine genetische Beratung sinnvoll, um das persönliche Risiko und mögliche Vorsorgemaßnahmen zu besprechen.
Was bedeutet das für den Alltag?
Nach der Diagnose ist es wichtig zu wissen, dass viele Menschen mit einem Hämangioblastom ein ganz normales Leben führen können – gerade dann, wenn der Tumor früh entdeckt und behandelt wird. Regelmäßige Nachsorgeuntersuchungen sind wichtig, um mögliche Veränderungen rechtzeitig zu erkennen. Wer Beschwerden bemerkt, sollte diese zeitnah ärztlich abklären lassen.
Ein Hämangioblastom ist also ein gutartiger, aber nicht zu unterschätzender Tumor, der meist im Gehirn oder Rückenmark entsteht. Die meisten Betroffenen können nach einer erfolgreichen Behandlung wieder ohne Einschränkungen leben, sollten aber auf eine gute ärztliche Betreuung und regelmäßige Kontrollen achten.