Geschmacksstörungen sind Veränderungen oder Beeinträchtigungen des Geschmackssinns, durch die Speisen und Getränke anders oder gar nicht mehr wahrgenommen werden können.
Wenn der Geschmackssinn aus dem Gleichgewicht gerät
Ein intakter Geschmackssinn sorgt im Alltag dafür, dass Aromen, Süße, Bitterkeit, Säure und Salz wahrgenommen werden. Bei einer Geschmacksstörung – manchmal auch als Dysgeusie oder Ageusie bezeichnet – funktioniert diese Wahrnehmung nicht mehr wie gewohnt. Häufig schmeckt alles fade, bitter, metallisch oder ungewöhnlich. Manche bemerken, dass der Geschmackssinn ganz fehlt, während bei anderen nur einzelne Geschmacksrichtungen betroffen sind. Das kann zu Unsicherheit führen, weil Essen und Trinken plötzlich weniger Freude bereiten oder sogar unangenehm werden.
Neben dem Begriff Geschmacksstörung taucht in medizinischen Texten auch gelegentlich das Wort Wahrnehmungsstörung auf. Während Wahrnehmungsstörungen allgemein die Verarbeitung von Sinneseindrücken betreffen, bezieht sich die Geschmacksstörung gezielt auf den Sinn für Geschmack. Wer mehr über allgemeine Wahrnehmungsstörungen erfahren möchte, findet hier weitere Informationen.
Welche Formen gibt es?
Geschmacksstörungen zeigen sich auf verschiedene Weise. Bei manchen ist der Geschmackssinn komplett ausgefallen (Ageusie), bei anderen nur teilweise gestört (Hypogeusie). Es gibt auch Fälle, in denen ein unangenehmer oder falscher Geschmack wahrgenommen wird, obwohl keine entsprechende Substanz im Mund ist – das nennt sich Parageusie oder Phantogeusie. Häufig berichten Betroffene von einem anhaltenden metallischen oder bitteren Geschmack, der sich nicht durch Zähneputzen oder Trinken beseitigen lässt.
Mögliche Ursachen für eine veränderte Geschmackswahrnehmung
Die Gründe für eine Geschmacksstörung sind vielfältig. Häufige Auslöser sind Infektionen im Mund- und Rachenraum, zum Beispiel durch Viren oder Bakterien. Auch eine Erkältung oder eine Nebenhöhlenentzündung kann dazu führen, dass der Geschmackssinn vorübergehend beeinträchtigt ist. Nach einer COVID-19-Erkrankung berichten viele Menschen, dass sie wochen- oder monatelang anders schmecken oder gar nichts mehr schmecken können.
Medikamente spielen ebenfalls eine Rolle. Bestimmte Antibiotika, Blutdrucksenker oder Chemotherapien können als Nebenwirkung den Geschmackssinn beeinflussen. Auch Mangelernährung, Vitaminmangel – etwa bei einem Defizit an Zink oder Vitamin B12 – oder eine schlechte Mundhygiene können eine Rolle spielen.
Nicht zu vergessen sind Erkrankungen des Nervensystems, wie Morbus Parkinson oder Multiple Sklerose. Hier können Nerven, die für das Geschmacksempfinden zuständig sind, geschädigt sein. Verletzungen, Operationen im Mund- und Rachenraum oder Strahlentherapie im Kopf-Hals-Bereich sind weitere mögliche Auslöser.
Lebererkrankung und Geschmacksstörung – gibt es einen Zusammenhang?
Viele fragen sich: Kann eine Lebererkrankung zu einer Geschmacksstörung führen? Tatsächlich berichten Menschen mit chronischen Leberproblemen manchmal über einen veränderten Geschmackssinn. Die genauen Ursachen sind nicht immer eindeutig. Vermutet wird, dass Stoffwechselveränderungen, die bei einer Lebererkrankung auftreten, auch die Sinneszellen im Mund oder die Verarbeitung im Gehirn beeinflussen können. Auch Medikamente, die zur Behandlung einer Lebererkrankung eingesetzt werden, können den Geschmackssinn verändern. Wer also unter einer bekannten Lebererkrankung leidet und eine neue Geschmacksstörung bemerkt, sollte dies beim nächsten Arztbesuch ansprechen.
Ist das gefährlich?
Eine gestörte Geschmackswahrnehmung ist meist nicht lebensbedrohlich, kann aber den Alltag stark beeinträchtigen. Viele sorgen sich, ob eine Geschmacksstörung auf eine ernste Erkrankung hindeutet. In den allermeisten Fällen steckt eine harmlose Ursache dahinter, wie eine Infektion oder ein vorübergehender Mangel. Trotzdem sollte eine länger anhaltende oder plötzlich auftretende Störung ärztlich abgeklärt werden – insbesondere, wenn andere Symptome wie Gewichtsverlust, Schluckbeschwerden oder Schmerzen hinzukommen.
Eine weitere Sorge betrifft die Ernährung: Wer dauerhaft weniger schmeckt, isst häufig weniger oder wählt sehr salzige oder süße Speisen, um Geschmack zu spüren. Das kann langfristig zu Mangelernährung oder anderen gesundheitlichen Problemen führen. Gerade ältere Menschen oder Personen mit chronischen Krankheiten sollten daher bei anhaltenden Veränderungen des Geschmackssinns aufmerksam sein.
Was kann helfen?
Ob und wie sich eine Geschmacksstörung behandeln lässt, hängt von der Ursache ab. Ist eine Infektion der Auslöser, normalisiert sich der Geschmackssinn oft nach einigen Tagen oder Wochen von selbst. Bei Medikamenten als Auslöser kann manchmal ein Wechsel helfen – dies sollte aber immer mit einer Ärztin oder einem Arzt besprochen werden. Liegt ein Vitamin- oder Mineralstoffmangel vor, kann eine gezielte Ergänzung helfen, den Geschmackssinn wiederherzustellen.
Manche profitieren von speziellen Übungen, bei denen verschiedene Geschmacksrichtungen gezielt trainiert werden. Auch eine gute Mundhygiene ist wichtig, um die Geschmacksnerven nicht zusätzlich zu reizen. In seltenen Fällen, wenn zum Beispiel eine Nervenschädigung vorliegt, ist die Behandlung schwieriger und erfordert eine individuelle Abklärung.
Wann sollte ärztlicher Rat eingeholt werden?
Ein vorübergehend veränderter Geschmackssinn nach einer Erkältung ist meist harmlos. Hält die Störung jedoch länger als einige Wochen an, tritt plötzlich auf oder ist mit anderen Beschwerden verbunden, ist es ratsam, eine Ärztin oder einen Arzt aufzusuchen. Besonders wichtig ist dies, wenn bereits eine chronische Erkrankung wie eine Lebererkrankung besteht.
Wer sich unsicher ist, ob es sich um eine reine Geschmacksstörung oder eine umfassendere Wahrnehmungsstörung handelt, kann sich auch über Wahrnehmungsstörungen informieren.
Geschmacksstörungen sind zwar häufig vorübergehend, können aber den Alltag deutlich beeinträchtigen. Eine genaue Abklärung hilft, die Ursache zu finden und gegebenenfalls gezielt zu behandeln.