Genu varum: O-Beine erkennen und verstehen

Genu varum: O-Beine erkennen und verstehen

PD Dr. med. Witold Polanski

Genu varum bezeichnet eine Fehlstellung der Beine, bei der die Knie nach außen zeigen und die Beine eine O-Form bilden.

Was steckt hinter der O-Bein-Stellung?

Bei dieser Form der Beinachse berühren sich die Knie im Stehen nicht, während die Füße zusammenstehen. Die Beine verlaufen dabei von den Hüften zu den Knien und dann nach außen, sodass insgesamt eine charakteristische O-Form entsteht. Im medizinischen Sprachgebrauch wird diese Stellung als Genu varum bezeichnet, wobei „genu“ für Knie und „varum“ für nach außen gebogen steht. Umgangssprachlich ist meist von O-Beinen die Rede.

Wie kommt es zu Genu varum?

Gerade bei Kindern im Kleinkindalter ist diese Beinstellung bis zu einem gewissen Grad völlig normal. In den ersten Lebensjahren entwickeln sich die Beinachsen noch. Viele Kleinkinder haben zunächst eine O-Bein-Stellung, die sich mit dem Wachstum oft von selbst gibt. Erst wenn die Fehlstellung über das übliche Alter hinaus bestehen bleibt oder sehr ausgeprägt ist, sprechen Mediziner von einem behandlungsbedürftigen Genu varum.

Bei Erwachsenen liegt die Ursache meist in einer Veränderung der Knochenstruktur oder im Verschleiß, etwa durch Arthrose im Kniegelenk. Auch Verletzungen, Erkrankungen der Knochen wie Rachitis (eine Störung im Knochenstoffwechsel), starke Überlastung oder angeborene Besonderheiten können eine Rolle spielen. In seltenen Fällen können Stoffwechselstörungen oder genetische Faktoren zu einer ausgeprägten O-Bein-Stellung führen.

Ganzen Befund übersetzen?

Du hast einen Arztbericht oder Befund den du nicht verstehst? Dann nutze Simply Onno, um dir diesen in einfache Sprache übersetzen und erklären zu lassen.

Mehr Infos

Ist Genu varum gefährlich?

Ob eine O-Bein-Stellung problematisch ist, hängt stark vom Alter und von der Ausprägung ab. Bei kleinen Kindern ist eine leichte Auswärtsstellung der Knie meistens harmlos und Teil der normalen Entwicklung. In diesen Fällen wächst sich die Fehlstellung oft bis zum Grundschulalter aus, ohne dass eine Behandlung notwendig ist.

Bleibt die Fehlstellung jedoch bestehen oder ist sie sehr stark ausgeprägt, kann es zu einer ungleichmäßigen Belastung im Knie- und Sprunggelenk kommen. Das wiederum erhöht das Risiko für Gelenkverschleiß (Arthrose), vor allem im inneren Bereich des Knies. Wer dauerhaft unter Genu varum leidet, kann später häufiger Knieschmerzen entwickeln oder bemerken, dass sich die Gehfähigkeit verschlechtert.

Wann sollte gehandelt werden?

Ein Arztbesuch ist ratsam, wenn die O-Bein-Stellung nach dem fünften Lebensjahr weiterhin auffällig ist, sich verschlimmert oder Beschwerden wie Schmerzen, Hinken oder Bewegungseinschränkungen auftreten. Auch bei Erwachsenen, die plötzlich eine Veränderung bemerken oder unter Knieschmerzen leiden, sollte die Ursache geklärt werden.

In manchen Fällen ist eine genaue Untersuchung nötig, um andere Ursachen – etwa Stoffwechselerkrankungen oder Schäden am Knochen – auszuschließen. Bildgebende Verfahren wie Röntgenaufnahmen helfen dabei, das Ausmaß der Fehlstellung zu beurteilen und den Zustand der Gelenke einzuschätzen.

Was lässt sich gegen Genu varum tun?

Ob eine Behandlung notwendig ist, hängt vom individuellen Fall ab. Bei Kleinkindern reicht meist eine regelmäßige Kontrolle, um die natürliche Entwicklung zu beobachten. Nur selten ist eine Therapie erforderlich. Ist die Fehlstellung bei älteren Kindern oder Erwachsenen sehr ausgeprägt oder treten Beschwerden auf, können gezielte Maßnahmen sinnvoll sein.

Orthopädische Schuheinlagen oder spezielle Schienen kommen infrage, um die Beinachse zu entlasten. Bei Erwachsenen mit starken Beschwerden oder fortgeschrittener Arthrose kann ein operativer Eingriff helfen, die Beinachse zu korrigieren und das Gelenk zu entlasten. Ziel ist es immer, die Belastung auf das Kniegelenk gleichmäßiger zu verteilen und so Folgeschäden zu vermeiden.

Typische Fragen und Sorgen

Viele fragen sich, ob eine O-Bein-Stellung im Alltag einschränkt oder zu Spätfolgen führt. Leichte Formen sind oft unproblematisch, solange keine Schmerzen oder Bewegungseinschränkungen bestehen. Wer merkt, dass sich die Beinachse verändert oder Beschwerden auftreten, sollte dies ärztlich abklären lassen. Besonders bei Kindern ist es wichtig, die Entwicklung regelmäßig zu beobachten, aber nicht vorschnell zu handeln.

Die Sorge, dass aus jeder O-Bein-Stellung eine schwere Erkrankung entsteht, ist meist unbegründet. Nur bei deutlichen Fehlstellungen oder Beschwerden besteht Handlungsbedarf. Mit einer frühzeitigen Diagnose und passenden Maßnahmen lässt sich das Risiko für Spätfolgen deutlich verringern.

BITTE BEACHTEN

Dieser Artikel dient ausschließlich der allgemeinen Information und kann nicht das persönliche Gespräch mit einer Ärztin oder einem Arzt ersetzen. Für eine individuelle Diagnose, Therapieempfehlung und Behandlung konsultieren Sie bitte immer medizinisches Fachpersonal.

Jetzt ganzen Befund übersetzen