Gentherapie – Was macht sie so besonders?

Gentherapie – Was macht sie so besonders?

22.09.2025

PD Dr. med. Witold Polanski

Gentherapie ist eine moderne medizinische Behandlungsmethode, bei der gezielt in das Erbgut von Zellen eingegriffen wird, um Krankheiten zu heilen oder zu lindern. Das bedeutet, dass bestimmte Gene im Körper verändert, ergänzt oder ausgeschaltet werden, um die Ursache einer Erkrankung direkt anzugehen.

Wie funktioniert Gentherapie im Körper?

Im Mittelpunkt dieser Therapie steht das menschliche Erbgut, also die DNA. Viele Krankheiten entstehen, weil bestimmte Gene entweder defekt sind oder ganz fehlen. Bei der Gentherapie versuchen Mediziner, genau diese Fehler zu korrigieren. Das geschieht, indem neue, gesunde Gene in die betroffenen Zellen eingebracht werden. Häufig dienen dafür sogenannte „Vektoren“, meist harmlose Viren, die als Transportmittel für das neue genetische Material genutzt werden. Die Viren bringen das gesunde Gen in die Zelle, wo es dann seine Aufgabe übernimmt.

Manchmal wird das Ziel verfolgt, ein fehlendes Eiweiß im Körper zu ersetzen, das durch einen Gendefekt nicht gebildet werden kann. In anderen Fällen sollen schädliche Gene „ausgeschaltet“ werden, damit sie keinen Schaden mehr anrichten. Es gibt auch Ansätze, bei denen die eigenen Abwehrzellen gentechnisch verändert werden, um Krebszellen besser erkennen und bekämpfen zu können.

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Wann kommt Gentherapie zum Einsatz?

Diese Therapieform wird vor allem bei schweren, bislang nur schwer behandelbaren Krankheiten eingesetzt. Besonders bei sogenannten Erbkrankheiten, also Erkrankungen, die durch einen einzelnen Gendefekt verursacht werden, kann Gentherapie eine neue Hoffnung bieten. Beispiele sind die Sichelzellanämie oder bestimmte Formen der Muskeldystrophie.

Auch bei einigen Krebserkrankungen kommen gentechnisch veränderte Immunzellen zum Einsatz, um Tumore gezielt zu bekämpfen. In der Forschung wird außerdem geprüft, ob Gentherapien in Zukunft bei Volkskrankheiten wie Diabetes oder bestimmten Augenerkrankungen helfen könnten.

Welche Risiken und Nebenwirkungen gibt es?

Die Vorstellung, direkt in das Erbgut einzugreifen, sorgt bei vielen Menschen für Unsicherheit. Tatsächlich ist die Gentherapie ein hochkomplexes Verfahren und mit Risiken verbunden. Es besteht zum Beispiel die Möglichkeit, dass das neue Gen an einer unerwünschten Stelle in das Erbgut eingebaut wird. Das könnte dazu führen, dass andere wichtige Gene gestört werden. In seltenen Fällen können auch Abwehrreaktionen des Körpers gegen die eingesetzten Viren auftreten.

Allerdings werden Gentherapien in Deutschland nur unter strengsten Sicherheitsauflagen und nach sehr sorgfältiger Prüfung angewendet. Bevor eine solche Behandlung zugelassen wird, müssen umfangreiche Studien die Wirksamkeit und Sicherheit belegen. In den letzten Jahren haben sich die Methoden stetig verbessert, sodass die Risiken immer besser beherrschbar werden.

Typische Ängste und Fragen rund um Gentherapie

Viele fragen sich: Verändert Gentherapie mein Erbgut dauerhaft? In den meisten Fällen werden die Veränderungen nur in den behandelten Körperzellen vorgenommen, nicht aber in den Keimzellen (Eizellen oder Spermien). Das bedeutet, dass die Veränderungen nicht an die eigenen Kinder weitergegeben werden. Die sogenannte „Keimbahntherapie“, bei der auch die Erbanlagen der Nachkommen betroffen wären, ist in Deutschland verboten.

Ein weiteres Thema ist die Frage nach den Langzeitfolgen. Da Gentherapie noch relativ neu ist, gibt es zu manchen Behandlungen erst wenige Jahre Erfahrung. Fachleute beobachten die Patientinnen und Patienten deshalb nach der Behandlung sehr genau, um mögliche Spätfolgen rechtzeitig zu erkennen.

Ist Gentherapie die letzte Hoffnung? Nicht jede Erkrankung lässt sich mit dieser Methode behandeln. Oft sind andere Therapien wie Medikamente oder Operationen die erste Wahl. Gentherapie kommt meist dann zum Einsatz, wenn herkömmliche Behandlungen nicht ausreichend helfen oder gar nicht zur Verfügung stehen.

Wie läuft eine Gentherapie praktisch ab?

Der Ablauf hängt stark von der jeweiligen Erkrankung ab. Manchmal werden die Zellen außerhalb des Körpers entnommen, genetisch verändert und dann wieder zurückgegeben – das nennt sich „ex vivo“. In anderen Fällen wird das genetische Material direkt in den Körper eingebracht, zum Beispiel als Infusion oder Injektion. Vor einer Gentherapie finden umfangreiche Voruntersuchungen statt. Auch nach der Behandlung ist eine engmaschige Kontrolle notwendig, um die Wirkung und mögliche Nebenwirkungen zu überwachen.

Chancen und Ausblick

Die Gentherapie gilt als ein Meilenstein der modernen Medizin. Sie eröffnet neue Wege, um Krankheiten zu behandeln, die bisher als unheilbar galten. Immer mehr Therapien werden entwickelt und zugelassen, sodass die Hoffnung wächst, in Zukunft noch mehr Menschen mit seltenen oder schweren Erkrankungen helfen zu können.

Gleichzeitig bleibt es wichtig, die Entwicklung kritisch und aufmerksam zu begleiten. Sicherheit, ethische Fragen und eine gerechte Verfügbarkeit stehen dabei im Vordergrund. Für viele Betroffene bietet die Gentherapie jedoch heute schon eine reale Chance auf Linderung oder sogar Heilung – ein Fortschritt, der vor wenigen Jahren noch undenkbar war.

BITTE BEACHTEN

Dieser Artikel dient ausschließlich der allgemeinen Information und kann nicht das persönliche Gespräch mit einer Ärztin oder einem Arzt ersetzen. Für eine individuelle Diagnose, Therapieempfehlung und Behandlung konsultieren Sie bitte immer medizinisches Fachpersonal.

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