Karbunkel – wenn mehrere Furunkel zusammenfließen
Verschmelzen mehrere benachbarte Furunkel, spricht man von einem Karbunkel. Das ist größer, schmerzhafter und heilt langsamer. Karbunkel betreffen oft tieferes Gewebe, können Fieber und stärkere Allgemeinsymptome verursachen und gehören ärztlich behandelt – manchmal mit Antibiotika und/oder einem kleinen Eingriff zur Entleerung unter sterilen Bedingungen.
Unterschied zwischen Furunkel und Pickel
Viele Menschen verwechseln ein Furunkel mit einem gewöhnlichen Pickel. Auf den ersten Blick sehen beide ähnlich aus: eine gerötete, druckempfindliche Schwellung, die sich mit Eiter füllen kann. Doch es gibt klare Unterschiede.
Ein Pickel entsteht in der Regel durch eine verstopfte Talgdrüse oder ein entzündetes Mitesserchen. Er bleibt meist oberflächlich, ist klein und heilt innerhalb weniger Tage wieder ab. Pickel gehören häufig zum Hautbild bei Akne und sind zwar lästig, aber selten gefährlich.
Ein Furunkel dagegen betrifft nicht nur die oberste Hautschicht, sondern entzündet den gesamten Haarfollikel samt umliegendem Gewebe. Dadurch wird die Schwellung tiefer, größer und deutlich schmerzhafter als ein Pickel. Furunkel benötigen länger zum Abheilen und können, wenn sie nicht richtig behandelt werden, auch Komplikationen verursachen.
Kurz gesagt:
Wer unsicher ist, ob es sich um einen Pickel oder ein Furunkel handelt, sollte auf Größe, Schmerz und Dauer achten: Alles, was größer, tiefer und schmerzhafter wird oder nicht nach wenigen Tagen besser, gehört ärztlich abgeklärt.
Ursachen und Risikofaktoren
Ein Furunkel entsteht fast immer durch das Bakterium Staphylococcus aureus. Dieses kommt ganz natürlich auf der Haut vieler Menschen vor, ohne dort Probleme zu verursachen. Gelangt es jedoch durch kleine Verletzungen, Rasuren oder Hautrisse in tiefere Hautschichten, kann sich eine Entzündung entwickeln. Besonders begünstigt wird dies an Stellen, die viel schwitzen oder Reibung ausgesetzt sind, wie Achselhöhlen, Nacken, Gesäß oder Oberschenkel.
Das Risiko für Furunkel steigt, wenn bestimmte Risikofaktoren hinzukommen. Dazu gehören ein geschwächtes Immunsystem, Diabetes mellitus oder auch eine erhöhte Keimbelastung der Haut. Selbst alltägliche Dinge wie enge Kleidung, starkes Schwitzen oder mangelnde Hygiene können die Entstehung fördern.
Wer immer wieder Furunkel bekommt, sollte dies ernst nehmen: Oft steckt dahinter entweder eine dauerhafte Bakterienbesiedlung (z. B. in der Nase) oder eine Störung der körpereigenen Abwehr. In solchen Fällen ist es sinnvoll, gemeinsam mit einer Ärztin oder einem Arzt die genauen Ursachen zu suchen und gezielte Maßnahmen einzuleiten.
Sind Furunkel ansteckend? – Hygiene ist entscheidend
Ja, Furunkel sind potenziell ansteckend. Die Bakterien können über direkten Hautkontakt oder kontaminierte Gegenstände (Handtücher, Bettwäsche, Kleidung, Rasierer) auf andere Personen oder Körperstellen übertragen werden.
So reduzierst du das Risiko einer Ansteckung:
Hände regelmäßig waschen, besonders nach Kontakt mit der betroffenen Stelle
eigene Handtücher und Waschlappen benutzen, diese regelmäßig bei 60 °C waschen
enge Kleidung vermeiden, um Reibung und Keimverbreitung zu reduzieren
die betroffene Stelle abdecken, wenn du mit anderen engen Kontakt hast
keine gemeinsamen Hygieneartikel (z. B. Rasierer) verwenden
Besonders bei häufig wiederkehrenden Furunkeln (Rezidiv-Furunkulose) kann eine ärztliche Abklärung wichtig sein – manchmal sind Keime dauerhaft in der Nase angesiedelt, was mit speziellen Salben oder Waschlösungen behandelt werden kann.
Wie erkenne ich ein Furunkel? – Typische Symptome und Verlauf
Ein Furunkel beginnt meist als kleines, rotes Knötchen, das sich innerhalb weniger Tage vergrößert und schmerzhaft wird. Die Haut darüber wirkt gespannt, warm und kann glänzen. Typischerweise entwickelt sich im Zentrum ein gelblich-weißer Eiterpfropf.
Häufige Beschwerden sind:
pochender oder ziehender Schmerz, stärker bei Druck oder Bewegung
Rötung und Schwellung um die betroffene Stelle
ein harte Knotenbildung, die sich im Verlauf erweicht, wenn sich Eiter sammelt
manchmal leichtes Fieber oder allgemeines Krankheitsgefühl, besonders bei größeren Furunkeln
gelegentlich geschwollene Lymphknoten in der Nähe (z. B. am Hals oder in der Leiste)
Der Verlauf: Zunächst „reift“ das Furunkel, bis sich der Eiter entleert – entweder von selbst oder nach ärztlicher Behandlung. Danach klingt die Entzündung meist ab und die Stelle heilt innerhalb von ein bis zwei Wochen ab.
Wichtig: Nicht selbst ausdrücken oder aufstechen! Dabei können Bakterien tiefer ins Gewebe gedrückt werden. Das erhöht das Risiko für Abszesse oder Blutvergiftungen (Sepsis).
Wann sollte ärztlicher Rat eingeholt werden?
Ein Furunkel heilt in vielen Fällen von allein ab, doch es gibt Situationen, in denen ärztliche Hilfe notwendig ist. Besonders gefährlich sind Furunkel im Gesicht, vor allem an Oberlippe oder Nase, weil die dortigen Blutgefäße eine direkte Verbindung zum Gehirn haben. Auch wenn sich die Rötung rasch ausbreitet, starke Schmerzen auftreten oder zusätzlich Fieber und Schüttelfrost bestehen, sollte unbedingt ein Arzt oder eine Ärztin aufgesucht werden. Mehrere zusammenfließende Furunkel (sogenannte Karbunkel) sind ebenfalls ein Warnsignal und heilen meist nicht ohne Behandlung. Vorsicht ist außerdem geboten, wenn ein Furunkel nach einigen Tagen nicht von selbst abklingt oder immer wiederkehrt. Menschen mit geschwächtem Immunsystem – etwa durch Diabetes, Krebserkrankungen oder bestimmte Medikamente – sind besonders gefährdet.
Unbehandelt kann es in seltenen Fällen zu Komplikationen kommen: Aus einem Furunkel kann sich ein Abszess entwickeln, also eine größere Eiteransammlung im Gewebe. Manchmal entzünden sich auch die Lymphknoten oder es entstehen rote Streifen auf der Haut – ein Hinweis auf eine Lymphangitis. Die gefährlichste, wenn auch seltene, Folge ist eine Blutvergiftung (Sepsis), die lebensbedrohlich verlaufen kann. Deshalb gilt: Bei Unsicherheit oder schweren Symptomen lieber frühzeitig ärztlichen Rat einholen.
Behandlung von Furunkeln
Die wichtigste Regel bei einem Furunkel lautet: Niemals selbst ausdrücken oder aufstechen. Dadurch können Bakterien noch tiefer ins Gewebe gelangen und die Entzündung verschlimmern. In vielen Fällen reicht es, die betroffene Stelle sauber zu halten und mit warmen, feuchten Umschlägen zu behandeln. Die Wärme fördert die Durchblutung, beschleunigt den Reifungsprozess und kann dazu führen, dass der Eiter von selbst abfließt.
Kleine Furunkel heilen so oft innerhalb weniger Tage ab. Wenn ein Furunkel jedoch sehr groß, besonders schmerzhaft oder mehrfach hintereinander auftritt, ist ärztliche Hilfe notwendig. Ärzt:innen können das Furunkel unter sterilen Bedingungen eröffnen, sodass der Eiter sicher abfließen kann. In manchen Fällen kommt auch eine Behandlung mit Antibiotika infrage, besonders wenn die Entzündung sehr ausgeprägt ist oder wenn Begleiterkrankungen wie Diabetes das Risiko für Komplikationen erhöhen.
Auch Karbunkel – also mehrere zusammenfließende Furunkel – erfordern in der Regel eine ärztliche Therapie. Hier genügt eine alleinige Selbstbehandlung nicht mehr.
Zusammengefasst: Kleinere Furunkel können oft durch Geduld, richtige Pflege und sanfte Wärmebehandlung von selbst heilen. Bei schweren, wiederkehrenden oder komplizierten Verläufen sollte jedoch frühzeitig eine ärztliche Abklärung erfolgen, um Folgeschäden zu vermeiden.
Kann man Furunkeln vorbeugen?
Ganz verhindern lassen sich Furunkel nicht, aber mit der richtigen Hautpflege und Hygiene kannst du das Risiko deutlich senken. Wichtig ist vor allem, die Haut sauber und trocken zu halten – besonders nach dem Sport oder bei starkem Schwitzen. So wird verhindert, dass sich Bakterien übermäßig vermehren.
Auch kleine Hautverletzungen durch Rasur oder Reibung sind Eintrittspforten für Keime. Deshalb lohnt es sich, auf eine schonende Rasur zu achten und lockere, atmungsaktive Kleidung zu tragen, die die Haut nicht unnötig reizt. Wer zu Furunkeln neigt, sollte außerdem enge Hosen oder scheuernde Stoffe vermeiden.
Ein weiterer wichtiger Punkt ist die Stärkung des Immunsystems. Eine ausgewogene Ernährung, ausreichend Schlaf und regelmäßige Bewegung helfen dem Körper, sich besser gegen Infektionen zu wehren. Menschen, die wiederholt Furunkel entwickeln, sollten gemeinsam mit einer Ärztin oder einem Arzt nach möglichen Auslösern suchen. Oft lässt sich durch gezielte Maßnahmen, wie eine kurzzeitige Behandlung gegen Bakterien in der Nase, die Neigung zu wiederkehrenden Entzündungen verringern.
Häufige Fragen zu Furunkeln (FAQ)
Wie lange dauert es, bis ein Furunkel heilt?
Kleinere Furunkel reifen innerhalb weniger Tage und heilen oft nach ein bis zwei Wochen von selbst ab. Bei größeren oder wiederkehrenden Furunkeln kann es länger dauern, vor allem wenn eine ärztliche Behandlung notwendig ist.
Sind Furunkel ansteckend?
Ja, Furunkel können ansteckend sein. Die Bakterien gelangen zum Beispiel über direkten Hautkontakt oder gemeinsam genutzte Handtücher auf andere Menschen. Deshalb sind gründliche Handhygiene und der Verzicht auf gemeinsames Benutzen von Waschlappen oder Kleidung wichtig.
Darf man Furunkel ausdrücken?
Nein – das Ausdrücken kann die Entzündung verschlimmern, weil Bakterien tiefer ins Gewebe gedrückt werden. Außerdem steigt das Risiko, dass sich die Infektion weiter im Körper ausbreitet.
Welche Rolle spielt die Ernährung?
Eine gesunde Ernährung mit ausreichend Vitaminen und Mineralstoffen kann das Immunsystem stärken und dadurch indirekt helfen, Furunkeln vorzubeugen. Besonders wichtig sind eine ausgewogene Zufuhr von Eiweiß, Zink und Vitamin C.
Können Furunkel immer wiederkommen?
Ja, manche Menschen leiden unter wiederkehrenden Furunkeln. Das kann an einer dauerhaften Besiedlung der Haut mit Staphylococcus aureus liegen oder an Grunderkrankungen wie Diabetes. In solchen Fällen ist es sinnvoll, ärztlich nach Ursachen zu suchen und gegebenenfalls eine gezielte Behandlung einzuleiten.
Wissenschaftliche Quellen
Stevens DL, Bisno AL, Chambers HF, et al. Practice Guidelines for the Diagnosis and Management of Skin and Soft Tissue Infections: 2014 Update by the Infectious Diseases Society of America. Clin Infect Dis. 2014;59(2):e10–e52. https://doi.org/10.1093/cid/ciu444
Talan DA, Mower WR, Krishnadasan A, et al. Trimethoprim–Sulfamethoxazole versus Placebo for Uncomplicated Skin Abscess. N Engl J Med. 2016;374:823–832. https://doi.org/10.1056/NEJMoa1507476
Daum RS, Miller LG, Immergluck L, et al. A Placebo-Controlled Trial of Antibiotics for Smaller Skin Abscesses. N Engl J Med. 2017. https://doi.org/10.1056/NEJMoa1607033
Vermandere M, Aertgeerts B, Agoritsas T, et al. Antibiotics after incision and drainage for uncomplicated skin abscesses: A clinical practice guideline (BMJ Rapid Recommendation). BMJ. 2018;360:k243. https://doi.org/10.1136/bmj.k243
Wang W, Chen W, Liu Y, et al. Antibiotics for uncomplicated skin abscesses: systematic review and network meta-analysis. BMJ Open. 2018;8:e020991. https://doi.org/10.1136/bmjopen-2017-020991
Ibler K, Kromann C. Recurrent furunculosis – challenges and management: a review. Clin Cosmet Investig Dermatol. 2014;7:59–64. https://doi.org/10.2147/CCID.S35302
Wertheim HFL, Melles DCM, Vos MC, et al. The role of nasal carriage in Staphylococcus aureus infections. Lancet Infect Dis. 2005;5:751–762. https://doi.org/10.1016/S1473-3099(05)70295-4
Kramer TS, Assadian O, Gemein S, et al. S2k-Leitlinie Haut- und Weichgewebeinfektionen (DDG). J Dtsch Dermatol Ges. 2019. https://doi.org/10.1111/ddg.13790_g
Dryden MS. Skin and soft tissue infection: microbiology and epidemiology. Int J Antimicrob Agents. 2009;34(Suppl 1):S2–S7. https://doi.org/10.1016/S0924-8579(09)70541-2