Fibromyalgie verstehen: Wege zur Linderung

Fibromyalgie verstehen: Wege zur Linderung

07.08.2025

PD Dr. med. Witold Polanski

Fibromyalgie ist eine weit verbreitete, chronische Schmerzerkrankung, die sich vor allem durch langanhaltende, weit verbreitete Schmerzen und eine erhöhte Schmerzempfindlichkeit auszeichnet. Obwohl die genaue Ursache bislang nicht eindeutig geklärt ist, beeinträchtigt Fibromyalgie die Lebensqualität der Betroffenen oft erheblich. Im Folgenden erfährst du ausführlich, was Fibromyalgie bedeutet, welche möglichen Ursachen und Risikofaktoren dabei eine Rolle spielen, wie sich die Erkrankung äußert, welche diagnostischen Maßnahmen in der Regel zur Anwendung kommen und welche Therapieansätze sowie Lebensstiländerungen helfen können, den Alltag zu erleichtern.

Was ist Fibromyalgie?

Fibromyalgie zählt zu den chronischen Schmerzerkrankungen und ist vor allem durch ein diffuses Schmerzempfinden gekennzeichnet, das häufig mit einer ausgeprägten Müdigkeit, Schlafstörungen und kognitiven Beeinträchtigungen einhergeht. Anders als bei strukturell bedingten Erkrankungen gibt es bei der Fibromyalgie keine eindeutigen organischen Veränderungen oder Entzündungszeichen in den Gelenken oder Muskeln. Vielmehr wird von einer gestörten Schmerzverarbeitung im zentralen Nervensystem ausgegangen, wodurch die Schmerzschwelle deutlich herabgesetzt sein kann. Die Erkrankung wird oft erst nach langer Zeit diagnostiziert, weil sich die Symptome überlappen und auch andere Krankheitsbilder in Betracht gezogen werden müssen.

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Ursachen und Risikofaktoren

Die genaue Ursache der Fibromyalgie ist bislang noch nicht vollständig geklärt – deshalb spricht man häufig von einer multifaktoriellen Entstehung. Vermutet werden genetische Faktoren, die die Schmerzverarbeitung beeinflussen, sowie neurobiologische Veränderungen im zentralen Nervensystem. Auch psychische Belastungen, chronischer Stress oder traumatische Ereignisse können als Auslöser wirken und die Symptome verschlimmern. Darüber hinaus berichten viele Betroffene von einem erhöhten Schmerzempfinden und einer allgemeinen Überempfindlichkeit, was auf eine fehlerhafte Signalweiterleitung im Nervensystem hindeutet. Ein Zusammenspiel aus genetischer Veranlagung und Umweltfaktoren scheint dabei maßgeblich zu sein.

Fibromyalgie Symptome und Diagnose

Typische Symptome der Fibromyalgie sind weit verbreitete, oft als dumpf und anhaltend beschriebene Schmerzen, die vor allem in den Muskeln und Sehnen auftreten. Neben diesen chronischen Schmerzen klagen viele Patienten über starke Müdigkeit, Schlafstörungen und Konzentrationsprobleme – ein Phänomen, das häufig als „Fibro Fog“ bezeichnet wird. Auch Depressionen, Angstzustände und Verdauungsbeschwerden können Teil des Krankheitsbildes sein. Da es keine spezifischen Laborwerte oder bildgebenden Befunde gibt, basiert die Diagnose in erster Linie auf der ausführlichen Anamnese und der klinischen Untersuchung. Ärzte orientieren sich dabei an definierten Kriterien, wie der Dauer der Schmerzen, deren Lokalisation und der Ausschluss anderer Erkrankungen, die ähnliche Symptome hervorrufen können.

Therapie und Behandlung

Die Behandlung der Fibromyalgie erfordert einen interdisziplinären Ansatz, der sowohl medikamentöse als auch nicht-medikamentöse Maßnahmen umfasst. Da es bisher keine definitive Heilung gibt, zielt die Therapie vor allem darauf ab, die Symptome zu lindern und die Lebensqualität zu verbessern. Schmerzmittel und bestimmte Antidepressiva, die auch schmerzlindernde Eigenschaften besitzen, können in akuten Phasen helfen. Gleichzeitig spielt die physikalische Therapie eine wichtige Rolle: Regelmäßige Bewegung, wie moderates Ausdauertraining, gezielte Dehnübungen und physiotherapeutische Maßnahmen, tragen dazu bei, die Muskulatur zu stärken und die allgemeine Beweglichkeit zu verbessern. Ergänzend dazu können auch Entspannungsübungen, kognitive Verhaltenstherapie oder Achtsamkeitstechniken helfen, den chronischen Stress zu reduzieren, der die Symptome oft weiter verschärft.

Fibromyalgie Selbsttest

Da es keine eindeutigen Labortests zur Diagnose von Fibromyalgie gibt, kann ein Selbsttest helfen, erste Hinweise darauf zu erhalten, ob die eigenen Beschwerden möglicherweise auf diese Erkrankung hindeuten. Dabei werden typische Symptome und Schmerzpunkte berücksichtigt, die für Fibromyalgie charakteristisch sind.

Ein einfacher Test besteht darin, auf folgende Fragen zu achten:

  • Treten Schmerzen in mehreren Körperregionen gleichzeitig auf?

  • Halten die Beschwerden länger als drei Monate an?

  • Fühlt sich der Schmerz dumpf, brennend oder ziehend an?

  • Gibt es Begleitsymptome wie extreme Müdigkeit, Schlafstörungen oder Konzentrationsprobleme („Fibro Fog“)?

  • Reagiert der Körper empfindlich auf Berührungen oder Druck an bestimmten Punkten (sogenannte Tender Points)?

Wenn mehrere dieser Punkte zutreffen, könnte eine ärztliche Abklärung sinnvoll sein. Ein Arzt kann durch eine detaillierte Anamnese und spezielle klinische Tests feststellen, ob eine Fibromyalgie wahrscheinlich ist oder ob andere Erkrankungen mit ähnlichen Symptomen ausgeschlossen werden müssen. Ein Selbsttest kann also eine erste Orientierung bieten, ersetzt jedoch keine medizinische Diagnose.

Leben mit Fibromyalgie

Das Leben mit Fibromyalgie erfordert häufig eine Umstellung der alltäglichen Gewohnheiten und den Aufbau von Strategien, um mit den anhaltenden Schmerzen und der chronischen Müdigkeit umzugehen. Viele Betroffene lernen, ihre Aktivitäten so zu planen, dass sie sich ausreichend Pausen gönnen und Überanstrengung vermeiden. Eine ausgewogene Ernährung, regelmäßige Bewegung und Techniken zur Stressbewältigung sind dabei zentrale Elemente, um den Krankheitsverlauf zu stabilisieren. Der Austausch mit anderen Patienten in Selbsthilfegruppen oder durch spezialisierte Beratungsangebote kann zusätzlich emotionale Unterstützung bieten. Wichtig ist es, offen mit dem behandelnden Arzt über die Symptome zu sprechen, damit die Therapie individuell angepasst werden kann und regelmäßig überprüft wird.

Fibromyalgie ist eine komplexe und oft missverstandene Erkrankung, die durch eine gestörte Schmerzverarbeitung im zentralen Nervensystem und ein breites Spektrum an unspezifischen Symptomen gekennzeichnet ist. Auch wenn die Ursachen noch nicht abschließend geklärt sind, gibt es zahlreiche therapeutische Ansätze, die dabei helfen können, die Beschwerden zu lindern und die Lebensqualität zu verbessern. Ein ganzheitlicher, interdisziplinärer Behandlungsansatz, der medikamentöse Therapie, physikalische Maßnahmen und psychologische Unterstützung kombiniert, ist hierbei entscheidend. Mit einem bewussten Umgang, regelmäßiger medizinischer Betreuung und dem Aufbau von unterstützenden Netzwerken ist es möglich, den Herausforderungen der Fibromyalgie aktiv zu begegnen und trotz der chronischen Beschwerden ein erfülltes Leben zu führen.

BITTE BEACHTEN

Dieser Artikel dient ausschließlich der allgemeinen Information und kann nicht das persönliche Gespräch mit einer Ärztin oder einem Arzt ersetzen. Für eine individuelle Diagnose, Therapieempfehlung und Behandlung konsultieren Sie bitte immer medizinisches Fachpersonal.

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