Erosive Gastritis – Was hinter der Diagnose steckt

Erosive Gastritis – Was hinter der Diagnose steckt

24.09.2025

PD Dr. med. Witold Polanski

Erosive Gastritis ist eine Form der Magenschleimhautentzündung, bei der die schützende Schleimhaut im Magen nicht nur gereizt, sondern auch oberflächlich beschädigt oder verletzt wird.

Was genau passiert bei einer erosiven Gastritis?

Im Magen sorgt normalerweise eine Schleimschicht dafür, dass die aggressive Magensäure die darunterliegenden Gewebe nicht angreift. Bei einer erosiven Gastritis ist diese Schutzschicht gestört oder geschwächt, sodass die Magensäure kleine Verletzungen oder sogar oberflächliche Defekte in der Schleimhaut verursachen kann. Das Wort „erosiv“ beschreibt dabei genau dieses Phänomen: Es entstehen sogenannte Erosionen, also kleine, oberflächliche Schädigungen oder Abschürfungen der Magenschleimhaut.

Oft fällt eine erosive Gastritis erst bei einer Magenspiegelung auf, weil die Beschwerden nicht immer eindeutig sind. Ärztinnen und Ärzte sprechen manchmal auch von einer „erosiven Gastropathie“ oder „erosiven Magenschleimhautläsion“. Die Begriffe meinen im Wesentlichen dasselbe: Die Schleimhaut ist oberflächlich verletzt, aber noch nicht so tief, dass ein echtes Geschwür (Ulkus) entsteht.

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Typische Symptome und Beschwerden

Die Beschwerden können sehr unterschiedlich ausfallen. Manche Menschen merken kaum etwas, andere berichten über ein brennendes oder drückendes Gefühl im Oberbauch. Häufig treten Völlegefühl, Übelkeit, Appetitlosigkeit oder sogar Erbrechen auf. In manchen Fällen kann es zu Blutungen kommen, die sich durch schwarzen Stuhl (Teerstuhl) oder Bluterbrechen bemerkbar machen. Solche Blutungen entstehen, wenn die Erosionen kleine Blutgefäße in der Magenschleimhaut freilegen.

Nicht immer sind die Symptome eindeutig, weshalb viele Betroffene erst durch Zufall – etwa im Rahmen einer Magenspiegelung – erfahren, dass sie eine erosive Gastritis haben.

Ursachen und Auslöser

Es gibt verschiedene Gründe, warum die Magenschleimhaut so stark angegriffen wird, dass Erosionen entstehen. Häufige Auslöser sind bestimmte Medikamente, vor allem Schmerzmittel aus der Gruppe der sogenannten NSAR (wie Ibuprofen, Diclofenac oder Aspirin). Diese Mittel können die Schleimhaut schädigen, wenn sie regelmäßig oder in hohen Dosen eingenommen werden.

Auch übermäßiger Alkoholkonsum, starker Stress, schwere Erkrankungen oder Verbrennungen können eine erosive Gastritis begünstigen. In manchen Fällen steckt auch eine Infektion mit dem Bakterium Helicobacter pylori dahinter, das die Schleimhaut empfindlicher für Säure macht.

Ist eine erosive Gastritis gefährlich?

Viele Menschen sorgen sich, wenn sie den Begriff erosive Gastritis im Arztbrief lesen. Die Vorstellung, dass die Magenschleimhaut verletzt ist, kann beängstigend wirken. In den meisten Fällen heilt eine erosive Gastritis jedoch gut ab, wenn die Auslöser erkannt und ausgeschaltet werden. Die Schleimhaut hat eine erstaunliche Fähigkeit, sich zu regenerieren, solange sie nicht dauerhaft gereizt oder geschädigt wird.

Dennoch sollte eine erosive Gastritis ernst genommen werden. Kommt es zu stärkeren Blutungen, kann das zu Blutarmut führen oder – in seltenen Fällen – sogar lebensbedrohlich sein. Wer Bluterbrechen oder schwarzen Stuhl bemerkt, sollte sofort ärztliche Hilfe suchen.

Viele fragen sich: „Muss ich jetzt dauerhaft Medikamente nehmen?“ oder „Kann das zu Krebs führen?“ In aller Regel heilt eine erosive Gastritis vollständig aus, wenn die Ursache behandelt wird. Das Risiko für Magenkrebs ist bei einer reinen erosiven Gastritis nicht erhöht, solange keine chronische Entzündung oder andere Risikofaktoren bestehen.

Behandlungsmöglichkeiten und was hilft

Die Therapie richtet sich in erster Linie nach der Ursache. Wurden zum Beispiel Schmerzmittel als Auslöser identifiziert, sollten diese – wenn möglich – abgesetzt oder durch magenfreundlichere Alternativen ersetzt werden. Oft verschreiben Ärztinnen und Ärzte Medikamente, die die Magensäureproduktion hemmen. Dazu zählen sogenannte Protonenpumpenhemmer (wie Omeprazol oder Pantoprazol) oder H2-Blocker. Sie sorgen dafür, dass die Schleimhaut Zeit hat, sich zu erholen und die Erosionen abheilen können.

Bei einer Infektion mit Helicobacter pylori ist eine spezielle Antibiotika-Therapie notwendig, um das Bakterium zu beseitigen. In schweren Fällen, etwa bei starken Blutungen, kann auch eine stationäre Behandlung im Krankenhaus erforderlich sein.

Neben der medikamentösen Therapie helfen oft schon einfache Maßnahmen: Scharfe, sehr fettige oder stark gewürzte Speisen meiden, auf Alkohol verzichten und Stress möglichst reduzieren. Kleine, regelmäßige Mahlzeiten sind oft besser verträglich als große Portionen.

Was bedeutet die Diagnose für den Alltag?

Wer eine erosive Gastritis diagnostiziert bekommt, fragt sich oft, wie es nun weitergeht. Muss die Ernährung dauerhaft umgestellt werden? Ist Sport noch möglich? Die gute Nachricht: Meist ist die Erkrankung vorübergehend und heilt nach einigen Wochen wieder ab, sofern die Auslöser beseitigt werden. Eine gesunde Lebensweise, bewusster Umgang mit Medikamenten und der Verzicht auf Alkohol können helfen, Rückfälle zu vermeiden.

Viele Betroffene machen sich Sorgen, ob sie ihr Leben lang auf bestimmte Lebensmittel verzichten müssen. In den meisten Fällen ist das nicht nötig. Sobald die Schleimhaut abgeheilt ist, kann schrittweise wieder normal gegessen werden – am besten nach Rücksprache mit dem behandelnden Arzt oder der Ärztin.

Wann sollte ärztlicher Rat eingeholt werden?

Leichte Beschwerden wie Völlegefühl oder gelegentliche Übelkeit sind häufig und meist harmlos. Wer jedoch anhaltende Schmerzen, Blut im Stuhl oder Erbrechen bemerkt, sollte nicht zögern und eine Ärztin oder einen Arzt aufsuchen. Auch bei Unsicherheit oder wiederkehrenden Beschwerden ist eine medizinische Abklärung sinnvoll, um Komplikationen zu vermeiden und gezielt behandeln zu können.

Eine erosive Gastritis ist also meist gut behandelbar, solange die Ursache gefunden und konsequent angegangen wird. Die Magenschleimhaut hat eine große Fähigkeit zur Heilung, und mit der richtigen Unterstützung kann sie sich meist vollständig erholen.

BITTE BEACHTEN

Dieser Artikel dient ausschließlich der allgemeinen Information und kann nicht das persönliche Gespräch mit einer Ärztin oder einem Arzt ersetzen. Für eine individuelle Diagnose, Therapieempfehlung und Behandlung konsultieren Sie bitte immer medizinisches Fachpersonal.

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