Erhöhtes Parathormon und seine Folgen

Erhöhtes Parathormon und seine Folgen

PD Dr. med. Witold Polanski

Erhöhtes Parathormon bedeutet, dass der Wert des Parathormons, eines wichtigen Hormons für den Kalziumhaushalt im Blut, im Laborbefund über dem normalen Bereich liegt.

Was ist Parathormon überhaupt?

Parathormon, manchmal auch als Parathyroidhormon bezeichnet, wird in den Nebenschilddrüsen gebildet. Diese kleinen Drüsen sitzen direkt neben der Schilddrüse im Halsbereich. Die Hauptaufgabe von Parathormon besteht darin, den Kalziumspiegel im Blut zu regulieren. Wenn der Kalziumwert zu niedrig ist, sorgt das Hormon dafür, dass Kalzium aus den Knochen ins Blut freigesetzt wird, die Aufnahme aus dem Darm gesteigert und die Ausscheidung über die Nieren verringert wird. So bleibt der Kalziumspiegel im Körper möglichst konstant.

Ganzen Befund übersetzen?

Du hast einen Arztbericht oder Befund den du nicht verstehst? Dann nutze Simply Onno, um dir diesen in einfache Sprache übersetzen und erklären zu lassen.

Mehr Infos

Was bedeutet ein erhöhter Wert?

Ein erhöhter Parathormonwert im Blut zeigt, dass der Körper entweder zu viel von diesem Hormon produziert oder dass der Kalziumhaushalt gestört ist. Das Labor meldet dann einen Wert, der über dem für gesunde Erwachsene üblichen Bereich liegt. Wie hoch der Normalwert ist, hängt vom jeweiligen Labor ab, liegt aber meist zwischen etwa 15 und 65 Pikogramm pro Milliliter.

Nicht immer steckt eine ernsthafte Erkrankung dahinter. Manchmal ist der Wert nur leicht erhöht und normalisiert sich wieder, zum Beispiel nach einer kurzfristigen Störung des Mineralstoffhaushalts. In anderen Fällen kann ein dauerhaft erhöhter Parathormonspiegel auf eine Erkrankung der Nebenschilddrüsen oder eine andere Störung im Körper hindeuten.

Mögliche Ursachen für einen erhöhten Parathormonspiegel

Die Gründe für einen erhöhten Wert lassen sich grob in zwei Gruppen einteilen. Die erste Gruppe betrifft die Nebenschilddrüsen selbst: Hier kann eine Überfunktion (Fachbegriff: Hyperparathyreoidismus) vorliegen, meist durch eine gutartige Vergrößerung oder ein kleines Geschwulst in einer der Drüsen. Das führt dazu, dass ständig zu viel Parathormon ausgeschüttet wird, obwohl der Kalziumspiegel im Blut längst ausreichend hoch ist.

Die zweite Gruppe von Ursachen hat mit anderen Problemen im Körper zu tun. Besonders häufig ist ein Mangel an Kalzium, zum Beispiel durch eine chronische Nierenerkrankung. Die Nieren können dann das Kalzium nicht mehr gut zurückhalten, und das Parathormon steigt als Ausgleich an. Auch ein Vitamin-D-Mangel kann dazu führen, dass das Hormon verstärkt gebildet wird, weil Vitamin D für die Aufnahme von Kalzium im Darm benötigt wird.

Bin ich jetzt krank? Muss ich mir Sorgen machen?

Ein erhöhter Parathormonwert bedeutet nicht automatisch eine schwere Krankheit. Oft wird der Wert zufällig entdeckt, zum Beispiel bei einer Routineuntersuchung. Es ist wichtig zu wissen, dass ein einzelner erhöhter Wert noch keine Diagnose ist. Erst wenn weitere Untersuchungen gemacht werden – etwa die Bestimmung des Kalziumspiegels, eine Kontrolle der Nierenfunktion oder manchmal auch bildgebende Verfahren – kann genauer gesagt werden, warum der Wert erhöht ist und ob wirklich eine Erkrankung vorliegt.

Viele Menschen fragen sich, ob ein erhöhter Parathormonwert gefährlich ist. Die Antwort hängt von der Ursache ab. Eine Überfunktion der Nebenschilddrüsen kann auf Dauer zu Problemen wie Knochenschwund (Osteoporose), Nierensteinen oder Muskelschwäche führen, wenn sie nicht behandelt wird. Ist der erhöhte Wert die Folge eines Kalziummangels oder einer Nierenerkrankung, steht meist die Behandlung der Grunderkrankung im Vordergrund.

Was passiert nach dem Befund?

Nach dem Nachweis eines erhöhten Parathormonwerts wird in der Regel nach der Ursache gesucht. Dazu gehören weitere Blutuntersuchungen, manchmal auch eine Kontrolle des Vitamin-D-Spiegels oder eine Ultraschalluntersuchung der Nebenschilddrüsen. Ziel ist es, herauszufinden, ob eine Erkrankung vorliegt, die behandelt werden sollte.

Die Therapie richtet sich ganz nach der Ursache. Liegt zum Beispiel ein Vitamin-D-Mangel vor, kann die Gabe von Vitamin D helfen, den Parathormonwert wieder zu normalisieren. Bei einer Überfunktion der Nebenschilddrüsen kann in manchen Fällen eine Operation notwendig sein, in anderen reicht es, den Verlauf regelmäßig zu kontrollieren. Bei chronischen Nierenerkrankungen stehen meist spezielle Medikamente und eine Anpassung der Ernährung im Vordergrund.

Was kann ich selbst tun?

Wurde ein erhöhter Parathormonwert festgestellt, ist es sinnvoll, die weiteren ärztlichen Empfehlungen abzuwarten und keine eigenen Maßnahmen zu ergreifen, bevor die Ursache klar ist. Eine ausgewogene Ernährung mit ausreichender Kalzium- und Vitamin-D-Zufuhr kann jedoch grundsätzlich helfen, den Mineralstoffhaushalt zu unterstützen. Wer sich unsicher ist, sollte Rücksprache mit dem behandelnden Arzt oder der Ärztin halten, bevor Nahrungsergänzungsmittel eingenommen werden.

Ein erhöhter Parathormonwert ist also in erster Linie ein Hinweis darauf, dass im Körper ein Ungleichgewicht vorliegt. Die genaue Bedeutung hängt immer vom Gesamtbild ab – erst die Kombination mit anderen Laborwerten und der Vorgeschichte ergibt ein klares Bild. Oft ist die Ursache harmlos oder gut behandelbar, manchmal steckt aber auch eine ernstere Erkrankung dahinter, die einer gezielten Therapie bedarf.

BITTE BEACHTEN

Dieser Artikel dient ausschließlich der allgemeinen Information und kann nicht das persönliche Gespräch mit einer Ärztin oder einem Arzt ersetzen. Für eine individuelle Diagnose, Therapieempfehlung und Behandlung konsultieren Sie bitte immer medizinisches Fachpersonal.

Jetzt ganzen Befund übersetzen