Epstein-Barr-Virus – Vom Alltagserreger zur Sorge?

Epstein-Barr-Virus – Vom Alltagserreger zur Sorge?

07.11.2025

PD Dr. med. Witold Polanski

Das Epstein-Barr-Virus ist ein weit verbreitetes Virus, das zur Familie der Herpesviren gehört und beim Menschen verschiedene Erkrankungen auslösen kann, am bekanntesten ist das Pfeiffer-Drüsenfieber.

Was steckt hinter dem Begriff?

Das Epstein-Barr-Virus, oft abgekürzt als EBV, wurde in den 1960er Jahren erstmals beschrieben. Es zählt zu den Herpesviren und ist eng verwandt mit anderen bekannten Vertretern wie dem Herpes-simplex-Virus oder dem Varizella-Zoster-Virus. EBV ist weltweit verbreitet und die meisten Menschen infizieren sich irgendwann im Laufe ihres Lebens damit, häufig schon in der Kindheit oder Jugend. Die Übertragung erfolgt meist über Speichel, weshalb umgangssprachlich auch von der „Kusskrankheit“ gesprochen wird.

Nach einer Infektion bleibt das Virus lebenslang im Körper, meist ruht es jedoch und verursacht keine Beschwerden. Erst wenn das Immunsystem geschwächt ist, kann es gelegentlich wieder aktiv werden.

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Wie äußert sich eine Infektion?

Die bekannteste Erkrankung, die durch das Epstein-Barr-Virus ausgelöst wird, ist das sogenannte Pfeiffer-Drüsenfieber, im Fachjargon auch infektiöse Mononukleose genannt. Typische Anzeichen sind Fieber, Halsschmerzen, geschwollene Lymphknoten und eine starke Müdigkeit, die manchmal Wochen anhalten kann. Bei Kindern verläuft die Infektion häufig so mild, dass sie kaum auffällt. Jugendliche und Erwachsene spüren die Symptome meist stärker.

Neben dem klassischen Pfeiffer-Drüsenfieber kann EBV in seltenen Fällen auch andere Beschwerden verursachen. Dazu zählen Leberentzündungen, Hautausschläge oder bestimmte Komplikationen wie eine Milzvergrößerung. In den allermeisten Fällen heilt die Infektion jedoch ohne bleibende Schäden aus.

Ist das gefährlich?

Viele Menschen machen sich Sorgen, wenn sie den Begriff Epstein-Barr-Virus in einem Befund lesen. Die gute Nachricht: Für gesunde Personen ist eine EBV-Infektion in aller Regel nicht bedrohlich. Die Beschwerden können zwar unangenehm sein und die Erschöpfung länger andauern, doch Komplikationen sind selten. In sehr seltenen Fällen kann es bei Menschen mit geschwächtem Immunsystem zu schwereren Verläufen kommen.

Einige Studien haben in den letzten Jahren einen Zusammenhang zwischen EBV und bestimmten Autoimmunerkrankungen oder Krebserkrankungen (wie dem Hodgkin-Lymphom) diskutiert. Diese Entwicklungen betreffen aber nur einen winzigen Bruchteil der Infizierten. Die große Mehrheit merkt von der Infektion kaum etwas oder hat lediglich milde Symptome.

Wie wird das Epstein-Barr-Virus nachgewiesen?

Wenn der Verdacht auf eine EBV-Infektion besteht, helfen spezielle Bluttests weiter. Dabei werden Antikörper gegen das Virus nachgewiesen. Je nachdem, welche Antikörper im Blut vorhanden sind, kann erkannt werden, ob es sich um eine frische Infektion, eine abgelaufene Erkrankung oder eine Reaktivierung handelt. In Arztbriefen tauchen dann manchmal Begriffe wie „EBV-IgM positiv“ oder „EBV-IgG positiv“ auf. Das sind unterschiedliche Antikörper, die auf den Zeitpunkt der Infektion hinweisen.

Was tun bei einer EBV-Infektion?

Eine gezielte Behandlung gegen das Epstein-Barr-Virus selbst gibt es bislang nicht. Die Therapie richtet sich daher nach den Beschwerden. Viel Ruhe, ausreichend Flüssigkeit und eine schonende Lebensweise helfen dem Körper, die Infektion zu überstehen. Bei starken Halsschmerzen oder Fieber können schmerzlindernde oder fiebersenkende Mittel eingesetzt werden. Sport oder körperliche Anstrengung sollten vermieden werden, solange die Symptome bestehen, insbesondere weil die Milz vorübergehend vergrößert sein kann und dadurch verletzungsanfälliger ist.

Antibiotika helfen bei dieser Virusinfektion nicht, da sie nur gegen Bakterien wirken. Nur wenn zusätzlich eine bakterielle Infektion vorliegt, kann eine antibiotische Behandlung notwendig werden.

Kann man sich vor EBV schützen?

Einen Impfstoff gegen das Epstein-Barr-Virus gibt es bislang nicht. Da das Virus so weit verbreitet ist und bereits im Kindesalter übertragen wird, lässt sich eine Ansteckung kaum vollständig verhindern. Wer engen Kontakt mit Erkrankten vermeidet und auf eine gute Hygiene achtet, kann das Risiko etwas senken. Einen sicheren Schutz gibt es jedoch nicht.

Was bedeutet es, EBV-positiv zu sein?

Viele Menschen erschrecken, wenn sie im Laborbefund lesen, dass sie „EBV-positiv“ sind. In Wirklichkeit bedeutet das meistens nur, dass der Körper irgendwann Kontakt mit dem Virus hatte und entsprechende Antikörper gebildet wurden. Das ist bei Erwachsenen der Normalfall. Nur wenn gleichzeitig typische Beschwerden auftreten, ist von einer aktuellen Infektion auszugehen. Ohne Symptome besteht kein Grund zur Sorge oder zu weiteren Maßnahmen.

Das Epstein-Barr-Virus ist also ein alltäglicher Begleiter, mit dem das Immunsystem in den allermeisten Fällen gut zurechtkommt. Wer die Diagnose erhält, kann sich in der Regel auf eine vollständige Genesung verlassen, auch wenn Geduld gefragt ist, bis die Erschöpfung wieder nachlässt.

BITTE BEACHTEN

Dieser Artikel dient ausschließlich der allgemeinen Information und kann nicht das persönliche Gespräch mit einer Ärztin oder einem Arzt ersetzen. Für eine individuelle Diagnose, Therapieempfehlung und Behandlung konsultieren Sie bitte immer medizinisches Fachpersonal.

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