Epiphyseolysis capitis femoris: Risiko im Wachstum

Epiphyseolysis capitis femoris: Risiko im Wachstum

26.10.2025

PD Dr. med. Witold Polanski

Epiphyseolysis capitis femoris bezeichnet eine Erkrankung des Hüftgelenks, bei der der obere Teil des Oberschenkelknochens an der Wachstumsfuge abrutscht. Das passiert meist während des Wachstums bei Kindern und Jugendlichen.

Was steckt hinter dem Begriff?

Die Bezeichnung stammt aus dem Griechischen und Lateinischen: „Epiphyse“ steht für das Knochenende, „lysis“ bedeutet Auflösung oder Loslösung, „capitis femoris“ beschreibt den Kopf des Oberschenkelknochens. Gemeint ist also ein Abgleiten des Hüftkopfes an der sogenannten Wachstumsfuge. Diese Fuge, auch Physe genannt, ist eine Art „Sollbruchstelle“ im wachsenden Knochen, an der das Längenwachstum stattfindet.

Bei der Epiphyseolysis capitis femoris löst sich der Hüftkopf teilweise oder vollständig von der Schaftregion und gleitet nach unten und hinten ab. Das kann schleichend oder plötzlich passieren.

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Wer ist betroffen – und warum?

Am häufigsten tritt die Erkrankung im Alter zwischen 10 und 16 Jahren auf, wenn das Wachstum besonders schnell verläuft. Jungen sind etwas häufiger betroffen als Mädchen. Übergewicht gilt als wichtiger Risikofaktor, weil das zusätzliche Gewicht die Wachstumsfuge stärker belastet. Auch hormonelle Veränderungen in der Pubertät oder bestimmte Stoffwechselerkrankungen können eine Rolle spielen.

In seltenen Fällen kann die Erkrankung auch bei normalgewichtigen Kindern oder bei jüngeren auftreten. Meistens ist nur eine Seite betroffen, manchmal aber auch beide Hüften.

Wie macht sich das bemerkbar?

Typisch ist ein schleichender Beginn mit Schmerzen im Bereich der Hüfte, manchmal aber auch im Knie oder Oberschenkel. Viele bemerken zunächst ein Hinken oder eine Einschränkung beim Gehen. Die Beschwerden können über Wochen zunehmen. In manchen Fällen kommt es aber auch ganz plötzlich zu starken Schmerzen – dann ist der Hüftkopf regelrecht „abgerutscht“.

Häufig wird die Erkrankung anfangs übersehen, weil die Schmerzen in Knie oder Oberschenkel als Wachstumsbeschwerden oder harmlose Zerrung fehlgedeutet werden. Erst wenn die Beweglichkeit der Hüfte deutlich eingeschränkt ist oder das Hinken auffällt, wird genauer hingeschaut.

Ist das schlimm? Was kann passieren?

Die Epiphyseolysis capitis femoris ist eine ernstzunehmende Erkrankung des wachsenden Skeletts. Wenn sie nicht rechtzeitig erkannt und behandelt wird, kann der Hüftkopf dauerhaft geschädigt werden. In schweren Fällen droht ein Absterben des Hüftkopfes, weil die Blutversorgung unterbrochen wird. Das kann zu einer bleibenden Fehlstellung und später zu Arthrose führen.

Die gute Nachricht: Bei frühzeitiger Diagnose und Behandlung stehen die Chancen auf eine normale Entwicklung der Hüfte sehr gut. Das Ziel ist immer, den weiteren Abrutsch zu verhindern und die normale Form des Gelenks zu erhalten.

Behandlungsmöglichkeiten und Ablauf

Die Behandlung richtet sich nach dem Ausmaß des Abrutschens. In den allermeisten Fällen ist eine Operation notwendig. Dabei wird der Hüftkopf mit einer oder mehreren Schrauben wieder stabil mit dem Schaft verbunden. So kann die Wachstumsfuge in Ruhe ausheilen und der Knochen weiter wachsen.

Manchmal reicht ein einziger kleiner Schnitt, um die Schraube einzubringen. Bei schwereren Formen oder wenn der Hüftkopf schon stärker abgerutscht ist, kann ein aufwendigerer Eingriff nötig sein. Nach der Operation ist oft eine Entlastung an Gehstützen für mehrere Wochen erforderlich. Die Beweglichkeit wird dann langsam wieder aufgebaut.

Regelmäßige Kontrollen beim Orthopäden sind wichtig, um das weitere Wachstum zu überwachen und Komplikationen früh zu erkennen. In manchen Fällen wird auch die gesunde Gegenseite vorsorglich stabilisiert, um einem späteren Abrutschen vorzubeugen.

Typische Sorgen und Fragen

Wer die Diagnose Epiphyseolysis capitis femoris erhält, ist oft verunsichert. Die Angst vor einer dauerhaften Behinderung oder vor Schmerzen im Erwachsenenalter ist verständlich. Auch die Sorge, ob Sport oder normales Spielen wieder möglich sein werden, beschäftigt viele.

Wichtig zu wissen: Mit schneller Behandlung und guter Nachsorge sind die Aussichten meistens günstig. Die meisten Kinder und Jugendlichen können nach abgeschlossener Therapie wieder normal laufen, Sport treiben und ihre Hüfte wie gewohnt belasten. Einschränkungen bleiben nur selten zurück, vor allem wenn die Erkrankung früh erkannt wird.

Was tun bei Verdacht?

Wenn länger anhaltende Schmerzen im Hüft-, Oberschenkel- oder Kniebereich auftreten, besonders bei Kindern im Wachstum, sollte immer eine ärztliche Abklärung erfolgen. Ein Röntgenbild der Hüfte bringt meist schnell Klarheit. Je früher die Diagnose gestellt wird, desto besser lässt sich die Funktion der Hüfte erhalten.

Die Epiphyseolysis capitis femoris ist eine Erkrankung, die rasches Handeln erfordert, aber mit den heutigen Behandlungsmöglichkeiten sehr gute Heilungschancen bietet. Ein wachsames Auge auf Beschwerden und eine frühe Vorstellung beim Arzt sind der beste Schutz für die Hüfte.

BITTE BEACHTEN

Dieser Artikel dient ausschließlich der allgemeinen Information und kann nicht das persönliche Gespräch mit einer Ärztin oder einem Arzt ersetzen. Für eine individuelle Diagnose, Therapieempfehlung und Behandlung konsultieren Sie bitte immer medizinisches Fachpersonal.

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