Enthesitis: Wie die Entzündung an Sehnen entsteht

Enthesitis: Wie die Entzündung an Sehnen entsteht

07.08.2025

PD Dr. med. Witold Polanski

Enthesitis beschreibt eine Entzündung an den sogenannten Enthesen – das sind die Stellen, an denen Sehnen, Bänder oder Gelenkkapseln direkt am Knochen ansetzen.

Was passiert bei einer Enthesitis?

An den Übergangsstellen zwischen Sehne oder Band und Knochen kommt es normalerweise zu einer engen Verbindung, die Bewegungen ermöglicht und stabilisiert. Wenn sich diese Bereiche entzünden, spricht man von einer Enthesitis. Das kann Schmerzen, Schwellungen und manchmal auch eine eingeschränkte Beweglichkeit verursachen. Besonders häufig sind die Fersen (Achillessehne), die Kniescheibe oder der Bereich um den Ellenbogen betroffen, aber prinzipiell kann jede Enthese im Körper erkranken.

Wie macht sich eine Enthesitis bemerkbar?

Typisch ist ein ziehender, stechender oder drückender Schmerz genau an der Stelle, an der die Sehne oder das Band in den Knochen übergeht. Der Bereich kann sich empfindlich anfühlen, anschwellen oder sogar leicht erwärmen. Viele Menschen bemerken, dass die Beschwerden morgens nach dem Aufstehen besonders stark sind oder nach längerer Ruhezeit zunehmen. Auch Belastungen wie Sport oder längeres Gehen können die Symptome verstärken. Im Gegensatz zu anderen Gelenkentzündungen sind die Schmerzen bei einer Enthesitis meist sehr punktgenau und lassen sich gut lokalisieren.

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Warum entsteht eine Enthesitis?

Die Ursachen einer Enthesitis sind vielfältig. Häufig steckt eine Überbelastung oder Fehlbelastung dahinter, zum Beispiel durch intensiven Sport, ungewohnte Bewegungen oder falsches Schuhwerk. Besonders bei wiederholten, gleichförmigen Bewegungen – etwa beim Laufen oder Springen – kann sich die Ansatzstelle entzünden. Manchmal spielen auch kleine Verletzungen eine Rolle, die zunächst unbemerkt bleiben.

Neben diesen mechanischen Ursachen gibt es aber auch Erkrankungen, die mit einer erhöhten Entzündungsneigung einhergehen. Dazu zählen vor allem bestimmte rheumatische Krankheiten wie Morbus Bechterew (Spondylitis ankylosans), Psoriasis-Arthritis oder die reaktive Arthritis. Bei diesen Erkrankungen ist die Entzündung an den Enthesen oft ein zentrales Symptom. In solchen Fällen kann eine Enthesitis an mehreren Stellen gleichzeitig auftreten und mit weiteren Beschwerden wie Rückenschmerzen, Morgensteifigkeit oder Hautveränderungen einhergehen.

Ist eine Enthesitis gefährlich?

Viele fragen sich, ob eine Entzündung an der Sehnenansatzstelle bedrohlich ist oder bleibende Schäden hinterlässt. In den meisten Fällen ist eine Enthesitis zwar schmerzhaft und kann im Alltag einschränken, sie heilt aber oft folgenlos aus – vor allem, wenn die Ursache früh erkannt und behandelt wird. Bleibt eine Enthesitis jedoch über längere Zeit unbehandelt, kann sich das Gewebe verändern: Es kommt zu Vernarbungen, Verdickungen oder im schlimmsten Fall zu einer Verkalkung am Sehnenansatz. Bei entzündlich-rheumatischen Erkrankungen kann die Enthesitis ein Hinweis auf eine chronische Grunderkrankung sein, die eine gezielte Therapie erfordert. Deshalb ist es sinnvoll, bei anhaltenden oder wiederkehrenden Beschwerden ärztlichen Rat einzuholen.

Was hilft bei einer Enthesitis?

Die Behandlung richtet sich nach der Ursache und dem Schweregrad der Entzündung. Bei einer Überlastung oder Fehlbelastung steht die Schonung des betroffenen Bereichs im Vordergrund. Das bedeutet, belastende Aktivitäten zu reduzieren und dem Körper Zeit zur Heilung zu geben. Kühle Umschläge oder entzündungshemmende Salben können die Beschwerden lindern. Auch Medikamente wie nicht-steroidale Antirheumatika (NSAR) kommen zum Einsatz, wenn die Schmerzen stärker sind. In einigen Fällen empfiehlt sich eine physiotherapeutische Behandlung, um Bewegungsabläufe zu verbessern und die Muskulatur gezielt zu kräftigen. Das beugt erneuten Entzündungen vor.

Liegt eine entzündlich-rheumatische Erkrankung zugrunde, ist oft eine weiterführende Therapie notwendig. Dazu gehören spezielle Medikamente, die das Immunsystem beeinflussen und die Entzündung hemmen. Hier ist eine enge Zusammenarbeit mit einer Fachärztin oder einem Facharzt für Rheumatologie wichtig, um die bestmögliche Behandlung zu finden.

Was kann man selbst tun?

Im Alltag helfen gezielte Dehn- und Kräftigungsübungen, um die betroffenen Sehnen und Muskeln zu entlasten. Es lohnt sich, auf passendes Schuhwerk zu achten und Überlastungen möglichst zu vermeiden. Wer regelmäßig Sport treibt, sollte auf eine gute Technik achten und Trainingsreize langsam steigern. Bei ersten Anzeichen einer Überlastung ist es ratsam, frühzeitig Pausen einzulegen, um eine Verschlimmerung zu verhindern.

Eine Enthesitis ist zwar unangenehm, lässt sich aber in den meisten Fällen gut behandeln. Wichtig ist, die Ursache zu klären – vor allem, wenn die Beschwerden immer wiederkehren oder mehrere Stellen gleichzeitig betroffen sind. Dann kann eine gezielte Therapie helfen, die Entzündung zu stoppen und die Lebensqualität zu verbessern.

BITTE BEACHTEN

Dieser Artikel dient ausschließlich der allgemeinen Information und kann nicht das persönliche Gespräch mit einer Ärztin oder einem Arzt ersetzen. Für eine individuelle Diagnose, Therapieempfehlung und Behandlung konsultieren Sie bitte immer medizinisches Fachpersonal.

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