Elektromyographie: Wie läuft die Untersuchung ab?

Elektromyographie: Wie läuft die Untersuchung ab?

PD Dr. med. Witold Polanski

Was ist eine Elektromyographie?

Eine Elektromyographie ist eine medizinische Untersuchung, bei der die elektrische Aktivität von Muskeln gemessen und aufgezeichnet wird. Das Verfahren hilft dabei, Störungen oder Erkrankungen der Muskeln und der Nerven, die diese Muskeln steuern, zu erkennen.

Wie funktioniert die Untersuchung?

Bei einer Elektromyographie – oft auch kurz EMG genannt – werden sehr feine Nadeln oder kleine Elektroden verwendet, um die elektrische Spannung direkt im Muskel zu messen. Diese Elektroden erfassen, wie stark und in welchem Muster die Muskeln elektrische Impulse aussenden, sowohl in Ruhe als auch bei Anspannung. Die gewonnenen Signale werden auf einem Bildschirm sichtbar gemacht und können von Ärztinnen oder Ärzten ausgewertet werden.

Die Untersuchung findet meist in einer neurologischen Praxis oder in einem spezialisierten Krankenhaus statt. Die zu untersuchenden Muskeln werden gezielt ausgewählt, je nachdem, welche Beschwerden oder Symptome vorliegen. Die Untersuchung dauert in der Regel zwischen 20 und 60 Minuten, abhängig davon, wie viele Muskeln getestet werden.

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Wann wird eine Elektromyographie eingesetzt?

Eine EMG kommt zum Einsatz, wenn der Verdacht auf eine Erkrankung der Muskeln oder der sie versorgenden Nerven besteht. Typische Beschwerden, die zu einer solchen Untersuchung führen, sind zum Beispiel Muskelschwäche, Lähmungserscheinungen, unklare Schmerzen oder Muskelzuckungen. Auch bei Gefühlsstörungen, Kribbeln oder Taubheit kann eine EMG helfen, die Ursache genauer einzugrenzen.

In der Diagnostik spielt die Elektromyographie eine wichtige Rolle, um zwischen einer eigentlichen Muskelerkrankung (wie einer Muskeldystrophie) und einer Nervenstörung (wie bei einer Polyneuropathie oder einem Bandscheibenvorfall) zu unterscheiden. Zudem kann sie Hinweise auf die Schwere und den Verlauf einer Erkrankung geben.

Was passiert während der Untersuchung?

Vor der Untersuchung ist keine besondere Vorbereitung nötig. In manchen Fällen sollte auf blutverdünnende Medikamente oder bestimmte Cremes am Untersuchungstag verzichtet werden – das wird aber vorher mitgeteilt.

Während der EMG werden feine Nadeln, ähnlich wie bei einer Akupunktur, in den Muskel eingeführt. Das Einstechen kann kurz unangenehm sein, ist aber meist gut auszuhalten. Die Elektroden messen dann die elektrische Aktivität des Muskels in Ruhe und bei gezielter Anspannung. Die Ärztin oder der Arzt bittet darum, den Muskel kurz anzuspannen oder locker zu lassen, um die Reaktion zu beobachten.

Die gewonnenen Daten werden direkt aufgezeichnet und ausgewertet. Nach der Untersuchung kann es an der Einstichstelle zu einem leichten Muskelkater oder kleinen Blutergüssen kommen, die aber rasch wieder verschwinden.

Welche Ergebnisse liefert eine Elektromyographie?

Das EMG zeigt, ob die elektrische Aktivität der Muskeln normal ist oder ob Auffälligkeiten bestehen. Bei gesunden Muskeln ist das elektrische Muster typisch und gleichmäßig. Liegt eine Erkrankung vor, verändern sich diese Muster – zum Beispiel bei einer Nervenschädigung, bei einer Muskelerkrankung oder bei einer Entzündung.

Die Ergebnisse helfen, die Ursache für Beschwerden wie Schwäche, Zuckungen oder Schmerzen einzugrenzen. Oft wird die Elektromyographie mit anderen Untersuchungen kombiniert, etwa mit einer Nervenleitgeschwindigkeitsmessung (ENG) oder bildgebenden Verfahren wie MRT oder Ultraschall.

Was bedeutet das Ergebnis für dich?

Die Auswertung der EMG erfolgt immer im Zusammenhang mit anderen Befunden und dem Gespräch mit der Ärztin oder dem Arzt. Ein auffälliges Ergebnis kann Hinweise auf eine bestimmte Muskel- oder Nervenerkrankung geben, etwa auf eine Polyneuropathie, eine Myopathie oder eine Nervenverletzung. Liegt keine Auffälligkeit vor, kann das helfen, bestimmte Erkrankungen auszuschließen und die Suche nach der Ursache der Beschwerden einzugrenzen.

Häufig besteht Unsicherheit, wenn eine Elektromyographie empfohlen oder durchgeführt wurde. Viele fragen sich, ob das Ergebnis „schlimm“ ist oder was genau die Befunde bedeuten. Die Untersuchung selbst ist jedoch nur ein Teil der Diagnostik. Erst im Zusammenspiel mit weiteren Untersuchungen und dem gesamten Krankheitsbild lässt sich eine genaue Diagnose stellen.

Gibt es Risiken oder Nebenwirkungen?

Die EMG gilt als sehr sicheres Verfahren. Die verwendeten Nadeln sind steril und sehr fein, sodass Infektionen oder größere Verletzungen äußerst selten sind. Nach der Untersuchung kann es zu leichten Schmerzen, einem Muskelkatergefühl oder kleinen Blutergüssen an den Einstichstellen kommen. Diese Beschwerden klingen in der Regel innerhalb weniger Tage wieder ab.

Bei Menschen mit einer Blutgerinnungsstörung oder unter starker Blutverdünnung kann die Ärztin oder der Arzt das Vorgehen anpassen, um das Risiko für Blutungen zu minimieren. Allergische Reaktionen oder andere schwerwiegende Komplikationen sind äußerst selten.

Wann ist eine Behandlung nötig?

Die EMG selbst ist keine Behandlung, sondern ein Diagnoseverfahren. Ob und welche Therapie im Anschluss erforderlich ist, hängt ganz von der zugrunde liegenden Erkrankung ab. Die Ärztin oder der Arzt bespricht die Ergebnisse und das weitere Vorgehen in Ruhe, sobald die Auswertung abgeschlossen ist.

Für viele Menschen bringt die Untersuchung Klarheit über die Ursache der Beschwerden und ermöglicht gezielte Schritte zur Behandlung oder weiteren Abklärung. In manchen Fällen kann ein unauffälliges EMG auch beruhigen und dazu beitragen, unnötige Sorgen auszuräumen.

BITTE BEACHTEN

Dieser Artikel dient ausschließlich der allgemeinen Information und kann nicht das persönliche Gespräch mit einer Ärztin oder einem Arzt ersetzen. Für eine individuelle Diagnose, Therapieempfehlung und Behandlung konsultieren Sie bitte immer medizinisches Fachpersonal.

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