Elektrokardioversion: Herz wieder im Takt

Elektrokardioversion: Herz wieder im Takt

PD Dr. med. Witold Polanski

Elektrokardioversion ist ein medizinisches Verfahren, bei dem durch gezielte elektrische Impulse das Herz wieder in seinen normalen, regelmäßigen Rhythmus gebracht werden soll.

Wann kommt diese Behandlung zum Einsatz?

Herzrhythmusstörungen wie Vorhofflimmern oder Vorhofflattern sind häufige Gründe, warum eine Elektrokardioversion – manchmal auch als elektrische Kardioversion oder Elektrokardioversion bezeichnet – notwendig wird. Bei diesen Rhythmusstörungen schlägt das Herz nicht mehr im gewohnten Takt, sondern oft zu schnell und unregelmäßig. Das kann zu Beschwerden wie Herzrasen, Luftnot, Schwächegefühl oder Schwindel führen. Ziel der Behandlung ist es, das Herz wieder in einen sogenannten Sinusrhythmus zu versetzen, also in den natürlichen, gleichmäßigen Takt.

Nicht jede Herzrhythmusstörung muss sofort behandelt werden. Die Entscheidung, ob eine Elektrokardioversion sinnvoll ist, hängt von verschiedenen Faktoren ab: Wie stark sind die Beschwerden? Wie lange besteht die Rhythmusstörung bereits? Gibt es andere Erkrankungen, die das Risiko erhöhen? Oft wird die Therapie empfohlen, wenn die Beschwerden belastend sind oder das Risiko für Komplikationen – zum Beispiel einen Schlaganfall – steigt.

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Wie läuft die Elektrokardioversion ab?

Das Verfahren findet in der Regel unter ärztlicher Überwachung und mit entsprechender Vorbereitung statt. Meistens wird eine kurze Narkose oder eine Sedierung verabreicht, damit das Ganze schmerzfrei geschieht und keine unangenehmen Erinnerungen zurückbleiben. Über zwei Elektroden, die auf die Brust geklebt werden, wird dann ein gezielter Stromstoß abgegeben. Dieser Impuls ist so dosiert, dass er das Herz nicht schädigt, sondern den gestörten Rhythmus „resetten“ soll.

Vor dem Eingriff prüfen Ärztinnen und Ärzte, ob Blutgerinnsel im Herzen vorliegen. Das ist wichtig, weil sich bei länger bestehendem Vorhofflimmern kleine Gerinnsel im Herzen bilden können, die beim Wiederherstellen des normalen Rhythmus in den Kreislauf gelangen und einen Schlaganfall verursachen könnten. Deshalb wird oft im Vorfeld eine sogenannte transösophageale Echokardiografie (eine besondere Form des Herzultraschalls) gemacht und es werden blutverdünnende Medikamente verordnet.

Nach der Elektrokardioversion bleibt das Herz unter Beobachtung, um sicherzustellen, dass der gewünschte Rhythmus anhält und keine Komplikationen auftreten. In vielen Fällen kann das Verfahren ambulant durchgeführt werden, manchmal ist aber auch ein kurzer Klinikaufenthalt nötig.

Ist das gefährlich? Häufige Sorgen rund um die Elektrokardioversion

Viele Menschen machen sich Sorgen, wenn sie das erste Mal von einer elektro kardio version hören. Die Vorstellung, dass Strom durch das Herz geleitet wird, klingt beängstigend. Tatsächlich ist das Verfahren aber seit vielen Jahren erprobt und wird unter strenger Überwachung durchgeführt. Die Risiken sind insgesamt gering, vor allem im Vergleich zu den möglichen Folgen einer unbehandelten Herzrhythmusstörung.

Typische Nebenwirkungen sind vorübergehende Hautrötungen an den Stellen, wo die Elektroden aufgeklebt waren, oder ein leichtes Druckgefühl im Brustbereich. In sehr seltenen Fällen kann es zu Herzrhythmusstörungen kommen, die weitere Behandlung erfordern. Auch allergische Reaktionen auf die Narkosemittel sind denkbar, treten aber selten auf.

Eine weitere Sorge betrifft den Erfolg der Behandlung: Nicht immer bleibt das Herz dauerhaft im normalen Rhythmus. Bei manchen Menschen kommt es nach einiger Zeit wieder zu Rhythmusstörungen. In solchen Fällen können andere Therapien notwendig werden, zum Beispiel Medikamente oder ein erneuter Versuch der Elektrokardioversion.

Was passiert nach dem Eingriff?

Nach dem Eingriff folgt eine kurze Überwachungsphase. Es wird kontrolliert, ob das Herz stabil im Sinusrhythmus bleibt und ob es Anzeichen für Komplikationen gibt. In den Stunden danach kann es helfen, sich zu schonen und auf starke körperliche Belastung zu verzichten. Die meisten Menschen können noch am selben Tag wieder nach Hause gehen.

Für die weitere Behandlung ist es oft sinnvoll, blutverdünnende Medikamente weiter einzunehmen, um das Risiko für einen Schlaganfall zu senken. Auch Medikamente, die den Herzrhythmus stabilisieren, kommen manchmal zum Einsatz. Welche Therapie im Anschluss am besten geeignet ist, hängt von der individuellen Situation ab und wird gemeinsam mit der behandelnden Ärztin oder dem behandelnden Arzt besprochen.

Warum nicht einfach abwarten?

Unregelmäßige Herzschläge sind nicht immer harmlos. Besonders bei Vorhofflimmern kann das Risiko für einen Schlaganfall steigen, weil sich im Herz Vorhof kleine Gerinnsel bilden können. Je länger die Rhythmusstörung besteht, desto schwieriger wird es oft, das Herz wieder in den normalen Takt zu bringen. Eine rechtzeitige Elektrokardioversion kann also helfen, Folgeerkrankungen zu vermeiden und die Lebensqualität zu verbessern.

Die Entscheidung für oder gegen das Verfahren ist immer individuell. Sie hängt von den Beschwerden, der Dauer der Rhythmusstörung und den persönlichen Risiken ab. Ein ausführliches Gespräch mit dem behandelnden Team hilft, Unsicherheiten zu klären und gemeinsam den besten Weg zu finden.

Was ist der Unterschied zur medikamentösen Kardioversion?

Neben der Elektrokardioversion gibt es auch die Möglichkeit, den Herzrhythmus mit bestimmten Medikamenten wiederherzustellen. Diese sogenannte medikamentöse Kardioversion kommt vor allem dann infrage, wenn das Risiko für Komplikationen durch den Stromstoß zu hoch wäre oder wenn die Rhythmusstörung erst seit kurzer Zeit besteht. Beide Methoden verfolgen das gleiche Ziel, unterscheiden sich aber im Ablauf und in den Nebenwirkungen. Welche Methode besser geeignet ist, hängt von der individuellen Situation ab.

Zusammengefasst

Die Elektrokardioversion ist eine bewährte Methode, um das Herz nach einer Rhythmusstörung wieder in den normalen Takt zu bringen. Sie wird unter kontrollierten Bedingungen durchgeführt und gilt als sicher. Die Vorstellung, dass Strom zum Einsatz kommt, wirkt im ersten Moment vielleicht abschreckend – doch das Verfahren ist gezielt darauf ausgelegt, das Herz zu schützen und Komplikationen zu verhindern. Wer sich unsicher fühlt, sollte offene Fragen immer mit dem behandelnden Team besprechen. Das hilft, Ängste abzubauen und die für die eigene Situation beste Entscheidung zu treffen.

BITTE BEACHTEN

Dieser Artikel dient ausschließlich der allgemeinen Information und kann nicht das persönliche Gespräch mit einer Ärztin oder einem Arzt ersetzen. Für eine individuelle Diagnose, Therapieempfehlung und Behandlung konsultieren Sie bitte immer medizinisches Fachpersonal.

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