Dysphagie bezeichnet eine Störung beim Schlucken, bei der das Schlucken von Speisen, Getränken oder sogar dem eigenen Speichel erschwert oder schmerzhaft ist.
Wenn Essen und Trinken zur Herausforderung wird
Schlucken ist ein komplexer Vorgang, der ganz automatisch abläuft. Normalerweise denkt niemand darüber nach. Doch wenn das Schlucken plötzlich Probleme bereitet, spricht man von Dysphagie. Diese Schluckstörung kann sich ganz unterschiedlich zeigen: Manchmal bleibt ein Bissen im Hals stecken, das Trinken fällt schwer oder es kommt zu Hustenanfällen beim Essen. In manchen Fällen fühlt sich der Hals wie zugeschnürt an, oder es entsteht das Gefühl, dass etwas im Rachen hängen bleibt. Auch Schmerzen beim Schlucken sind möglich.
Die Ursachen für Dysphagie sind vielfältig. Häufige Auslöser sind Entzündungen im Hals, neurologische Erkrankungen wie ein Schlaganfall, Veränderungen im Bereich der Speiseröhre oder auch Tumorerkrankungen. Aber auch altersbedingte Veränderungen, Muskelprobleme oder Verletzungen nach Operationen können zu Schluckbeschwerden führen.
Was bedeutet das für den Alltag?
Eine Schluckstörung kann den Alltag stark beeinflussen. Schon kleine Mahlzeiten werden zur Herausforderung, das Trinken fällt schwer und manchmal entsteht die Angst, sich zu verschlucken. Wer regelmäßig Schwierigkeiten beim Schlucken hat, isst oft weniger, um Beschwerden zu vermeiden. Das kann auf Dauer zu Gewichtsverlust führen oder sogar die Gefahr einer Mangelernährung erhöhen. Auch das Risiko, dass Nahrung oder Flüssigkeit in die Luftröhre gelangt und eine Lungenentzündung auslöst, ist erhöht.
Viele fragen sich: Ist das gefährlich? Muss ich mir Sorgen machen? Grundsätzlich ist Dysphagie ein ernstzunehmendes Symptom, vor allem wenn sie plötzlich auftritt oder mit anderen Beschwerden wie Schmerzen, Gewichtsverlust oder Heiserkeit einhergeht. Dann sollte zeitnah ärztlicher Rat eingeholt werden. In den meisten Fällen gibt es gute Möglichkeiten, die Ursache zu finden und gezielt zu behandeln.
Welche Untersuchungen helfen weiter?
Um herauszufinden, warum das Schlucken schwerfällt, stehen verschiedene Untersuchungen zur Verfügung. Häufig beginnt alles mit einem ausführlichen Gespräch, in dem die Beschwerden genau besprochen werden. Anschließend kann eine Spiegelung des Rachens oder der Speiseröhre sinnvoll sein. Bildgebende Verfahren wie Röntgen oder eine spezielle Schluckuntersuchung mit Kontrastmittel bieten zusätzliche Einblicke. Manchmal sind auch neurologische Tests nötig, wenn der Verdacht auf eine Erkrankung des Nervensystems besteht.
Die genaue Diagnose ist entscheidend, um die passende Behandlung zu wählen. Denn je nachdem, ob eine Entzündung, eine Verengung der Speiseröhre, ein Tumor oder eine Nervenstörung vorliegt, unterscheiden sich die weiteren Schritte deutlich.
Typische Sorgen und Ängste rund um die Schluckstörung
Viele Menschen, die erstmals mit dem Begriff Dysphagie konfrontiert werden, sind verunsichert. Was steckt dahinter? Muss eine ernsthafte Erkrankung befürchtet werden? Besonders belastend ist die Angst vor dem Verschlucken und der Gedanke, dass etwas „im Hals stecken bleibt“. Auch die Sorge vor einer dauerhaften Einschränkung beim Essen und Trinken ist weit verbreitet. Es ist wichtig zu wissen: Nicht jede Schluckstörung bedeutet automatisch eine schwere Krankheit. Oft lassen sich die Beschwerden gut behandeln, und in vielen Fällen bessern sie sich sogar wieder.
Ein weiteres Thema ist die soziale Isolation: Gemeinsame Mahlzeiten werden oft gemieden, weil das Schlucken peinlich oder unangenehm ist. Das kann auf Dauer die Lebensqualität beeinträchtigen. Wer sich hier Unterstützung holt, etwa durch eine logopädische Beratung oder eine Ernährungsberatung, kann oft wieder mehr Sicherheit gewinnen.
Behandlungsmöglichkeiten bei Dysphagie
Die Therapie richtet sich immer nach der Ursache der Schluckstörung. Liegt eine Entzündung vor, helfen oft Medikamente oder eine gezielte Behandlung des Infekts. Bei Engstellen in der Speiseröhre können kleine Eingriffe notwendig sein, um die Passage zu erweitern. Wenn eine neurologische Erkrankung wie ein Schlaganfall die Ursache ist, kommen häufig spezielle Schlucktrainings zum Einsatz, die von Logopädinnen und Logopäden angeleitet werden. Sie zeigen Übungen, mit denen sich das Schlucken gezielt verbessern lässt.
Auch die Anpassung der Ernährung spielt eine große Rolle: Manchmal hilft es schon, Speisen besonders fein zu pürieren oder die Konsistenz der Getränke anzupassen. In schweren Fällen, wenn das Schlucken kaum mehr möglich ist, kann vorübergehend eine künstliche Ernährung notwendig werden, etwa über eine Magensonde. Ziel ist aber immer, so schnell wie möglich wieder normales Essen und Trinken zu ermöglichen.
Was kann selbst getan werden?
Wer unter Schluckbeschwerden leidet, kann im Alltag einiges beachten. Kleine Bissen, langsames Essen und aufrechte Körperhaltung beim Trinken und Essen können das Schlucken erleichtern. Auch ausreichend Zeit und Ruhe bei den Mahlzeiten sind hilfreich. Wichtig ist, auf Warnzeichen zu achten: Plötzliche starke Beschwerden, blutiges Erbrechen oder eine deutliche Verschlechterung sollten immer ärztlich abgeklärt werden.
Dysphagie ist ein Symptom, das viele Ursachen haben kann. Mit der richtigen Unterstützung und Behandlung lässt sich aber in den meisten Fällen eine spürbare Besserung erreichen.
Wissenschaftliche Quellen
Spechler SJ, Souza RF. Barrett’s esophagus. N Engl J Med. 2014;371:836–845. doi:10.1056/NEJMra1314704
Kahrilas PJ, Bredenoord AJ, Fox M, Gyawali CP, Roman S, Smout AJ, et al. The Chicago Classification of esophageal motility disorders, v4.0. Neurogastroenterol Motil. 2021;33(1):e14058. doi:10.1111/nmo.14058
Boeckxstaens GE, Zaninotto G, Richter JE. Achalasia. Lancet. 2014;383(9911):83–93. doi:10.1016/S0140-6736(13)60651-0