Eine Doppelniere ist eine anatomische Besonderheit, bei der eine Niere aus zwei getrennten Nierenanteilen besteht, die meist schon bei der Geburt angelegt sind.
Was steckt hinter dem Begriff?
Normalerweise besitzt der Mensch zwei Nieren, jeweils eine auf jeder Körperseite. Bei einer Doppelnieren handelt es sich um eine einzelne Niere, die sich während der Entwicklung im Mutterleib in zwei separate Abschnitte aufteilt. Diese beiden Anteile können entweder fast vollständig voneinander getrennt sein oder sind nur teilweise miteinander verbunden. Häufig hat jeder Anteil sogar einen eigenen Harnleiter, also den Kanal, der den Urin in die Blase leitet.
Der medizinische Fachausdruck für diese Variante lautet „Duplexniere“ oder „Duplexsystem“. In manchen Befunden wird auch von einer „doppelten Niere“ gesprochen. Die Doppelnieren zählt zu den sogenannten Nierenfehlbildungen, ist aber oft harmlos und bleibt ein Leben lang unbemerkt.
Wie entsteht eine Doppelnieren?
Bereits im frühen Stadium der Schwangerschaft entwickeln sich die Nieren. Manchmal teilt sich das Gewebe einer Niere während dieser Zeit so auf, dass zwei getrennte Nierenabschnitte entstehen. Das kann dazu führen, dass jeder Teil einen eigenen Harnleiter bildet. In manchen Fällen münden sogar beide Harnleiter an unterschiedlichen Stellen in die Blase. Diese Entwicklung ist keine Krankheit, sondern eine Variante, die bei etwa einem von hundert Menschen vorkommt.
Welche Bedeutung hat eine Doppelnieren im Alltag?
Meistens verursacht eine Doppelnieren keine Beschwerden. Viele Menschen erfahren erst durch Zufall davon – etwa bei einer Ultraschalluntersuchung oder einer Bildgebung aus einem anderen Grund. Die Funktion der Niere bleibt in der Regel vollständig erhalten, und der Alltag wird dadurch nicht eingeschränkt.
Nur selten führt eine Doppelniere zu Problemen. Das kann zum Beispiel dann der Fall sein, wenn einer der beiden Harnleiter verengt ist oder ungewöhnlich in die Blase mündet. In solchen Situationen kann es zu einem Rückstau von Urin, wiederkehrenden Harnwegsinfekten oder einer gestörten Entleerung der Niere kommen. Auch eine sogenannte „Harnleiterduplikatur“ – also zwei Harnleiter auf einer Seite – ist möglich, ohne dass dies Beschwerden macht.
Wann ist eine Behandlung nötig?
Solange die Doppelnieren keine Symptome verursacht, besteht kein Grund zur Sorge und auch kein Anlass für eine Therapie. Erst wenn Beschwerden wie wiederkehrende Infektionen, Schmerzen im Bereich der Flanke oder eine Beeinträchtigung der Nierenfunktion auftreten, wird genauer untersucht, ob die Doppelniere damit zusammenhängt.
In seltenen Fällen kann eine Operation nötig sein, etwa wenn einer der Harnleiter dauerhaft blockiert ist oder der Urinfluss gestört bleibt. Die Behandlung richtet sich dann nach den genauen Beschwerden und dem Schweregrad der Veränderung. Meist genügt es, die Situation regelmäßig zu kontrollieren.
Wie wird eine Doppelnieren festgestellt?
Häufig wird die Diagnose durch eine Ultraschalluntersuchung gestellt. Dabei erkennt die Ärztin oder der Arzt, dass eine Niere aus zwei getrennten Anteilen besteht oder zwei Harnleiter sichtbar sind. In manchen Fällen kommen weitere bildgebende Verfahren wie eine Röntgenuntersuchung mit Kontrastmittel oder eine Magnetresonanztomografie (MRT) zum Einsatz, um die genaue Anatomie darzustellen.
Gerade bei Kindern wird eine Doppelniere oft schon früh entdeckt, weil heute viele Ultraschalluntersuchungen im Rahmen der Vorsorge durchgeführt werden. Bei Erwachsenen bleibt sie dagegen meist unbemerkt, solange keine Beschwerden vorliegen.
Was sollte beachtet werden?
Eine Doppelnieren ist in den allermeisten Fällen eine harmlose Besonderheit, die keine Einschränkung für das Leben bedeutet. Nur wenn Beschwerden auftreten oder die Nierenfunktion beeinträchtigt ist, wird eine weitere Abklärung nötig. Regelmäßige Kontrollen beim Hausarzt oder Urologen sind dann sinnvoll, um mögliche Veränderungen frühzeitig zu erkennen.
Die Doppelniere ist also meist eine zufällige Entdeckung ohne Krankheitswert. Sie zeigt, wie vielfältig die Natur den menschlichen Körper gestalten kann – und dass nicht jede Abweichung von der „Norm“ gleich ein Grund zur Sorge sein muss.