Eine Distorsion bezeichnet eine Überdehnung oder Verstauchung von Bändern, Kapseln oder Gelenken, die meist durch eine plötzliche, unnatürliche Bewegung entsteht. Dabei werden die stabilisierenden Strukturen eines Gelenks kurzzeitig über das normale Maß hinaus belastet, ohne dass es zu einem Knochenbruch kommt.
Was genau passiert bei einer Distorsion?
Typischerweise tritt eine Distorsion auf, wenn ein Gelenk ruckartig verdreht oder überstreckt wird. Besonders häufig betroffen sind Sprunggelenk, Knie, Handgelenk oder Finger. Im Alltag passiert das oft beim Sport, beim Umknicken auf unebenem Boden oder durch einen Sturz. Die Bänder, die das Gelenk führen und stabilisieren, werden dabei stark beansprucht. Es kann zu kleinen Einrissen im Bindegewebe kommen, manchmal auch zu Blutergüssen und Schwellungen. Die Knochen bleiben jedoch unversehrt.
Symptome und typische Beschwerden
Eine Verstauchung macht sich meist unmittelbar bemerkbar. Direkt nach dem Unfall tritt ein stechender oder ziehender Schmerz im betroffenen Bereich auf. Das Gelenk schwillt an, fühlt sich warm an und kann sich verfärben, weil kleine Blutgefäße verletzt wurden. Häufig lässt sich das Gelenk nur noch eingeschränkt bewegen, manchmal ist auch ein Knacken oder Reißen zu spüren gewesen. In den ersten Stunden verstärken sich die Schwellung und der Schmerz oft noch, besonders wenn das Gelenk weiter belastet wird.
Ist eine Distorsion gefährlich?
Viele Menschen sind verunsichert, wenn sie den Begriff Distorsion im Arztbrief lesen. Eine Verstauchung ist zwar schmerzhaft und kann im Alltag einschränken, in den meisten Fällen jedoch nicht gefährlich. Die Strukturen im Gelenk sind zwar verletzt, aber in der Regel nicht dauerhaft geschädigt. Komplikationen entstehen meist nur, wenn die Distorsion nicht richtig behandelt oder das Gelenk zu früh wieder belastet wird. In sehr seltenen Fällen kann es zu einer Instabilität kommen, wenn die Bänder stark eingerissen oder sogar komplett gerissen sind. Dann ist manchmal eine weiterführende Behandlung nötig.
Wie stellt der Arzt die Diagnose?
Die Diagnose stützt sich vor allem auf die Schilderung des Unfallhergangs und die körperliche Untersuchung. Ärztinnen und Ärzte tasten das betroffene Gelenk ab, prüfen die Beweglichkeit und achten auf Schwellungen oder Blutergüsse. In den meisten Fällen reicht das bereits aus, um eine Distorsion festzustellen. Um sicherzugehen, dass kein Knochenbruch oder eine schwerere Bandverletzung vorliegt, wird manchmal eine Röntgenaufnahme gemacht. Bei unklaren Befunden oder sehr starken Schmerzen kann auch eine Ultraschalluntersuchung oder ein MRT sinnvoll sein.
Behandlung und was du selbst tun kannst
Bei einer einfachen Distorsion steht die Entlastung des Gelenks im Vordergrund. Direkt nach dem Unfall helfen einfache Sofortmaßnahmen: das betroffene Gelenk kühlen, hochlagern und möglichst ruhigstellen. Ein leichter Druckverband kann die Schwellung begrenzen. In den ersten Tagen sollte das Gelenk nicht belastet werden, aber eine vollständige Ruhigstellung über längere Zeit ist meist nicht nötig. Sobald die Schmerzen nachlassen, ist es sinnvoll, das Gelenk vorsichtig wieder zu bewegen, um die Muskulatur zu erhalten und die Heilung zu fördern.
Schmerzmittel wie Ibuprofen oder Paracetamol können die Beschwerden lindern. Bei stärkeren Verletzungen oder anhaltenden Schmerzen kann eine Physiotherapie helfen, die Beweglichkeit wiederherzustellen und das Gelenk zu stabilisieren. Nur bei schweren Bandverletzungen oder Instabilität ist eine Operation erforderlich – das ist aber selten nötig.
Wie lange dauert die Heilung?
In den meisten Fällen heilt eine Distorsion innerhalb von ein bis drei Wochen vollständig aus. Leichte Verstauchungen sind oft schon nach einigen Tagen deutlich besser. Bei schwereren Formen, wenn Bänder angerissen sind, kann die Heilung auch vier bis sechs Wochen dauern. Wichtig ist, das Gelenk nicht zu früh wieder voll zu belasten, um erneute Verletzungen zu vermeiden. Ein gezieltes Aufbautraining unterstützt die Rückkehr zur normalen Beweglichkeit.
Was lässt sich zur Vorbeugung tun?
Verstauchungen lassen sich nicht immer verhindern, aber ein paar Maßnahmen senken das Risiko. Gut trainierte Muskulatur und Koordination schützen die Gelenke vor unnatürlichen Bewegungen. Das gilt besonders für Sportarten mit schnellen Richtungswechseln oder Sprüngen. Rutschfeste Schuhe und ein aufmerksames Gehen auf unebenem Untergrund helfen ebenfalls. Wer schon einmal eine Distorsion hatte, kann mit speziellen Bandagen oder Tapes das betroffene Gelenk zusätzlich stützen, vor allem bei sportlichen Aktivitäten.
Eine Distorsion ist also eine häufige und meist harmlose Verletzung, die mit etwas Geduld und den richtigen Maßnahmen gut ausheilt. Bei Unsicherheit, starken Schmerzen oder ungewöhnlicher Schwellung sollte jedoch immer ärztlicher Rat eingeholt werden, um schwerere Verletzungen auszuschließen.