Dissektion – Wenn die Gefäßwand einreißt

Dissektion – Wenn die Gefäßwand einreißt

18.09.2025

PD Dr. med. Witold Polanski

Eine Dissektion bezeichnet in der Medizin das Einreißen oder Aufspalten der Wand eines Blutgefäßes, meist einer Arterie, wodurch sich Blut zwischen den Wandschichten ansammelt und so das Gefäß verengen oder sogar verschließen kann.

Wie entsteht eine Dissektion?

Normalerweise sind die Wände großer Blutgefäße, wie der Hauptschlagader oder Halsarterien, stabil und elastisch. Bei einer Dissektion reißt die innerste Schicht dieser Gefäßwand ein. Durch diesen Riss dringt Blut in die Gefäßwand ein und schiebt die Schichten auseinander. Es bildet sich ein sogenanntes „falsches Lumen“ – eine Art zweiter Kanal neben dem eigentlichen Blutstrom. Das kann dazu führen, dass das Gefäß an dieser Stelle eingeengt wird und weniger Blut hindurchfließt.

Solche Einrisse entstehen manchmal durch Verletzungen, etwa bei einem Unfall oder einer starken ruckartigen Bewegung des Kopfes. In anderen Fällen tritt eine Dissektion ohne erkennbaren Auslöser auf, zum Beispiel bei bestimmten Bindegewebserkrankungen oder durch einen hohen Blutdruck, der die Gefäßwände stark belastet.

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Welche Gefäße sind betroffen?

Am häufigsten betreffen Dissektionen große Arterien, wie die Aorta (Hauptschlagader) oder die Halsschlagadern (Arteria carotis) und Wirbelarterien (Arteria vertebralis), die das Gehirn mit Blut versorgen. Seltener können auch andere Gefäße betroffen sein, etwa in Bauch oder Beinen.

Eine spezielle Form ist die Aortendissektion, bei der der Einriss in der Wand der Hauptschlagader auftritt. Das ist ein medizinischer Notfall, weil große Blutmengen in die Gefäßwand eindringen können und eine akute Lebensgefahr besteht.

Symptome und Beschwerden

Die Beschwerden hängen stark davon ab, welches Gefäß betroffen ist und wie ausgeprägt die Dissektion ist. Typisch sind plötzlich einsetzende, sehr starke Schmerzen. Bei einer Aortendissektion werden diese meist als reißend oder schneidend beschrieben und strahlen oft in Rücken, Brust oder Bauch aus.

Ist eine Halsarterie betroffen, kann es zu Kopfschmerzen, Gesichtsschmerzen, Sehstörungen oder sogar zu einem Schlaganfall kommen, wenn das Gehirn nicht mehr ausreichend mit Blut versorgt wird. Manchmal treten auch Lähmungen, Sprachprobleme oder andere Ausfälle auf, je nachdem, welcher Bereich betroffen ist.

In manchen Fällen verläuft eine Dissektion auch unbemerkt oder sehr mild, sodass die Diagnose erst zufällig gestellt wird.

Ist eine Dissektion gefährlich?

Ob eine Dissektion gefährlich ist, hängt von verschiedenen Faktoren ab. Besonders bei der Aortendissektion besteht eine akute Lebensgefahr, weil die Hauptschlagader reißen kann und es zu schweren inneren Blutungen kommt. Hier ist eine schnelle medizinische Behandlung lebenswichtig.

Dissektionen der Hals- oder Wirbelarterien können das Risiko für einen Schlaganfall erhöhen, weil Blutgerinnsel entstehen und ins Gehirn gelangen können. Auch hier ist eine rasche Diagnose und Behandlung entscheidend, um Folgeschäden zu verhindern.

Nicht jede Dissektion führt automatisch zu schwerwiegenden Komplikationen. In manchen Fällen heilt der Einriss von selbst wieder ab, ohne dass größere Probleme entstehen. Trotzdem sollte jede Dissektion ernst genommen und von Fachleuten überwacht werden.

Wie wird eine Dissektion festgestellt?

Die Diagnose erfolgt meist mit bildgebenden Verfahren. Ein CT (Computertomografie), MRT (Magnetresonanztomografie) oder eine Ultraschalluntersuchung zeigen, ob sich Blut in der Gefäßwand angesammelt hat und wie stark das Gefäß eingeengt ist. Häufig werden Kontrastmittel eingesetzt, um die Blutgefäße besser sichtbar zu machen.

Gerade bei plötzlichen, ungewöhnlichen Schmerzen oder neurologischen Ausfällen ist es wichtig, schnell eine Ärztin oder einen Arzt aufzusuchen, damit die Ursache abgeklärt werden kann.

Behandlungsmöglichkeiten

Die Therapie richtet sich danach, welches Gefäß betroffen ist, wie groß der Einriss ist und ob bereits Komplikationen aufgetreten sind. Bei einer Aortendissektion ist oft eine Operation notwendig, um das Gefäß zu stabilisieren und Blutungen zu stoppen. In manchen Fällen kann auch ein sogenannter Stent, eine Gefäßstütze, eingesetzt werden.

Dissektionen der Hals- oder Wirbelarterien werden häufig mit Medikamenten behandelt, die das Blut „dünnflüssiger“ machen. Dadurch soll verhindert werden, dass sich Gerinnsel bilden und zu einem Schlaganfall führen. Nur selten ist hier eine Operation nötig.

Die Prognose hängt stark davon ab, wie schnell die Dissektion erkannt und behandelt wird. Viele Menschen erholen sich nach einer rechtzeitigen Therapie gut, können aber in manchen Fällen mit Folgeschäden rechnen, vor allem wenn das Gehirn betroffen war.

Was bedeutet eine Dissektion für den Alltag?

Nach einer Dissektion ist in der Regel eine engmaschige Kontrolle durch Fachärztinnen und -ärzte notwendig. Oft wird empfohlen, körperliche Belastungen zu vermeiden, die den Blutdruck stark ansteigen lassen. Je nach betroffener Arterie können weitere Maßnahmen wie eine Anpassung der Medikamente oder eine spezielle Rehabilitation sinnvoll sein.

Viele Betroffene sorgen sich, ob eine Dissektion erneut auftreten kann. Tatsächlich ist das Risiko bei bestimmten Vorerkrankungen oder genetischer Veranlagung erhöht, aber in den meisten Fällen bleibt es bei einem einmaligen Ereignis. Eine gesunde Lebensweise, regelmäßige Kontrollen und das Vermeiden von Risikofaktoren wie Bluthochdruck unterstützen die Vorbeugung.

Umgang mit Ängsten und Unsicherheiten

Eine Diagnose wie „Dissektion“ kann sehr beunruhigend wirken. Die Angst vor erneuten Beschwerden, vor einem Schlaganfall oder einer Operation ist verständlich. Es hilft, sich gut über die Erkrankung zu informieren und mit den behandelnden Fachleuten offen über Sorgen und Fragen zu sprechen. Viele Kliniken bieten Nachsorgeprogramme, Beratung oder auch psychologische Unterstützung an, um mit den Folgen und Ängsten besser umgehen zu können.

Das Wichtigste ist, bei neuen oder ungewöhnlichen Beschwerden nicht zu zögern und ärztlichen Rat einzuholen. Je früher eine Dissektion erkannt wird, desto besser sind die Behandlungsmöglichkeiten und die Aussichten auf eine gute Erholung.

BITTE BEACHTEN

Dieser Artikel dient ausschließlich der allgemeinen Information und kann nicht das persönliche Gespräch mit einer Ärztin oder einem Arzt ersetzen. Für eine individuelle Diagnose, Therapieempfehlung und Behandlung konsultieren Sie bitte immer medizinisches Fachpersonal.

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