Diagnose F33.1 – Alltag mit Depression

Diagnose F33.1 – Alltag mit Depression

07.08.2025

PD Dr. med. Witold Polanski

Was bedeutet F33.1?

F33.1 ist ein Diagnose-Code aus dem ICD-10-System, das weltweit zur einheitlichen Verschlüsselung von Krankheiten genutzt wird. Der Code F33 steht für eine „rezidivierende depressive Störung“, also wiederkehrende depressive Episoden. Die Ziffer 1 dahinter beschreibt, dass aktuell eine mittelgradige depressive Phase vorliegt.

Was steckt hinter der Diagnose?

Bei einer rezidivierenden depressiven Störung treten depressive Phasen nicht nur einmal im Leben auf, sondern wiederholt. Zwischen diesen Phasen kann es längere Zeiträume geben, in denen die Stimmung weitgehend stabil ist. Die Diagnose F33.1 bedeutet, dass aktuell eine depressive Episode mittleren Schweregrads besteht. Das heißt: Die Symptome sind stärker ausgeprägt als bei einer leichten Depression, aber nicht so schwer, dass sie als „schwergradig“ gelten würden.

Typische Beschwerden in dieser Phase sind anhaltende Niedergeschlagenheit, Interessenverlust, Antriebslosigkeit und häufig auch Schlafstörungen. Viele Betroffene fühlen sich erschöpft, können sich schlecht konzentrieren und empfinden selbst alltägliche Aufgaben als große Hürde. Körperliche Beschwerden wie Appetitmangel, Kopf- oder Rückenschmerzen können ebenfalls dazugehören.

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Häufige Fragen und Sorgen rund um F33.1

Die Diagnose wirft oft viele Fragen auf. Was bedeutet es, wenn Depressionen immer wiederkehren? Ist das jetzt eine chronische Erkrankung? Wie schwer ist eine mittelgradige Episode wirklich? Und kann so etwas überhaupt vollständig wieder verschwinden?

Eine rezidivierende depressive Störung beschreibt, dass die Depression nicht nur einmalig aufgetreten ist. Das kann verunsichern, weil es nach einer dauerhaften Erkrankung klingt. Allerdings muss das nicht bedeuten, dass die Beschwerden immer gleichbleibend oder dauerhaft bestehen. Viele erleben nach einer Episode längere Phasen ohne Symptome. Trotzdem besteht bei dieser Diagnose ein erhöhtes Risiko, dass weitere depressive Phasen folgen können.

Die mittelgradige Ausprägung heißt, dass die Symptome deutlich spürbar sind und den Alltag beeinträchtigen. Soziale Kontakte, Arbeit oder Hobbys werden oft zur Herausforderung. Trotzdem gibt es meist noch Phasen, in denen ein gewisses Maß an Aktivität möglich bleibt. Suizidgedanken können auftreten, sind aber seltener als bei schweren Episoden.

Was passiert nach der Diagnose?

Nach der Diagnose steht zunächst die genaue Einschätzung im Vordergrund: Wie stark sind die Symptome? Gibt es körperliche Ursachen oder Begleiterkrankungen? Manchmal kommen standardisierte Fragebögen oder Gespräche zum Einsatz, um die Ausprägung der Depression besser zu erfassen.

Oft ist es hilfreich, sich gemeinsam mit einer Fachperson einen Überblick zu verschaffen: Welche Auslöser gab es? Wie haben sich frühere Episoden entwickelt? Gibt es unterstützende Faktoren im Umfeld? Das Ziel ist, einen individuellen Behandlungsplan zu erstellen, der auf die aktuelle Situation zugeschnitten ist.

Behandlungsmöglichkeiten bei mittelgradiger Depression

Bei einer mittelgradigen depressiven Episode stehen zwei Ansätze im Mittelpunkt: Psychotherapie und – wenn nötig – medikamentöse Behandlung. Häufig wird eine Gesprächstherapie empfohlen, etwa eine kognitive Verhaltenstherapie oder tiefenpsychologisch fundierte Therapie. Hier geht es darum, belastende Denkmuster zu erkennen, neue Bewältigungsstrategien zu entwickeln und schrittweise wieder mehr Aktivität und Lebensfreude zu gewinnen.

Wenn die Beschwerden stark ausgeprägt sind oder auf eine alleinige Psychotherapie nicht ausreichend ansprechen, können Antidepressiva sinnvoll sein. Sie wirken auf Botenstoffe im Gehirn und helfen, die Stimmung zu stabilisieren. Die Entscheidung für oder gegen Medikamente wird immer gemeinsam mit einer Ärztin oder einem Arzt getroffen, je nach individueller Situation und Vorgeschichte.

Zusätzlich können unterstützende Maßnahmen helfen: Bewegung, Tagesstruktur, soziale Kontakte und kleine, erreichbare Ziele im Alltag fördern die Stabilisierung. Wichtig ist, sich nicht unter Druck zu setzen – jeder Schritt zählt, auch wenn er klein erscheint.

Leben mit einer rezidivierenden Depression

Die Vorstellung, immer wieder mit Depressionen zu kämpfen, kann belastend sein. Viele fragen sich, ob sie jemals wieder „ganz gesund“ werden oder ob sie für immer mit Rückfällen rechnen müssen. Es gibt keine einfache Antwort darauf, denn der Verlauf ist von Mensch zu Mensch unterschiedlich. Viele erleben nach einer Behandlung längere stabile Phasen, in denen die Depression keine Rolle spielt. Andere müssen lernen, mit einem erhöhten Rückfallrisiko umzugehen und frühzeitig Warnzeichen zu erkennen.

Wichtig ist, sich Unterstützung zu holen und offen über die Erkrankung zu sprechen – mit Ärztinnen, Therapeutinnen, aber auch mit vertrauten Menschen im Umfeld. Depression ist eine ernstzunehmende, aber gut behandelbare Erkrankung. Mit dem richtigen Wissen und einer guten Begleitung gibt es sehr gute Chancen, den Alltag wieder zu meistern und neue Lebensfreude zu entwickeln.

Was hilft im Alltag?

Kleine Routinen, regelmäßige Bewegung und soziale Kontakte können helfen, die Stimmung zu stabilisieren. Auch wenn es schwerfällt, lohnt es sich, den Tag zu strukturieren und kleine Erfolgserlebnisse zu suchen. Es ist keine Schwäche, sich Hilfe zu holen – im Gegenteil: Das ist ein wichtiger Schritt auf dem Weg zur Besserung.

Die Diagnose F33.1 beschreibt eine aktuelle, mittelgradige depressive Episode im Rahmen einer wiederkehrenden depressiven Störung. Sie ist kein Endpunkt, sondern ein Startpunkt für gezielte Unterstützung und neue Wege aus der Krise.

BITTE BEACHTEN

Dieser Artikel dient ausschließlich der allgemeinen Information und kann nicht das persönliche Gespräch mit einer Ärztin oder einem Arzt ersetzen. Für eine individuelle Diagnose, Therapieempfehlung und Behandlung konsultieren Sie bitte immer medizinisches Fachpersonal.

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