Was sind Dermatome?
Dermatome sind Hautareale, die jeweils von einem einzelnen Rückenmarksnerv versorgt werden. Jeder dieser Nerven leitet Empfindungen wie Berührung, Schmerz oder Temperatur aus einem bestimmten Abschnitt der Haut zum Rückenmark und weiter ins Gehirn.
Aufbau und Bedeutung der Dermatome
Der menschliche Körper ist wie ein Mosaik aus vielen einzelnen Hautfeldern aufgebaut. Jedes dieser Felder steht in direkter Verbindung zu einem bestimmten Spinalnerv – das sind Nerven, die paarweise aus dem Rückenmark entspringen. Die Dermatome verlaufen dabei streifenförmig von der Wirbelsäule aus nach vorne und umschließen den Rumpf sowie die Gliedmaßen.
Diese Aufteilung ist nicht zufällig: Schon im Mutterleib entwickelt sich das Nervensystem nach einem bestimmten Bauplan, sodass die Versorgung der Haut in klar abgegrenzte Zonen gegliedert wird. Die Dermatome helfen Ärztinnen und Ärzten dabei, herauszufinden, welcher Abschnitt des Rückenmarks oder welcher Nerv möglicherweise geschädigt ist. Denn wenn an einer bestimmten Stelle der Haut Taubheit, Kribbeln oder Schmerzen auftreten, lässt sich anhand des betroffenen Dermatoms oft genau bestimmen, welcher Nerv betroffen sein könnte.
Dermatome im Alltag und in der Medizin
Im normalen Alltag sind sich die meisten Menschen dieser Einteilung gar nicht bewusst. Erst wenn Beschwerden wie Taubheitsgefühle, Missempfindungen oder Schmerzen in einem bestimmten Hautbereich auftreten, bekommt das Thema Bedeutung. Zum Beispiel kann ein Bandscheibenvorfall auf einen Spinalnerv drücken und dann typische Symptome in dem zugehörigen Dermatom auslösen. Auch bei Gürtelrose, einer Infektion mit dem Herpes-Zoster-Virus, zeigen sich die Bläschen meist exakt entlang eines oder mehrerer Dermatome.
Für die medizinische Diagnostik ist dieses Wissen sehr hilfreich. Wenn jemand über ein Taubheitsgefühl am äußeren Oberschenkel klagt, kann dies auf einen bestimmten Nerv hindeuten. So lassen sich Rückschlüsse ziehen, ob etwa ein Bandscheibenvorfall, eine Nervenentzündung oder eine andere Ursache vorliegt. Auch in der Schmerztherapie wird manchmal gezielt ein bestimmtes Dermatom betäubt, um Beschwerden zu lindern.
Wie sind Dermatome im Körper verteilt?
Die Dermatome verlaufen wie Gürtel oder Streifen über den Körper. Am Rumpf sind sie meist quer angeordnet, während sie an Armen und Beinen eher längs verlaufen. Jeder Spinalnerv ist dabei für ein bestimmtes Hautareal zuständig. Insgesamt gibt es 31 Paare dieser Nerven, die jeweils auf der linken und rechten Körperseite austreten. Die Dermatome werden von oben nach unten durchnummeriert – von den Halsnerven (C1 bis C8), über die Brustnerven (Th1 bis Th12), die Lendennerven (L1 bis L5) bis zu den Kreuzbeinnerven (S1 bis S5).
Die genauen Grenzen zwischen den Dermatomen sind allerdings nicht immer scharf gezogen. Es gibt Überlappungen, sodass ein kleiner Bereich der Haut von mehreren Nerven versorgt werden kann. Das sorgt dafür, dass ein Ausfall eines einzelnen Nervs meist nicht zu einem komplett tauben Hautbereich führt.
Wann spielen Dermatome eine Rolle?
Besonders bei Erkrankungen, die das Nervensystem betreffen, sind Dermatome wichtig. Dazu zählen etwa Bandscheibenvorfälle, Nervenverletzungen, Entzündungen oder Infektionen wie Gürtelrose. Auch nach Operationen an der Wirbelsäule oder bei bestimmten neurologischen Erkrankungen achten Ärztinnen und Ärzte auf Veränderungen in den Dermatomen. Sie testen dann zum Beispiel, ob Berührungen an bestimmten Hautstellen noch wahrgenommen werden oder ob es zu Empfindungsstörungen gekommen ist.
In der Schmerztherapie kann das Wissen um die Dermatome genutzt werden, um gezielt bestimmte Nerven zu blockieren und so Schmerzen zu lindern. Auch bei der Planung von Operationen oder bei der Lokalanästhesie ist die genaue Kenntnis der Dermatome hilfreich, um Komplikationen zu vermeiden.
Dermatome und ihre praktische Bedeutung
Für die meisten Menschen bleibt das Thema Dermatome im Alltag unsichtbar. Erst bei bestimmten Beschwerden oder im Rahmen einer neurologischen Untersuchung taucht der Begriff auf. Dann hilft die Einteilung der Haut in Dermatome dabei, die Ursache von Symptomen besser einzugrenzen. Wer also in einem Arztbrief oder Befund den Begriff „Dermatom“ liest, weiß nun: Gemeint ist ein klar abgegrenztes Hautareal, das mit einem bestimmten Nervenstrang verbunden ist. Das kann wichtige Hinweise darauf geben, wo im Nervensystem eine Störung vorliegt.