Ein Defibrillator ist ein medizinisches Gerät, das durch gezielte Stromstöße gefährliche Herzrhythmusstörungen wie Kammerflimmern oder lebensbedrohliche Tachykardien beenden kann. Er gehört zu den wichtigsten Instrumenten der modernen Notfallmedizin. Denn bei einem plötzlichen Herzstillstand kann ein Defibrillator den entscheidenden Unterschied zwischen Leben und Tod machen.
Wie funktioniert ein Defibrillator?
Damit das Herz Blut durch den Körper pumpen kann, muss es regelmäßig und rhythmisch schlagen. Wenn dieser Rhythmus aus dem Takt gerät, etwa bei Kammerflimmern, zuckt das Herz nur noch unkoordiniert. Es pumpt kein Blut mehr, und innerhalb weniger Minuten droht ein Kreislaufstillstand.
Hier kommt der Defibrillator zum Einsatz. Das Gerät gibt einen kurzen, starken Stromimpuls ab, der die elektrische Aktivität des Herzens „zurücksetzt“. Nach diesem Impuls kann das Herz seinen normalen Takt wieder aufnehmen.
Diese Methode ist kein „Wiederbeleben durch Stromstoß“, wie oft angenommen wird, sondern ein kontrollierter Neustart des Herzrhythmus. In Kombination mit einer Herzdruckmassage kann der Defibrillator die Überlebenschance um das Zwei- bis Dreifache erhöhen – vorausgesetzt, er wird innerhalb der ersten Minuten angewendet.
Welche Arten von Defibrillatoren gibt es?
Nicht alle Defibrillatoren sind gleich. Man unterscheidet im Wesentlichen drei Typen:
1. Automatisierte externe Defibrillatoren (AED)
Diese Geräte sind an vielen öffentlichen Orten zu finden, etwa in Bahnhöfen, Flughäfen, Sporthallen oder Einkaufszentren. Sie sind so konzipiert, dass auch Laien sie sicher bedienen können. Nach dem Einschalten gibt der AED deutliche Sprach- und Bildanweisungen. Er analysiert automatisch den Herzrhythmus und entscheidet selbst, ob ein Stromstoß notwendig ist. Nur dann wird die Schocktaste freigegeben. So ist ausgeschlossen, dass jemand versehentlich einen unnötigen Stromstoß auslöst. Diese Geräte sind lebenswichtig, denn jede Minute ohne Defibrillation senkt die Überlebenschance um etwa 10 Prozent. Frühzeitiges Handeln rettet Leben.
2. Implantierbare Defibrillatoren (ICD)
Ein implantierbarer Cardioverter-Defibrillator (ICD) wird Menschen eingesetzt, bei denen ein hohes Risiko für lebensbedrohliche Herzrhythmusstörungen besteht, etwa nach einem Herzinfarkt oder bei bestimmten Herzmuskelerkrankungen. Das Gerät wird operativ unterhalb des Schlüsselbeins eingesetzt und überwacht den Herzrhythmus rund um die Uhr. Wenn es eine gefährliche Störung erkennt, gibt es automatisch einen Stromstoß ab, um den normalen Rhythmus wiederherzustellen. ICDs sind heute sehr klein, zuverlässig und meist kaum spürbar. Sie können Leben retten, ohne dass die Träger aktiv etwas tun müssen.
3. Tragbare Defibrillator-Westen
Eine Defibrillator-Weste ist eine temporäre Lösung für Menschen, die vorübergehend gefährdet sind, aber (noch) kein Implantat erhalten können. Die Weste wird unter der Kleidung getragen und gibt im Notfall automatisch einen Stromstoß ab. Sie schützt, bis eine dauerhafte Therapie festgelegt wird.
Wann kommt ein Defibrillator zum Einsatz?
Ein Defibrillator wird immer dann eingesetzt, wenn das Herz so stark aus dem Rhythmus gerät, dass kein wirksamer Blutkreislauf mehr besteht. Typische Situationen sind plötzlicher Herztod, Kammerflimmern oder pulslose ventrikuläre Tachykardie.
In diesen Fällen zählt jede Sekunde. Wird innerhalb der ersten 3 bis 5 Minuten defibrilliert, liegt die Überlebensrate bei über 50 Prozent – ohne Defibrillator sinkt sie auf unter 10 Prozent.
Im Rettungsdienst, Krankenhaus oder bei Herzoperationen werden professionelle Defibrillatoren mit erweiterten Funktionen verwendet. Im Alltag übernehmen die AEDs diese Rolle – und sind bewusst so gestaltet, dass sie auch ohne medizinische Ausbildung sicher bedient werden können.
Was bedeutet ein Defibrillator für den Alltag?
Wer einen Defibrillator im öffentlichen Raum nutzt, muss keine Angst haben, etwas falsch zu machen. Die modernen AEDs sind so programmiert, dass sie nur dann einen Stromstoß abgeben, wenn es wirklich nötig ist. Sie führen Schritt für Schritt durch die Anwendung und sorgen dafür, dass keine Gefahr für die Helfenden besteht. Auch für Menschen mit einem implantierten Defibrillator ist der Alltag meist wenig eingeschränkt. Nach dem Eingriff gibt es eine kurze Erholungsphase, danach ist vieles wieder möglich – sogar Sport, natürlich nach Rücksprache mit dem Kardiologen.
Trotzdem kann die Vorstellung, ein solches Gerät im Körper zu tragen, verunsichern. Viele fragen sich, ob sie das Gerät spüren, ob es im Alltag stört oder ob es zu Fehlfunktionen kommen kann. In der Regel arbeitet der Defibrillator unauffällig. Bei Problemen oder Unsicherheiten hilft ein Gespräch mit dem behandelnden Team, um Ängste abzubauen und offene Fragen zu klären.
Sicherheit und Nebenwirkungen
Die Anwendung eines Defibrillators ist grundsätzlich sicher. Bei externen Geräten besteht für die Person, die hilft, keine Gefahr – vorausgesetzt, die Anweisungen werden befolgt. Der Stromstoß wirkt nur auf das Herz der betroffenen Person. Wer einen implantierbaren Defibrillator trägt, muss mit gelegentlichen Kontrollterminen rechnen. In seltenen Fällen kann es zu unangenehmen Empfindungen kommen, wenn das Gerät einen Stromstoß abgibt. Diese sind zwar erschreckend, aber nicht gefährlich und dienen dem Schutz vor lebensbedrohlichen Situationen.
Was tun bei Unsicherheiten?
Im Notfall zählt immer: Ruhe bewahren und den Anweisungen des Defibrillators folgen. Wer einen implantierten Defibrillator hat, sollte regelmäßig zu den empfohlenen Kontrollen gehen und bei ungewöhnlichen Symptomen Kontakt mit dem Behandlungsteam aufnehmen. Moderne Geräte speichern alle wichtigen Daten und helfen so, die Behandlung optimal anzupassen.
Ein Defibrillator ist heute ein wichtiger Baustein in der Notfallmedizin und kann Leben retten – sowohl im öffentlichen Raum als auch im persönlichen Alltag. Die Technik ist so entwickelt, dass sie sicher, zuverlässig und einfach zu handhaben ist.
Wissenschaftliche Quellen
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