Dallas Kriterien bei Herzmuskelentzündung

Dallas Kriterien bei Herzmuskelentzündung

PD Dr. med. Witold Polanski

Die Dallas Kriterien sind ein medizinisches Bewertungssystem, das zur Diagnose einer Herzmuskelentzündung (Myokarditis) anhand von Gewebeproben des Herzens verwendet wird. Entwickelt wurden diese Kriterien in den 1980er Jahren, um eine einheitliche Einschätzung bei der Untersuchung von Herzmuskelgewebe zu ermöglichen.

Was steckt hinter den Dallas Kriterien?

Wenn Ärztinnen oder Ärzte den Verdacht auf eine Myokarditis haben, also eine Entzündung des Herzmuskels, kann eine sogenannte Myokardbiopsie notwendig werden. Dabei wird eine kleine Gewebeprobe direkt aus dem Herzmuskel entnommen. Diese Probe wird anschließend unter dem Mikroskop untersucht. Die Dallas Kriterien beschreiben ganz genau, wie das Gewebe aussehen muss, damit die Diagnose „Myokarditis“ gestellt werden kann.

Im Mittelpunkt steht die Frage, ob und wie viele Entzündungszellen im Herzmuskel nachweisbar sind und ob diese Zellen Anzeichen von Gewebeschäden verursachen. Die Dallas Kriterien unterscheiden dabei zwischen einer „aktiven“ und einer „grenzwertigen“ (sogenannten „Borderline“) Myokarditis. Bei einer aktiven Form sind viele Entzündungszellen und deutliche Schäden am Herzmuskel zu erkennen. Bei der grenzwertigen Form finden sich zwar Entzündungszellen, aber keine eindeutigen Schäden am Gewebe.

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Warum sind diese Kriterien wichtig?

Die Diagnose einer Herzmuskelentzündung ist oft nicht einfach, weil die Beschwerden sehr unterschiedlich sein können. Manchmal treten nur leichte Symptome wie Müdigkeit oder ein Druckgefühl in der Brust auf, in anderen Fällen kann es zu Herzrhythmusstörungen oder sogar zu einer Herzschwäche kommen. Die Dallas Kriterien helfen dabei, eine möglichst genaue Diagnose zu stellen und Myokarditis von anderen Erkrankungen des Herzens abzugrenzen.

Gerade weil die Entscheidung über die Behandlung und den weiteren Verlauf davon abhängt, ob tatsächlich eine Entzündung vorliegt, ist eine standardisierte Beurteilung so wichtig. Die Dallas Kriterien geben Ärztinnen und Ärzten eine klare Orientierung, worauf sie bei der Untersuchung der Gewebeprobe achten müssen.

Grenzen der Dallas Kriterien

Mit der Zeit hat sich gezeigt, dass die Dallas Kriterien zwar ein wichtiger Schritt für die Diagnostik waren, aber auch gewisse Schwächen haben. Nicht immer sind die Veränderungen im Gewebe eindeutig zu erkennen. Zudem können entzündliche Prozesse im Herzmuskel manchmal nur in kleinen Bereichen auftreten, sodass sie bei der Entnahme der Probe übersehen werden. Moderne Untersuchungsmethoden, wie spezielle Färbetechniken oder molekulare Analysen, ergänzen deshalb heute häufig die klassische Beurteilung nach Dallas Kriterien.

Trotzdem werden die Dallas Kriterien weiterhin als Grundlage verwendet, insbesondere in wissenschaftlichen Studien oder bei der Auswertung von Myokardbiopsien.

Was bedeutet das für die eigene Situation?

Wer in einem Arztbrief oder Befund von einer Beurteilung nach Dallas Kriterien liest, hat meist eine Myokardbiopsie hinter sich. Das Ergebnis dieser Untersuchung kann Hinweise darauf geben, ob eine Herzmuskelentzündung vorliegt und wie ausgeprägt sie ist. Je nachdem, ob eine aktive oder nur eine grenzwertige Entzündung festgestellt wird, kann das die Entscheidung über weitere Therapieschritte beeinflussen.

Die Dallas Kriterien selbst sind jedoch kein Hinweis auf eine bestimmte Erkrankung, sondern beschreiben lediglich die Art und Weise, wie das entnommene Herzgewebe beurteilt wurde. Entscheidend ist immer das Zusammenspiel mit anderen Befunden und Symptomen. Die behandelnden Ärztinnen und Ärzte wägen alle Ergebnisse gemeinsam ab, bevor sie eine endgültige Diagnose stellen und das weitere Vorgehen besprechen.

Wer mehr über die Entnahme einer Gewebeprobe aus dem Herzmuskel erfahren möchte, findet weitere Informationen im Artikel zur Myokardbiopsie.

Zusammengefasst: Ein Hilfsmittel für die Diagnostik

Die Dallas Kriterien helfen, Entzündungen des Herzmuskels anhand von Gewebeproben einheitlich zu beurteilen. Sie sind vor allem dann relevant, wenn es darum geht, eine Myokarditis sicher nachzuweisen oder auszuschließen. Im Alltag kommen sie meist im Hintergrund zum Einsatz, spielen aber eine wichtige Rolle bei der Auswertung von Myokardbiopsien und der Planung der weiteren Behandlung.

BITTE BEACHTEN

Dieser Artikel dient ausschließlich der allgemeinen Information und kann nicht das persönliche Gespräch mit einer Ärztin oder einem Arzt ersetzen. Für eine individuelle Diagnose, Therapieempfehlung und Behandlung konsultieren Sie bitte immer medizinisches Fachpersonal.

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