Clostridium – Gefährlich oder ungefährlich?

Clostridium – Gefährlich oder ungefährlich?

24.09.2025

PD Dr. med. Witold Polanski

Clostridium ist der Name einer Gruppe von Bakterien, die natürlicherweise im Boden, im Wasser und auch im menschlichen Darm vorkommen können.

Was steckt hinter dem Begriff?

Der Begriff stammt aus der Mikrobiologie und beschreibt eine ganze Gattung von Bakterien, die viele verschiedene Arten umfasst. Diese Bakterien sind einzellige Lebewesen, die sich unter bestimmten Bedingungen stark vermehren können. Besonders charakteristisch ist, dass Clostridien – so werden sie im Deutschen oft genannt – ohne Sauerstoff leben können. Sie gehören zu den sogenannten anaeroben Bakterien.

Im medizinischen Kontext taucht der Name häufig in Laborbefunden, Arztbriefen oder bei der Beschreibung von Infektionen auf. Einige Arten dieser Bakterien sind harmlos und sogar Teil der natürlichen Darmflora. Andere können allerdings Krankheiten verursachen, wenn sie sich unkontrolliert ausbreiten oder in Bereiche des Körpers gelangen, in denen sie eigentlich nichts zu suchen haben.

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Welche Arten gibt es und warum sind sie wichtig?

Von der Gattung Clostridium sind über 200 verschiedene Arten bekannt. Nicht alle sind für Menschen bedeutsam. Einige wenige Vertreter sind jedoch in der Medizin besonders relevant, weil sie schwere Infektionen auslösen können. Dazu zählen zum Beispiel Clostridium difficile, Clostridium perfringens, Clostridium tetani und Clostridium botulinum.

Clostridium difficile ist zum Beispiel bekannt dafür, Durchfallerkrankungen zu verursachen – vor allem nach einer Behandlung mit Antibiotika. Clostridium perfringens kann Wundinfektionen und eine spezielle Form der Lebensmittelvergiftung hervorrufen. Clostridium tetani ist der Erreger des Wundstarrkrampfs (Tetanus), während Clostridium botulinum das gefürchtete Botulinumtoxin bildet, das zu einer lebensbedrohlichen Lebensmittelvergiftung führen kann.

Bedeutung für die Gesundheit

Nicht jedes Vorkommen von Clostridien ist automatisch ein Grund zur Sorge. Viele Menschen tragen diese Bakterien im Darm, ohne Beschwerden zu haben. Problematisch wird es meist erst dann, wenn das Gleichgewicht im Körper gestört ist – zum Beispiel nach einer Operation, bei schweren Verletzungen oder wenn das Immunsystem geschwächt ist.

Bestimmte Arten können unter ungünstigen Bedingungen Infektionen auslösen. Typisch sind zum Beispiel schwere Durchfälle nach Antibiotika-Einnahme, wenn schützende Darmbakterien abgetötet wurden und Clostridium difficile sich stark vermehrt. Auch nach Verletzungen, bei denen Erde oder Schmutz in die Wunde gelangt, können Clostridien gefährliche Infektionen verursachen.

Die meisten Infektionen mit Clostridium-Arten sind selten, können aber schwer verlaufen. Sie erfordern eine gezielte medizinische Behandlung, weil einige Arten Giftstoffe (Toxine) bilden, die den Körper stark belasten oder sogar lebensbedrohlich werden können.

Wie werden Clostridien nachgewiesen?

Der Nachweis erfolgt meist im Labor, entweder durch eine Stuhlprobe, eine Blutuntersuchung oder durch die Analyse von Wundsekreten. Im Befund steht dann zum Beispiel „Clostridium difficile nachgewiesen“ oder „kein Clostridium perfringens gefunden“. Die genaue Art der Untersuchung hängt davon ab, welche Beschwerden bestehen und welche Form der Infektion vermutet wird.

Nicht jeder Nachweis bedeutet eine Erkrankung. Gerade im Darm können Clostridien auch bei gesunden Menschen vorkommen. Erst wenn Beschwerden wie Durchfall, Fieber oder starke Schmerzen auftreten, besteht ein Verdacht auf eine Infektion, die behandelt werden muss.

Was tun bei einer Infektion?

Die Therapie hängt davon ab, welche Art von Clostridium für die Beschwerden verantwortlich ist. Bei Clostridium-difficile-Infektionen kommen spezielle Antibiotika zum Einsatz, die gezielt gegen diese Bakterien wirken. Bei schweren Wundinfektionen, wie sie Clostridium perfringens hervorrufen kann, sind oft eine rasche chirurgische Behandlung und eine gezielte Antibiotikatherapie nötig.

Schnelles Handeln ist bei bestimmten Clostridien-Infektionen entscheidend. Gerade Tetanus oder Botulismus können lebensgefährlich verlaufen, wenn sie nicht rechtzeitig erkannt und behandelt werden. Hier ist eine sofortige medizinische Versorgung nötig.

Vorbeugung ist möglich: Eine gute Wundhygiene, das sachgerechte Lagern und Zubereiten von Lebensmitteln und – im Fall von Tetanus – eine Impfung sind wichtige Schutzmaßnahmen. Besonders nach Antibiotika-Einnahme sollte auf mögliche Durchfälle geachtet werden, um eine Clostridium-difficile-Infektion frühzeitig zu erkennen.

Kurz zusammengefasst

Clostridium steht für eine Gruppe von Bakterien, die sowohl harmlos als auch gefährlich sein können. Entscheidend ist, um welche Art es sich handelt und in welchem Zusammenhang sie im Befund auftaucht. Nicht jedes Vorkommen ist ein Grund zur Sorge, aber bei bestimmten Beschwerden oder bei einem Nachweis in Verbindung mit Symptomen sollte medizinischer Rat eingeholt werden.

BITTE BEACHTEN

Dieser Artikel dient ausschließlich der allgemeinen Information und kann nicht das persönliche Gespräch mit einer Ärztin oder einem Arzt ersetzen. Für eine individuelle Diagnose, Therapieempfehlung und Behandlung konsultieren Sie bitte immer medizinisches Fachpersonal.

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