Calprotectin erhöht – Was steckt dahinter?

Calprotectin erhöht – Was steckt dahinter?

PD Dr. med. Witold Polanski

Calprotectin ist ein Eiweiß, das im Körper vor allem in bestimmten Immunzellen vorkommt und häufig als Laborwert im Stuhl gemessen wird, um Entzündungen im Darm zu erkennen.

Was steckt hinter dem Begriff?

Im menschlichen Körper übernehmen viele Eiweiße ganz bestimmte Aufgaben. Calprotectin gehört zu den sogenannten Entzündungsmarkern. Es wird vor allem von weißen Blutkörperchen – genauer gesagt, von sogenannten neutrophilen Granulozyten – gebildet. Diese Zellen sind Teil des Immunsystems und werden immer dann aktiv, wenn irgendwo im Körper eine Entzündung entsteht. Gelangen sie in den Darm, setzen sie Calprotectin frei. Das Eiweiß wird dann mit dem Stuhl ausgeschieden. Deshalb lässt sich Calprotectin im Stuhl messen und gibt Hinweise darauf, ob im Darm gerade eine Entzündung abläuft.

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Calprotectin im Stuhl – was zeigt der Wert an?

Wird im Labor eine Stuhlprobe auf Calprotectin untersucht, sucht man nach erhöhten Werten, die auf eine Entzündung im Verdauungstrakt hindeuten könnten. Besonders nützlich ist dieser Test, wenn Beschwerden wie anhaltender Durchfall, Bauchschmerzen oder Blut im Stuhl auftreten. Ein erhöhter Calprotectin-Wert bedeutet nicht automatisch eine schwere Erkrankung, zeigt aber, dass im Darm eine Entzündungsreaktion stattfindet.

Typische Situationen, in denen der Wert bestimmt wird, sind zum Beispiel der Verdacht auf chronisch-entzündliche Darmerkrankungen wie Morbus Crohn oder Colitis ulcerosa. Auch bei Reizdarm-Beschwerden kann der Test helfen, denn bei einem Reizdarmsyndrom ist Calprotectin meist nicht erhöht. So hilft der Wert dabei, zwischen harmlosen und behandlungsbedürftigen Ursachen für Beschwerden zu unterscheiden.

Was bedeutet ein erhöhter Calprotectin-Wert?

Wenn das Labor einen erhöhten Calprotectin-Wert im Stuhl meldet, fragen sich viele Menschen, wie schlimm das ist und was dahinterstecken kann. Ein hoher Wert zeigt, dass im Darm gerade viele Immunzellen aktiv sind – also irgendwo eine Entzündung läuft. Das kann verschiedene Ursachen haben. Chronisch-entzündliche Darmerkrankungen sind eine Möglichkeit, aber auch Infektionen, Polypen oder sogar die Einnahme bestimmter Medikamente können den Wert steigen lassen.

Nicht immer steckt eine ernste Erkrankung dahinter. Auch eine harmlose Magen-Darm-Infektion oder eine vorübergehende Reizung können zu einem Anstieg führen. Ein einzelner Wert reicht deshalb meist nicht aus, um eine Diagnose zu stellen. Oft wird der Test wiederholt oder mit weiteren Untersuchungen kombiniert, um die genaue Ursache zu finden.

Typische Fragen und Sorgen rund um Calprotectin

Viele Menschen sind verunsichert, wenn sie zum ersten Mal von Calprotectin hören oder einen erhöhten Wert im Befund lesen. Was bedeutet das jetzt konkret? Muss sofort mit einer schweren Erkrankung gerechnet werden? Wie geht es weiter, wenn der Wert auffällig ist?

Wichtig zu wissen: Ein erhöhter Calprotectin-Wert ist zunächst ein Hinweis, aber keine endgültige Diagnose. Manchmal sind die Werte nur leicht erhöht und normalisieren sich von selbst wieder. Erst wenn der Wert über längere Zeit hoch bleibt oder sehr deutlich ansteigt, wird genauer nach der Ursache gesucht. Ärztinnen und Ärzte berücksichtigen dabei immer auch die Beschwerden, andere Laborwerte und die Vorgeschichte.

Wie läuft die Untersuchung ab?

Für den Calprotectin-Test wird eine kleine Stuhlprobe benötigt. Diese kann meist zu Hause entnommen und im Labor abgegeben werden. Die Auswertung dauert in der Regel wenige Tage. Der Wert wird in Milligramm pro Kilogramm Stuhl angegeben. Je nach Labor können die Referenzbereiche leicht variieren, doch meist gilt: Werte unter 50 Mikrogramm pro Gramm gelten als unauffällig, ab etwa 50 bis 200 beginnt der Graubereich, darüber spricht man von auffällig erhöhten Werten.

Was passiert bei auffälligem Calprotectin?

Fällt der Wert deutlich aus dem Rahmen, folgen oft weitere Untersuchungen. Dazu gehören zum Beispiel eine ausführliche Befragung zu den Beschwerden, manchmal eine Blutuntersuchung und in bestimmten Fällen eine Darmspiegelung. Ziel ist es, die Ursache für die Entzündung zu finden und gezielt zu behandeln. Bei chronisch-entzündlichen Darmerkrankungen wird der Calprotectin-Wert auch genutzt, um den Verlauf zu überwachen und das Ansprechen auf Therapien zu kontrollieren.

Wann ist der Wert wieder normal?

Nicht jede Erhöhung ist dauerhaft. Nach einer Infektion oder einer kurzfristigen Reizung kann der Calprotectin-Wert oft schon nach wenigen Wochen wieder sinken. Bei chronischen Erkrankungen schwankt er je nach Entzündungsaktivität. Eine gezielte Behandlung der zugrunde liegenden Ursache – etwa durch Medikamente, Ernährungsumstellung oder andere Maßnahmen – kann dazu beitragen, dass sich der Wert wieder normalisiert.

Calprotectin ist damit ein hilfreicher Marker, um entzündliche Prozesse im Darm frühzeitig zu erkennen, zu überwachen und von anderen Ursachen für Beschwerden abzugrenzen. Ein einzelner Wert ist jedoch immer nur ein Puzzlestück im Gesamtbild und sollte gemeinsam mit einer Fachperson besprochen werden.

BITTE BEACHTEN

Dieser Artikel dient ausschließlich der allgemeinen Information und kann nicht das persönliche Gespräch mit einer Ärztin oder einem Arzt ersetzen. Für eine individuelle Diagnose, Therapieempfehlung und Behandlung konsultieren Sie bitte immer medizinisches Fachpersonal.

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