Bulimie – Wenn Essen zum Zwang wird

Bulimie – Wenn Essen zum Zwang wird

01.12.2025

PD Dr. med. Witold Polanski

Bulimie bedeutet, dass jemand wiederholt Essanfälle hat und anschließend versucht, das Gegessene durch Erbrechen, Fasten oder andere Maßnahmen wieder loszuwerden. Die Erkrankung wird auch als Bulimia nervosa bezeichnet und zählt zu den sogenannten Essstörungen.

Was steckt hinter der Diagnose?

Wer an Bulimie leidet, erlebt immer wieder Phasen, in denen sehr große Mengen an Nahrungsmitteln in kurzer Zeit gegessen werden. Diese Essanfälle geschehen oft heimlich und gehen mit dem Gefühl einher, die Kontrolle über das eigene Essverhalten zu verlieren. Direkt danach folgt meist ein starker Drang, das Gegessene möglichst schnell wieder loszuwerden. Das geschieht häufig durch absichtliches Erbrechen, aber auch durch den Missbrauch von Abführmitteln, extremen Sport oder längeres Hungern.

Im Gegensatz zur Magersucht bleibt das Körpergewicht bei Bulimie oft im Normalbereich oder schwankt nur leicht. Nach außen hin ist die Erkrankung deshalb nicht immer sofort erkennbar. Trotzdem kann sie ernsthafte gesundheitliche Folgen haben.

Dein Befund, verständlich erklärt.

Du hast einen Arztbericht oder Befund den du nicht verstehst? Dann nutze Simply Onno, um dir diesen in einfache Sprache übersetzen und erklären zu lassen.

Mehr Infos

Warum entsteht Bulimie?

Die Ursachen sind vielfältig und nicht immer eindeutig. Häufig spielen mehrere Faktoren zusammen. Viele Betroffene berichten von einem starken Druck, schlank sein zu müssen, oder von einem sehr kritischen Verhältnis zum eigenen Körper. Auch familiäre Belastungen, Stress, Leistungsdruck oder negative Erlebnisse in der Vergangenheit können eine Rolle spielen. Es gibt Hinweise darauf, dass auch genetische und biologische Einflüsse das Risiko für die Entwicklung einer Essstörung erhöhen.

Bulimie entwickelt sich meist schleichend. Anfangs stehen vielleicht Diäten oder ein ständiges Nachdenken über das eigene Gewicht im Vordergrund. Im Laufe der Zeit geraten das Essverhalten und die Gedanken immer stärker aus dem Gleichgewicht, bis die Essanfälle und das anschließende Kompensieren zum festen Bestandteil des Alltags werden.

Typische Anzeichen und Symptome

Die Erkrankung zeigt sich nicht nur im Essverhalten. Viele Betroffene leiden unter starker innerer Anspannung, Schuldgefühlen oder Scham nach den Essanfällen. Oft wird versucht, die Symptome zu verbergen, was zu sozialem Rückzug und Einsamkeit führen kann. Körperlich kann Bulimie unter anderem zu Zahnschäden, Halsschmerzen, Herzrhythmusstörungen, Schwächegefühl, Verdauungsbeschwerden und Zyklusstörungen führen. Durch das häufige Erbrechen verliert der Körper wichtige Mineralstoffe, was auf Dauer gefährlich werden kann.

Wie wird Bulimie festgestellt?

Die Diagnose wird in der Regel durch ein ausführliches Gespräch mit einer Ärztin, einem Arzt oder einer Psychotherapeutin gestellt. Dabei geht es um das Essverhalten, die Gedanken rund ums Essen und mögliche Begleitbeschwerden. Oft werden auch körperliche Untersuchungen und Laborwerte erhoben, um mögliche Folgen der Erkrankung zu erkennen. Manchmal werden Fragebögen eingesetzt, die helfen, das Ausmaß der Essstörung einzuschätzen.

Ist Bulimie gefährlich?

Viele machen sich Sorgen, wie schlimm die Diagnose ist. Bulimie kann ernsthafte gesundheitliche Folgen haben, besonders wenn sie über längere Zeit unbehandelt bleibt. Der ständige Wechsel zwischen Essanfällen und Erbrechen belastet den Körper stark. Es können Herzprobleme, Nierenschäden, Mangelerscheinungen oder Störungen im Hormonhaushalt auftreten. Auch die psychische Belastung ist oft groß. Trotzdem gibt es gute Möglichkeiten, die Erkrankung zu behandeln und wieder zu einem gesünderen Umgang mit Essen und dem eigenen Körper zu finden.

Behandlung und Wege aus der Bulimie

Im Mittelpunkt der Therapie steht meist eine Psychotherapie, oft in Form einer kognitiven Verhaltenstherapie. Hier geht es darum, die Hintergründe der Essanfälle zu verstehen, neue Wege im Umgang mit Stress und Gefühlen zu finden und das Essverhalten Schritt für Schritt zu normalisieren. In manchen Fällen kann auch eine medikamentöse Behandlung sinnvoll sein, vor allem wenn zusätzlich depressive Symptome auftreten.

Wichtig ist, sich Unterstützung zu holen, sei es bei einer Beratungsstelle, einer Ärztin oder einer Psychotherapeutin. Auch der Austausch mit anderen Betroffenen in einer Selbsthilfegruppe kann helfen, sich weniger allein zu fühlen und neue Kraft zu schöpfen.

Was kann man selbst tun?

Ein erster Schritt ist, offen über die eigenen Sorgen zu sprechen. Das kann Überwindung kosten, doch es hilft, sich nicht mehr verstecken zu müssen. Kleine Veränderungen im Alltag, zum Beispiel regelmäßige Mahlzeiten, das Führen eines Ernährungstagebuchs oder bewusste Pausen beim Essen, können helfen, wieder ein besseres Gefühl für den eigenen Körper zu entwickeln. Es ist wichtig, Geduld mit sich zu haben und Rückschläge nicht als Scheitern zu sehen.

Das Umfeld spielt ebenfalls eine große Rolle. Verständnis, Geduld und Unterstützung durch Freundinnen, Freunde oder Familie können den Weg aus der Bulimie erleichtern. Auch wenn der Heilungsprozess manchmal länger dauert, gibt es viele Möglichkeiten, wieder zu mehr Lebensqualität und Selbstvertrauen zurückzufinden.

Bulimie ist eine ernstzunehmende Erkrankung, aber sie ist behandelbar und niemand muss diesen Weg allein gehen. Wer frühzeitig Hilfe sucht, hat gute Chancen auf eine nachhaltige Besserung.

BITTE BEACHTEN

Dieser Artikel dient ausschließlich der allgemeinen Information und kann nicht das persönliche Gespräch mit einer Ärztin oder einem Arzt ersetzen. Für eine individuelle Diagnose, Therapieempfehlung und Behandlung konsultieren Sie bitte immer medizinisches Fachpersonal.

Mit dem Latein am Ende?

Du willst einfach nur wissen, was dein Befund bedeutet?
Wir erklären ihn dir. Kostenlos, anonym und ärztlich geprüft.

Simply Onno

Datenschutz

Impressum

AGB