Breitbasige Bandscheibenprotrusion – Was steckt dahinter?

Breitbasige Bandscheibenprotrusion – Was steckt dahinter?

PD Dr. med. Witold Polanski

Eine breitbasige Bandscheibenprotrusion bezeichnet eine Vorwölbung der Bandscheibe, bei der sich das Bandscheibengewebe auf einer größeren Fläche nach außen wölbt, ohne dass die äußere Hülle der Bandscheibe vollständig einreißt.

Wie entsteht eine solche Vorwölbung?

Die Bandscheiben liegen wie kleine Puffer zwischen den einzelnen Wirbelkörpern der Wirbelsäule. Sie bestehen aus einem weichen Kern, der von einer festeren Hülle umgeben ist. Im Laufe des Lebens können die Bandscheiben an Elastizität verlieren oder durch Belastung kleine Veränderungen entwickeln. Bei einer Protrusion schiebt sich der innere Kern nach außen gegen die Hülle, diese bleibt aber noch intakt. Im Unterschied zu einem Bandscheibenvorfall (medizinisch: Prolaps) reißt die Hülle hier also nicht komplett ein.

Der Begriff „breitbasig“ beschreibt, dass sich die Vorwölbung nicht nur punktuell, sondern auf einer breiteren Fläche entlang der Bandscheibe zeigt. Oft ist damit gemeint, dass mehr als ein Viertel oder sogar die Hälfte des Bandscheibenumfangs betroffen ist.

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Was bedeutet das für den Rücken?

Eine breitbasige Bandscheibenprotrusion ist eine der häufigeren Veränderungen, die bei einer MRT-Untersuchung der Wirbelsäule festgestellt werden. Sie kann an verschiedenen Abschnitten der Wirbelsäule auftreten, am häufigsten aber im Bereich der Lendenwirbelsäule oder Halswirbelsäule. Ob und welche Beschwerden auftreten, hängt davon ab, ob die Vorwölbung auf umliegende Nerven oder das Rückenmark drückt.

Nicht jede breitbasige Protrusion verursacht direkt Schmerzen oder andere Symptome. Viele Menschen leben jahrelang mit solchen Veränderungen, ohne es zu merken. Erst wenn die Wölbung auf Nervenwurzeln oder das Rückenmark drückt, können Beschwerden entstehen. Typisch sind dann Rückenschmerzen, manchmal ausstrahlend in Beine oder Arme, ein Kribbeln oder Taubheitsgefühl und in seltenen Fällen auch Muskelschwäche.

Ist das schlimm? Muss man sich Sorgen machen?

Die Diagnose kann zunächst verunsichern, besonders wenn sie zufällig im Rahmen einer Bildgebung entdeckt wurde. Viele fragen sich: Bedeutet das, dass die Bandscheibe „kaputt“ ist oder eine Operation nötig wird? In den meisten Fällen ist eine breitbasige Bandscheibenprotrusion kein Grund zur Panik. Solche Veränderungen sind mit zunehmendem Alter weit verbreitet und gehören oft zu den normalen Verschleißerscheinungen der Wirbelsäule.

Ernst wird es meist nur dann, wenn die Vorwölbung tatsächlich auf Nerven drückt und dadurch starke, anhaltende Schmerzen, Lähmungserscheinungen oder Probleme mit Blase und Darm auftreten. Solche Warnsignale sollten immer rasch ärztlich abgeklärt werden.

Behandlungsmöglichkeiten und was jetzt zu tun ist

Ob eine Behandlung notwendig ist, hängt vor allem von den Beschwerden ab. Liegt nur eine Veränderung im MRT vor, aber keine Symptome, besteht in der Regel kein akuter Handlungsbedarf. Bei Schmerzen oder Missempfindungen stehen meist zunächst konservative Maßnahmen im Vordergrund. Dazu zählen gezielte Bewegungstherapie, Physiotherapie, schmerzlindernde Medikamente und manchmal auch Wärmeanwendungen.

Nur selten ist eine Operation erforderlich, zum Beispiel wenn starke neurologische Ausfälle auftreten oder die Beschwerden trotz aller anderen Maßnahmen nicht besser werden. In den allermeisten Fällen bessern sich die Symptome mit der Zeit und einer gezielten Behandlung deutlich.

Was hilft im Alltag?

Regelmäßige Bewegung, gezieltes Training der Rückenmuskulatur und das Vermeiden von Überlastung sind wichtige Bausteine, um die Wirbelsäule langfristig zu entlasten. Auch eine ergonomische Gestaltung des Arbeitsplatzes und das richtige Heben schwerer Gegenstände können helfen, weitere Probleme zu vermeiden. Wer unsicher ist, was im Einzelfall sinnvoll ist, kann sich von einer Physiotherapeutin oder einem Physiotherapeuten beraten lassen.

Zusammengefasst ist eine breitbasige Bandscheibenprotrusion eine häufige, meist gutartige Veränderung der Wirbelsäule, die nicht immer Beschwerden verursachen muss. Entscheidend ist, wie sich der eigene Körper anfühlt und ob Symptome auftreten. Bei Unsicherheit oder neuen Beschwerden ist eine ärztliche Abklärung ratsam, um gemeinsam das weitere Vorgehen zu besprechen.

BITTE BEACHTEN

Dieser Artikel dient ausschließlich der allgemeinen Information und kann nicht das persönliche Gespräch mit einer Ärztin oder einem Arzt ersetzen. Für eine individuelle Diagnose, Therapieempfehlung und Behandlung konsultieren Sie bitte immer medizinisches Fachpersonal.

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